Selenskyj anlässlich des Internationalen Kindertags
Während des 15-monatigen umfassenden Krieges gegen die Ukraine hat Russland mindestens 483 ukrainische Kinder getötet und fast 1000 weitere verstümmelt. Dies erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einer Konferenz anlässlich des Internationalen Kindertags.
Er zitierte aus dem Tagebuch des achtjährigen Jehor aus dem belagerten Mariupol, das mit den Worten beginnt: “KRIEG. Ich habe gut geschlafen, bin aufgewacht und habe gelächelt.” “Wir leben in Zeiten, in denen so etwas ein Glück für Kinder ist. Wenn es jede Nacht Luftalarm gibt und Schlaf einfach schon ein Glück ist. Wenn es jede Nacht Raketenangriffe gibt und das Aufwachen am Morgen wirklich mit nichts zu bezahlen ist”, erklärte Selenskyj.
Er zitierte weitere Erinnerungen des kleinen Jehor: “Ich habe eine Wunde am Rücken, die Haut ist aufgerissen. Meine Schwester hat eine Kopfverletzung. Meine Mutter hat eine Wunde am Arm und eine am Bein.” Jehor schrieb auch: “Meine Großmutter Halja, zwei Hunde und meine geliebte Stadt Mariupol sind gestorben.”
Der Präsident betonte, dass Russland die Rechte von Kindern verletze und das Leben der Ukrainer zerstöre. “Die russische Aggression und der Terror zerstören seit 15 Monaten nicht nur Gebäude, sondern auch grundlegende Menschenrechte – die Grundrechte unserer Kinder. Das Recht auf eine sichere Umwelt, auf Bildung, das Recht auf Entwicklung, auf Gesundheitsversorgung, das Recht auf Ruhe, Freizeit, und das Wichtigste ist das unveräußerliche und wichtigste Recht eines Kindes auf Leben. Das Recht, das Russland mindestens 483 ukrainischen Kindern genommen hat”, sagte Selenskyj und fügte hinzu: “Russland hat getötet – und genau deshalb werde ich solche Formulierungen verwenden – Russland hat mindestens 483 Kinder getötet.”
Der Präsident erinnerte an die Raketenangriffe auf Entbindungskliniken in Mariupol und Cherson, die Zerstörung von mehr als 1000 Kindergärten und etwa 1300 Schulen in der gesamten Ukraine, die zerstörten Kinderkrankenhäuser – insgesamt mehr als 1000 medizinische Einrichtungen, Waisenhäuser und Rehabilitationszentren sowie Kinderkrankenhäuser, Bibliotheken und Sportschulen.
“Tausende und Abertausende Kinder wurden entführt, aus ihrem Leben gerissen, aus ihren Familien gerissen und illegal auf das Territorium Russlands deportiert. Wir wissen nicht genau, wie viele unserer Kinder es sind – leider ist es noch so. Aber wir wissen, dass wir sie alle zurückholen müssen. Wir wissen, dass wir die Rechte und die Sicherheit aller ukrainischen Kinder wiederherstellen müssen.”
Selenskyj ist überzeugt, dass die Wiederherstellung und Verwirklichung aller Kinderrechte “nur durch unseren gerechten Sieg, die vollständige Befreiung aller Gebiete und vollständige Sicherheit in friedlichen Städten und Dörfern erreicht werden kann”.
Vorbereitungen für den Friedensformel-Gipfel begonnen
Die Ukraine hat zusammen mit ihren Partnern mit den Vorbereitungen für einen Friedensgipfel ohne Beteiligung Russlands begonnen. Das schreibt das Wall Street Journal unter Berufung auf ukrainische und europäische Vertreter. Laut den Gesprächspartnern ist der Friedensgipfel noch in Planung, seine Durchführung wurde jedoch bereits von einigen europäischen Staats- und Regierungschefs unterstützt. Insbesondere setzt sich der französische Präsident Emmanuel Macron für die Anwesenheit derjenigen Länder beim Friedensformel-Gipfel ein, die sich im Krieg gegen die Ukraine auf die Seite der Russischen Föderation gestellt oder eine neutrale Position eingenommen haben. Es wird darauf hingewiesen, dass der Friedensgipfel möglicherweise vor dem NATO-Gipfel in Vilnius stattfinden wird.
Der Leiter des Präsidialamts, Andrij Jermak, sagte dem WSJ, dass sich die Ukraine so lange nicht an den Verhandlungstisch mit der Russischen Föderation setzen werde, bis der Kreml seine Besatzungstruppen nicht abgezogen habe. Außerdem werde Kyjiw keinen Kompromissen bezüglich seiner Gebiete zustimmen. “Wir brauchen einen einheitlichen Plan für eine verantwortungsvolle zivilisierte Welt, die wirklich in Frieden leben will”, fügte Jermak hinzu.
Europäische Vertreter stellten unterdessen klar, dass sie gemeinsam mit der Ukraine an einer Friedensformel arbeiten würden, um diese für andere Länder der Welt akzeptabler zu machen. Es geht dabei um Indien, Brasilien, China und Saudi-Arabien.
Präsident Selenskyj hatte auf dem G20-Gipfel im November 2022 eine zehn Punkte umfassende Friedensformel vorgestellt. Dazu gehören die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine, der Abzug der russischen Truppen, die Freilassung aller Gefangenen, ein Tribunal für diejenigen, die sich der Aggression schuldig gemacht haben, und Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Ende März forderte er in einer Rede vor dem Europarat einen Friedensgipfel zur Ukraine in einer europäischen Hauptstadt.
Ukraine in Flames №447
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