Der „Marsch der Gleichheit 2016“ war der größte, offenste und friedlichste in der Geschichte der Ukraine

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Kiew, 12. Juni 2016 – In Kiew war der „Marsch der Gleichheit 2016“ die größte Aktion zum Schutz der LGBT-Rechte in der Geschichte der Ukraine. „Es war der größte, offenste und friedlichste Marsch der Gleichheit. […] Wir schätzen die Teilnehmerzahl auf insgesamt 2.000 Personen, was für uns ein riesiger Schritt vorwärts ist“, sagte Ruslana Panuchnyk, die Vertreterin von „KievPride“, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center. Sie erinnerte daran, dass in den Jahren zuvor nur zwischen 80 und 300 Personen kamen.

Marsch der Gleichheit verlief absolut friedlich

„Ich bedanke mich bei der Nationalpolizei, der Kiewer Stadtverwaltung, unseren internationalen Kollegen, den Vertretern internationaler und ukrainischer Bürgerrechtsorganisationen, sowie allen, die uns unterstützten. Wir kamen unserem Ideal einen großen Schritt näher, das darin besteht, friedlich für Menschenrechte zu demonstrieren, die die LGBT-Rechte mit umfassen“, sagte Ruslana Panuchnyk.

Die Teilnehmer der Aktion berichteten, dass der Marsch der Gleichheit absolut friedlich verlief. „Es gab nur einen bedauerlichen Zwischenfall, eineinhalb Stunden nach dem Ende der Aktion. Jemand wurde verprügelt und ist gerade mit unseren Anwälten im Krankenhaus“, berichtete Ruslana Panuchnyk.

Zudem bemängelte sie, dass sich einzelne Polizisten erlaubten, homophobe Witze und Beleidigungen gegenüber Teilnehmern der Aktion zu machen, als sie zu den bereitstehenden Bussen gingen, die sie aus dem Stadtzentrum bringen sollten. Allerdings wurde die Arbeit der Polizei insgesamt sehr positiv wahrgenommen.

„Ich begrüße die gesamten Bemühungen der Stadtbehörden zum Schutz der Aktion. Genau so soll es in einer reifen Demokratie ablaufen“, sagte Sophie in’t Veld, die Vizevorsitzende der LGBT-Intergroup und erste Vizepräsidenten der liberalen Fraktion im Europaparlament.

„Wir sind sehr froh, dass sich die Nationalpolizei von ihrer besten Seite zeigte. Sie waren tolerant und sorgten für Sicherheit. […] Wir glaubten bis zum Schluss nicht, dass die Sicherheit der Teilnehmer mit dieser Polizeistärke gewährleistet werden könne. Doch das, was sie verantwortungsbewusst vorbereitet hatten, lässt hoffen, dass man jede Großaktion zum Schutz der Menschenrechte entsprechend organisieren kann. Dafür danken wir Ihnen sehr!“, sagte Dmitrij Mazurok, Vertreter der ukrainischen Helsinki Gruppe für Menschenrechte.

Kiew ist eine tolerante Stadt

„Das beste Ergebnis des heutigen Tages ist nicht nur der Fakt, dass es ein Feiertag zum Schutz der Vielfalt und fundamentalen Menschenrechte war, sondern dass dieser Tag auch Kiew ein sehr positives Gesicht als offene, gastfreundliche und tolerante Stadt gab“, sagte Sophie in’t Veld.

Sie antwortete auch auf die Frage über den Sinn vergleichbarer Veranstaltungen in einem Land, das sich in einer Krise und im Krieg befindet, dass solche Probleme kein Grund dafür sein dürfen, nicht auf sonstige Menschenrechte aufmerksam zu machen.

„Außerdem hängt die Lösung dieser Probleme direkt damit zusammen. Die Gesellschaft sorgt sich um Fragen des Friedens, der Stabilität und einer vernünftigen Staatsverwaltung, aber der Eckstein dafür sind Demokratie und der Schutz von fundamentalen Menschenrechten“, betonte sie.

Die Aktivisten hoffen nun, dass die Gesellschaft in Zukunft so tolerant wird, damit die Durchführung von solchen Märschen der Gleichheit nicht mehr diese beispiellosen Sicherheitsmaßnahmen erfordern.

Härtere Strafen  für Verbrechen auf Grund von Hass

Ruslana Panuchnyk ergänzte, dass die Ukraine hierzu härtere Strafen für Verbrechen auf Grundlage von Hass einführen soll. Dies könnte ein wichtiges Instrument sein, um Mitglieder von radikalen Gruppen festzunehmen, damit Angriffe auf Teilnehmer solcher Aktionen vermieden werden können.

Die Aktivisten teilten auch mit, dass sich die Regionen mehr und mehr der Pride-Bewegung anschließen. In diesem Jahr findet der Marsch der Gleichheit bereits das zweite Mal in Odessa statt.