65.000 Kinder aus der Region Donezk besuchen Erholungs-Camps in der Ukraine

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Ukrainische und internationale Organisationen helfen Kindern aus dem Osten der Ukraine auf ihrem Weg zurück zu einem friedlichen Leben. Im Sommer werden für die Kinder Ferienlager organisiert, wo sie Ablenkung vom Krieg finden sollen.

Kiew, 16. August 2016 – In diesem Jahr wurden für rund 65.000 Kinder aus der Region Donezk, einschließlich der Frontgebiete, Erholungsmaßnahmen organisiert. Die meisten Kinder besuchten tagsüber Ferienlager an ihrem Wohnort, aber auch in anderen Städten der Region Donezk. Es gibt etwa 430 solcher Einrichtungen. Ein Teil der Kinder reiste in andere Regionen des Landes.

So konnten sich die Kinder in den Gebieten Winnyzja, Wolhynien, Poltawa, Ternopil, Charkiw, Cherson, Tscherniwzi und Kiew erholen. Im Laufe des Sommers wurden dort mehr als 500 Kinder aus Orten an der Kontaktlinie, aus Awdijiwka, Dserschinskjy und Wolnowacha sowie aus den Bezirken Jasynuwata, Bahmut und Mariupol, aufgenommen. Das berichtete Lilija Solkina, Leiterin der Abteilung für Familie und Jugend der Militär- und Zivilverwaltung in der Region Donezk während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher des friedlichen Lebens”, das vom deutschen Außenministerium unterstützt wird.

Was sind die Probleme bei der Organisation dieser Reisen?

Lilija Solkina zufolge ist die mangelnde Finanzierung das größte Problem in diesem Bereich, vor allem die Reisekosten zu den Lagern in andere Regionen. Unterstützung komme teilweise von staatlichen Unternehmen, Freiwilligen und privaten Unternehmern.

Sieben Lager, die bei Gewerkschaftsverbänden angesiedelt sind, werden von der Militär- und Zivilverwaltung in der Region Donezk unterstützt. Ein weiteres Problem ist, dass Eltern, vor allem die Bewohner der sogenannten “Grauzone”, ihre Kinder nicht verreisen lassen wollen.

Die Rolle internationaler Wohltätigkeitsorganisationen

Die Erholung und psychologische Rehabilitation unterstützen auch lokale und internationale Hilfsorganisationen, darunter “Caritas Mariupol”. Im Sommer organisierte sie für drei Kindergruppen Reisen in die Karpaten. Das Programm beinhaltete nicht nur Erholung und Unterhaltung, sondern auch psychologische Betreuung.

Die Organisatoren versuchten, Kinder aus Siedlungen in der “Grauzone” einzuladen, die ständig unter Beschuss ist. “Diese Kinder haben das Vertrauen in Ruhe verloren. Wegen ihrer Ängste werden sie nachts wach. Sie brauchen ständig Unterstützung, damit sie selbst lernen, diese Ängste zu überwinden, und wieder Frieden finden”, sagte Rostyslaw Sprynjuk, Leiter von Caritas Mariupol und Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Er sagte, dass mit den Kindern hochqualifizierte Psychologen arbeiten würden. Das Programm zur psychologischen Rehabilitation sei zusammen mit der Caritas in Österreich und Deutschland entwickelt worden.

Klischees über andere Regionen der Ukraine werden zerstört

Mit Hilfe der Reise wollen die Freiwilligen den Kindern andere Regionen zeigen, weil einige von ihnen noch nie ihre Stadt verlassen haben. “Als wir die Gruppe zusammenstellten, machten sich einige Eltern Sorgen, ob ihre Kinder vielleicht benachteiligt würden, wenn sie kein Ukrainisch sprechen. Deswegen wollten wir zeigen, dass die Ukraine ihnen freundlich gesinnt ist”, sagte der Leiter von Caritas Mariupol.

Lilija Solkina kündigte an, die nächste große Erholungsreise sei für Oktober geplant. “Im Oktober werden 600 Kinder aus dem Gebiet der Kontaktlinie kostenlos in die Kinderlager “Junge Garde” und “Artek” fahren, das sich jetzt in Kiew befindet”, sagte sie.

Rostyslaw Sprynjuk berichtete, dass nach Beginn des Schuljahres Caritas die Arbeit mit den Kindern in den Schulen fortsetzen werde, vor allem mit denjenigen, die nach Einschätzung von Psychologen die schwersten psychischen Probleme haben. “Das wird eine Zusammenarbeit zwischen Behörden, Aktivisten, Pädagogen und der Caritas sein”, sagte er. Auch die Familien der Kinder würden betreut. Vater Rostyslaw äußerte die Hoffnung, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden allmählich enger wird.

Derzeit prüft die Militär- und Zivilverwaltung in der Region Donezk, ob für Kinder aus den Frontgebieten längere Bildungsaufenthalte in sichereren Städten der Region Donezk oder in anderen Regionen organisiert werden können.