Kiew, 30. Juli 2015 – Mit Beginn der Kriegshandlungen erwachte die Zivilgesellschaft von Mariupol – alles fing mit den Freiwilligen und der Unterstützung der Armee und der Flüchtlinge an. Heute haben die meisten Freiwilligenorganisationen ihre Tätigkeit auch auf die öffentliche Arbeit ausgedehnt, insbesondere auf die Kontrolle der Lokalbehörden. „Derzeit gibt es in Mariupol praktisch keine Prozesse, in die die Aktivisten keinen Einblick haben, wodurch die Behörden nicht mehr nach ihren alten Methoden arbeiten, sowie die Interessen der Stadt und der Bevölkerung missachten können. Wir glauben, dass das der richtige Weg ist“, berichtete Irina Perkowa, die Vorsitzende des „Öffentlichen Fernsehen Priazow“, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.
Am 15. April wurde der Öffentliche Rat beim Exekutivkomitee des Stadtrats von Mariupol gegründet, dem 60 Zivilorganisationen angehören. Der Rat wurde dazu gegründet, die Lebensqualität der Menschen von Mariupol zu verbessern und um die Lokalbehörden zu kontrollieren. Allerdings, so Lydia Mugli, die Vorsitzende des ausführenden Komitees des Stadtrats von Mariupol, unterstützten die Behörden die Existenz dieses Öffentlichen Rats auf Initiative der Zivilgesellschaft nicht und ließen sich auf keinen Dialog ein.
Nach Meinung von Petro Andrjuschtschenko, dem Vertreter der Initiativgruppe „Vmeste“ („Gemeinsam“), fehlen positive Änderungen in den Behörden, die weiterhin korrupt und absolut intransparent sind, was den Separatismus in der Stadt fördert. Die Initiativgruppe „Vmeste“ sieht ihre Hauptaufgabe darin, gegen die Korruption und alten Methoden vorzugehen, die von den Behörden weiter angewandt werden. „Unserer Organisation gelang es bereits, die Beschließung aller regulativen Normen in Mariupol transparent und öffentlich zu machen. Die Abgeordnetenkommission und die Tätigkeit des Stadtrats sind jetzt endlich öffentlich“, berichtete Petro Andrjuschtschenko.
Nach den Worten von Spartak Stepnow, dem Vertreter des Vereins zur Förderung der Verteidigung der Ukraine in Mariupol und im Gebiet von Donezk, verstehen die Bewohner von Mariupol, dass sich der Konflikt mit Russland längere Zeit hinziehen wird und dass von diesem Konflikt immer eine Bedrohung ausgeht, weshalb man Spezialisten vorbereiten und die Kinder vom Schulalter sensibilisieren muss. Gerade deshalb arbeitet die Organisation mit Schulen zusammen und nimmt aktiv Kontakt mit Bildungseinrichtungen auf. Die Organisation ist auch in anderen Städten tätig, und bereitet sogar internationale Projekte vor. Der Verein zur Förderung der Verteidigung der Ukraine in Mariupol und im Gebiet von Donezk bildet Spezialisten, Soldaten und Leute aus Zivilberufen militärisch aus. „In Mariupol hören die Behörden bisher nichts und verkennt alle Prozesse, die in der Stadt ablaufen. In erster Linie muss sich die Stadt von einer industriellen in eine militärindustrielle Stadt wandeln“, ergänzte Stepnow.