Was auf der Krim vor sich geht

In den vergangenen Tagen haben sich die Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland verschärft. Ein Grund dafür war die Situation auf der okkupierten Krim. Der FSB beschuldigt das ukrainische Verteidigungsministerium, eine Anschlagsserie auf der Halbinsel vorbereitet zu haben. Die ukrainische Seite dementiert diese Anschuldigungen. Was tatsächlich auf der Krim geschah und welche Folgen diese Verschärfung der nachbarschaftlichen Beziehungen haben kann, versucht das Ukraine Crisis Media Center zu erklären

Wie diese Situation startete?

Seit dem 7. August am Morgen schloss Russland alle drei Passierstellen zwischen der Krim und dem Gebiet von Cherson für den Verkehr. In den folgenden Tagen öffneten die Passierstellen teilweise wieder, wurden aber dann wieder erneut geschlossen.

Von Russland gab es keine offiziellen Informationen, aber ukrainische Grenzsoldaten stellten nur fest, dass die russische Seite ihre Arbeit unterbrach und wieder aufnahm. Russische Medien berichteten, dass ukrainische Saboteure in der Nähe von Armjansk (auf der okkupieren Krim) Sabotageakte begingen.

Ukrainische Militäraufklärung plannte einen Terroranschlag auf der Krim?

Heute (am 10. August) teilte der FSB mit, dass sie mehrere ukrainische Staatsbürger festgenommen hätten, die angeblich einen Terroranschlag auf der okkupierten Krim durchführen wollten. Bei der Verhaftung kam ein Mitarbeiter des FSB ums Leben.

„Der russische Sicherheitsdienst gab bekannt, dass auf der Krim Terroranschläge geplant waren, die von der Hauptverwaltung der Militäraufklärung beim ukrainischen Verteidigungsministerium vorbereitet wurde und sich gegen lebenswichtige Infrastruktur- und Lebenserhaltungsobjekte auf der Halbinsel richtete“, behauptete der FSB.

„Es wurden ukrainische und russische Staatsbürger festgenommen, die an der Vorbereitung der Terroranschläge beteiligt waren. Sie machten entsprechende Aussagen“, heißt es in der Meldung. Der FSB nannte als Organisator der Terroranschläge Ewgenij Panow, Jahrgang 1977, aus dem Gebiet von Saporischschja.

Der FSB beschuldigt das ukrainische Militär, dass es in der Nacht zum 8. August 2016 versuchte, auf das Gebiet der okkupierten Halbinsel „durchzubrechen“. Dies besagt eine Meldung, die auf der offiziellen Website des FSB veröffentlicht wurde.

„Sondereinheiten des ukrainischen Verteidigungsministeriums versuchten zweimal, mit Sabotage- und Terrorgruppen durchzubrechen, was von den russischen FSB-Einheiten und dem Zusammenwirken der Ämter verhindert wurde. Die Durchbruchsversuche wurden durch massiven Beschuss seitens des benachbarten Staates und mit gepanzerten Streitkräften der Ukraine unterstützt. Während des Feuerkontakts kamen Soldaten des russischen Verteidigungsministeriums ums Leben“, behaupteten die Sonderdienste der Besatzer.

Erklärung des ukrainischen Generalstabs

Der ukrainische Generalstab dementiert die Behauptung des russischen Geheimdiensts (FSB), dass dieser ein Agentennetz des ukrainischen Geheimdiensts gesprengt hätte, um Terroranschläge auf der Krim zu verhindern.

Darüber berichtete der Sprecher des ukrainischen Generalstabs, Wladyslaw Selesnew, wie „Radio Swoboda“ mitteilt. Er bezeichnete die Behauptung der russischen Seite erneut als „Provokation“.

„Der FSB wartete vier Tage lang und dann kam eine Meldung, die in sozialen Netzwerken kursierte. Aber gerade gestern berichtete Wadym Skibizkij von der Hauptverwaltung der Militäraufklärung beim ukrainischen Verteidigungsministerium, dass der FSB auf dem Gebiet der okkupierten Krim eine Antiterrorübung durchführte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Meldung (des FSB) Teil der Informationskampagne für die Durchführung dieser Übung ist“, sagte Wladyslaw Selesnew.

Stellungnahme des ukrainischen Verteidigungsministeriums

Das ukrainische Verteidigungsministerium dementiert Informationen, die vom FSB verbreitet wurden, dass eine Abteilung des Geheimdiensts beim ukrainischen Verteidigungsministerium in Sabotagetätigkeiten auf dem Gebiet der vorübergehend okkupierten Autonomen Republik Krim beteiligt war.

„Diese Behauptung seitens des FSB ist wieder ein Versuch, eine Verlegung von Streitkräften und aggressive Handlungen der Russischen Föderation auf der vorübergehend okkupierten Halbinsel zu rechtfertigen. Damit versuchen die Vertreter der russischen Sonderdienste, die Lokalbevölkerung und die Weltgemeinschaft von verbrecherischen Handlungen bei der Umgestaltung der Halbinsel in eine Militärbasis abzulenken. Es gibt absolut keine Gründe für die Behauptung, dass die Halbinsel vom Festland der Ukraine aus beschossen wurde“, teilte die Pressestelle des Verteidigungsministeriums mit.

Bild: inforesist.org

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Putin zu dem angeblichen Tod von russischen Soldaten auf der Krim: „Wir werden so etwas nicht dulden“

Der russische Präsident Wladimir Putin kommentierte den Tod russischer Soldaten bei der angeblichen Vereitelung eines Terroranschlags auf der Krim gegenüber Journalisten mit den Worten: „Wir werden so etwas nicht dulden.“

„Nach allem zu urteilen gingen die Leute, die in Kiew an der Macht sind und daran festhalten, statt nach Kompromissen zu suchen […] und statt eine friedliche Regelung zu finden, zu Terroranschlägen über“, erklärte Putin.

Nach seinen Angaben sieht der Kreml in diesem Zusammenhang auch den Anschlag auf den Führer des Luhansker Gebiets und jetzt den Versuch auf der Krim.

„Der Versuch, einen Gewaltausbruch und Zusammenstoß zu provozieren ist nichts anderes als der Wunsch, die Öffentlichkeit des Landes von den Menschen abzulenken, die in Kiew die Macht übernahmen und die weiterhin das eigene Volk ausrauben, um so lange wie möglich an der Macht zu bleiben und damit die Bedingungen zu schaffen, die eigenen Bürger weiter zu bestehlen“, sagte Putin.

Er erklärte, dass dies ein „sehr gefährliches Spiel“ sei und Russland Maßnahmen unternimmt, um die Sicherheit zu gewährleisten.

„Wir werden natürlich alles unternehmen, um die Sicherheit der Infrastrukturobjekte und Bürger zu gewährleisten. Wir werden zusätzliche Maßnahmen einsetzen, wobei das ernstzunehmende Maßnahmen sein werden, auch technische, aber nicht nur“, betonte Putin.

Es wurden Angaben über den festgehaltenenen Ukrainer bekanntgegeben

Es wurden Einzelheiten über den Ukrainer aus dem Gebiet von Saporischschja bekannt, den der FSB auf der okkupierten Krim gefangen nahm und der Sabotage bezichtigt.

Ewgenij Panow, 39jähriger Aktivist bei der „Selbstverteidigung“ aus Energodar, berichtete Depo.Saporischschja. Vor Kurzem war er einer der Protagonisten bei dem Projekt „The Ukrainians“. Er arbeitete als Fahrer beim Atomkraftwerk von Saporischschja. Im Frühjahr 2014 stand er an einem Checkpoint an der Stadteinfahrt. Später meldete er sich als ATO-Kämpfer. Heute ist er Mitglied des städtischen Exekutivkomitees und Aktivist bei der „Selbstverteidigung“.

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Ewgenij Panow wurde aus der Ukraine entführt

Der „ukrainische Saboteur“ Ewgenij Panow, der von russischen Behörden beschuldigt wird, angeblich Sabotageakte auf dem Gebiet der annektierten Krim begangen zu haben, wurde aus dem Gebiet von Saporischschja entführt und auf die Krim gebracht. Dies berichtete sein Bruder, Igor Koteljanez.

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Nach Angaben von Koteljanez fuhr Ewgenij Panow am 6. August morgens zu einem Treffen mit Freunden aufs Land und verschwand dabei. Dieser Ausflug war nicht geplant. Ewgenij wollte ins Militärhospital von Saporischschja zu einer planmäßigen Reha, nachdem er an der Antiterroroperation (ATO) teilnahm. Letztlich verzichtete er auf die Fahrt ins Hospital. Laut Angaben von Kateljanez interessierte sich sein Bruder nicht für die Krim. Er half ATO-Veteranen und war ehrenamtlich tätig. Seiner Meinung nach könnte die Entführung von Ewgenij ein Komplott sein, um diese Geschichte für einen großangelegten Angriff auf die Ukraine zu nutzen.

Laut Interviews mit Soldaten des Bataillons der ukrainischen Streitkräfte, in denen Jewhen Panow gedient hatte, war Panow nahe Awdijiwka und Mariupol im Einsatz. Er wurde bereits im August 2015 aus dem Militärdienst entlassen.

UCMC sammelte die Berichte der ukrainischen Medien über mögliche Ursachen für die jüngsten Ereignisse auf der Krim: Fall Gleiwitz, Mainila-Zwischenfall, Georgienkrieg, betrunkene russische Soldaten (auf Deutsch).

11.05 Die “Ermittler” der russischen Besatzer auf der Krim haben “Strafverfahren” wegen versuchter Terroranschläge in der Region eingeleitet. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf “eine Quelle in den Strafverfolgungsbehörden der Region”.

14.45 Während des Treffen mit den Leitern der Sicherheitsbehörden und des Außenamtes hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko den Auftrag erteilt, alle Einheiten der Sicherheitskräfte nahe der Verwaltungsgrenze des Gebiets Cherson zur besetzten Autonomen Republik Krim in erhöhte Gefechtsbereitscahft zu versetzen.

16.13 Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat im Zusammenhang mit den Provokationen der Russischen Föderation auf der Krim die Nationalgarde und die Polizei angewiesen, den Schutz strategisch wichtiger Einrichtungen und Infrastruktur-Objekte zu verstärken, um mögliche Terroranschläge zu verhindern. Wegen des provokativen Vorgehens der Russischen Föderation auf der besetzten Krim und wegen der Eskalation der Lage im Donbass seitens der Russischen Föderation hat Poroschenko ein Treffen mit den Leitern der Sicherheitsbehörden und des Außenamtes durchgeführt.

16.45 Der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine baut die Gruppierungen von Truppen an der Verwaltungsgrenze zur Krim aus und hat die Einheiten in erhöhte Gefechtsbereitschaft versetzt. Das erklärte der Generalstabschef Wiktor Muschenko.

17.46 Der UN-Sicherheitsrat hat mit einer Sitzung hinter verschlossenen Türen zu den russischen Provokationen auf der Krim begonnen. Das teilte der Leiter der Ständigen Vertretung der Ukraine bei den Vereinten Nationen, Wolodymyr Jeltschenko, mit.

18.14 Ein Gericht in Simferopol, das sich unter der Kontrolle der Besatzungsbehörden der Halbinsel befindet, hat gegen den ukrainischen Staatsbürger Jewhen Panow eine Haft von zwei Monaten verhängt. Er wird vom FSB verdächtigt, Terroranschläge auf der Krim vorbereitet zu haben. Die Sitzung fand hinter verschlossenen Türen statt , obwohl der FSB auf einer öffentlichen Anhörung bestanden hatte.

18.36 Das russische Außenministerium nannte den Namen eines weiteren Mannes, der wegen der Vorbereitung von “Terroranschlägen” auf der Krim festgenommen wurde. Neben Jewhen Panow ist auch Andrij Sachtej in Haft. “Als Ergebnis von Maßnahmen, die von der russischen Seite auf dem Territorium der Republik Krim durchgeführt wurden, wurde ein Agentennetz der Hauptabteilung für Aufklärung des Verteidigungsministeriums der Ukraine  liquidiert. Festgenommen wurden Bürger der Ukraine und Russlands, die bei der Vorbereitung von Terroranschlägen behilflich waren”, heißt es in der Erklärung.

Russische Medien verbreiten ein Video, auf dem Jewhen Panow vom FSB verhört wird. Er wird vom russischen Geheimdienst verdächtigt, Terroranschläge auf der Krim vorbereitet zu haben. In dem Video sagt Panow, er habe an Kampfhandlungen in der Zone der Anti-Terror-Operation im Donbass teilgenommen. Darüber hinaus berichtet Panow, er sei nach Kiew eingeladen worden, wo ihm erklärt worden sei, dass eine Gruppe für subversive Aktionen auf dem Territorium der “Republik Krim” gebildet werde. Die Operation selbst sei angeblich von der Hauptabteilung für Aufklärung des Verteidigungsministeriums der Ukraine geplant worden.

12. August 2016

13:57 – Russland kann alle russische diplomatische Vertretungen in der Ukraine schließen

Uhr Laut russischen Medienberichten zieht es der Kreml in Betacht, die diplomatischen Beziehungen zur Ukraine abzubrechen, da Russland meint, der ukrainische Geheimdienst habe auf der Krim einen Sabotageakts begehen wollen. Wie „Iswestija“ berichtet, könnte Moskau auf die Kiewer Aktionen mit der Schließung aller russischen diplomatischen Vertretungen und dem Abzug der diplomatischen Mitarbeiter antworten.

13:57 Uhr – Ein zweiter ukrainischer Saboteur wurde bekanntgegeben

Anton Geraschtschenko, Berater des Innenministeriums, veröffentlichte nähere Informationen über den zweiten „ukrainischen Saboteur“, den FSB-Mitarbeiter auf der Krim gefangen nahmen.

„Gestern gab der FSB bekannt, dass ein zweiter ukrainischer Saboteur gefangen genommen wurde – Andrej Romanowitsch Sachtej, 41-jähriger Arbeitsleiter aus Jewpatorija“, schrieb Geraschtschenko auf seiner Facebook-Seite.

Laut Daten von Geraschtschenko, die aus öffentlichen Quellen zusammengestellt wurden, vertritt Sachtej eine „antiukrainische Einstellung“ und wurde zweimal verurteilt. Er wurde 1998 zu einer sechseinhalbjährige Haftstrafe wegen Raubs verurteilt, wovon er vier Jahre in der Strafkolonie von Lwiw saß. 2008 wurde er wegen Betrugs, Dokumentenfälschung und mehreren anderen Verbrechen erneut verurteilt. Weil er Schulden hatte, flüchtete er nach Moskau und später nach Jewpatorija (auf der Krim). Während des Maidans verbreitete er antiukrainische Parolen.

14:57 UhrDer Nachrichtendienst bestätigte, dass es in der Nacht vom 6. auf den 7. August eine Schießerei unter russischen Soldaten auf der Krim gab, die gegenseitig nicht rechtzeitig erkannten, dass sich ihnen „ihre“ näherten.

15:13 Uhr – Der festgenommene Ukrainer stand unter physischem Druck des FSB

Der ukrainische Geheimdienst analysierte das Video des beschuldigten „Saboteurs“ Ewgenij Panow, das im Internet veröffentlicht wurde. Panow stand möglicherweise unter physischem Druck des FSB, als er diese Aussagen machte. Dies wurde heute bei einer Pressekonferenz erklärt, bei der der Vertreter der Hauptverwaltung beim Nachrichtendienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Wadim Skibinzkij sprach.

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16:10 Uhr – Ein neues Flugabwehrsystem wurde auf die Krim verlegt

Ein russisches Flugabwehrregiment, das auf der okkupierten Krim stationiert ist, erhielt das Flugabwehrsystem „S-400 Triumf“. Das Regiment wird an dem bevorstehenden Manöver „Kaukasus 2016“ teilnehmen. Darüber berichtete die russische Agentur TASS, die dem Kreml nahe steht.

16:30 Hat Ewgen Panow eigenständig auf die annektierte Halbinsel gefahren?

Der von russischen Sicherheitskräften auf der Krim gefangene Ukrainer Ewgen Panow fuhr eigenständig auf die annektierte Halbinsel.

Das behauptet der Vertreter der Hauptverwaltung beim ukrainischen Nachrichtendienst, Wadym Skybyzkij, wie „112-Ukraina“ mitteilt.

„Laut vorläufigen Informationen, über die wir verfügen, fuhr er eigenständig mit seinem eigenen Fahrzeug auf die Krim“, sagte Skybyzkij.