Kiew, 30. Juli 2015 – Anlässlich des Welttags zur Bekämpfung von Menschenhandel veröffentlichte die Internationale Organisation für Migration (IOM) soziologische Daten über die Gefahr von ungeregelten Migrationen und den Menschenhandel in der Ukraine. Laut dem Bericht, der von der ukrainischen Forschungsgesellschaft GfK für die IOM vorbereitet wurde, nahm die Anzahl der Menschen in der Ukraine in letzter Zeit zu, die aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten bereit sind, einer inoffiziell Arbeit im Ausland zuzustimmen. Nach den Daten der IOM waren der Hauptanteil unter den Befragten junge Personen im Alter von 18 bis 35 Jahren. „In erster Linie interessierten wir uns, ob sie Verwandte haben, die im Ausland arbeiten und ob sie planen, selbst Arbeit außerhalb der Ukraine zu finden. Seit 2006 verringerte sich die Anzahl der inoffiziellen Beschäftigten. Vor 9 Jahren arbeiteten über 328.000 Personen illegal. 2015 lag diese Zahl bei fast 209.000. Allerdings nahm die Anzahl jener, die im Ausland arbeiten wollen, von 3 Prozent 2006 auf 7 Prozent in diesem Jahr zu. Das sind fast 3 Mio. Personen“, berichtete Inna Wolosewitsch, die Abteilungsleiterin für Sozial- und Politikforschung bei der Gesellschaft GfK in der Ukraine, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.
Nach ihren Angaben ist für die Ukrainer Arbeit in Deutschland und Polen am attraktivsten. „In letzter Zeit beobachten wir die Tendenz, dass das Interesse an Arbeit in Russland nachlässt“, sagte die Expertin. „Eine ähnliche Situation bei der Arbeitsmigration wurde auch in Moldawien beobachtet. Dabei sank das Problem der inoffiziellen Arbeit im Ausland nach der Einführung der Visafreiheit mit der EU fast auf Null“, ergänzte Inna Wolosewitsch. Die Eu-Visafreiheit für Ukrainer kann die Anzahl der Arbeitsmigranten und Opfer von Menschenhandel verringern.
Nach ihren Angaben wird in der Ukraine derzeit eine ansteigende Tendenz beim Anteil von Personen beobachtet, die potentiell von Menschenhandel gefährdet sind. „Wir arbeiteten eine Reihe von Fragen aus, die wir den Ukrainern stellten. Uns interessierte, ob sie einer inoffiziellen Arbeit zustimmen würden; ob sie zustimmen würden, in geschlossenen Räumen zu arbeiten; ob sie illegal ausreisen würden, um in einem nicht-registrierten Unternehmen zu arbeiten; und ob sie dem Arbeitgeber ihren Pass für die Zeit der Arbeit abgeben würden. Die Antworten waren unerfreulich: 21 Prozent der Befragten stimmten diesen Arbeitsbedingungen zu, was fast 200.000 Personen sind“, berichtete die Expertin.
Gleichzeitig, mit Stand vom Juli 2015, wurden nach Daten des Sozialministeriums 94 Bürger als Opfer von Menschenhandel registriert. Diese Leute wurden zur Arbeit gezwungen, sexuell ausgebeutet, dazu genötigt, sich an militärischen Konflikten zu beteiligen, Blut zu spenden und zu betteln. „Unter ihnen sind 88 ukrainische Staatsbürger und 6 Ausländer“, berichtete der Abteilungsleiter für Familien- und Genderpolitik, sowie für Maßnahmen gegen Menschenhandel am Ministerium für Sozialpolitik in der Ukraine, Natalja Fedorowitsch. „Laut dem ukrainischen Gesetz „Über Maßnahmen gegen Menschenhandel“ kann eine Person, die Opfer von Menschenhandel wurde, sofern notwendig, psychologische, medizinische, juristische und eine einmalige materielle Hilfe erhalten“, erklärte die Abteilungsleiterin.
Es ist auch möglich, von der Internationalen Organisation für Migration psychologische, medizinische und finanzielle Hilfe zu erhalten. „Innerhalb von 15 Jahren unterstützte die IOM-Vertretung in der Ukraine 11.200 Personen, die Opfer von Menschenhandel wurden“, teilte der stellvertretende Chef der IOM-Vertretung in der Ukraine, Stephen Rogers, mit.