477: Kriegstag: Schauprozess gegen Asow-Kämpfer, Umfrage unter jungen Ukrainern über den Krieg

Schauprozess gegen ukrainische Asow-Kämpfer begonnen

Am 14. Juni hat in Rostow am Don der Schauprozess gegen 22 Kriegsgefangene des Asow-Regiments begonnen. Laut Associated Press drohen ihnen 15 Jahre Gefängnis oder sogar eine lebenslange Haft. Ihnen wird die Beteiligung an einer “terroristischen Organisation” und die Beteiligung an Aktionen zum “Sturz der russischen Regierung” in der Region Donezk vorgeworfen.

Berichten zufolge wurden zwei der 24 Angeklagten gegen russische Soldaten ausgetauscht. Unter den 22 angeklagten Gefangenen sind acht Frauen. Sie arbeiteten als Köchinnen im Regiment.

Die Gefangenen waren im Mai 2022 in russische Gefangenschaft geraten. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass mehr als 2500 Verteidiger von Mariupol aus dem Asow-Stahlwerk noch gefangen gehalten würden.

Ukrainische Armee rückt weiter vor

In Richtung Tawrija rücken die ukrainischen Verteidigungskräfte weiter vor. Innerhalb eines Tages haben die Russen mit Toten und Verwundeten mehr als vier Kompanien verloren. Dies gab der Kommandeur der Truppengruppe Tawrija, Brigadegeneral Oleksandr Tarnawskyj, am 15. Juni auf Telegram bekannt. Ihm zufolge wurden 59 Stück militärische Ausrüstung des Feindes zerstört und beschädigt. Der ukrainische Generalstab berichtet, dass das ukrainische Militär seine Offensive in Richtung Berdjansk und Bachmut fortsetzt.

Wie reagieren junge Ukrainer auf den Krieg?

Das Analysezentrum “Cedos” hat zusammen mit der Agentur “Info Sapiens” eine Studie mit dem Titel “Die Auswirkungen des Krieges auf die Jugend in der Ukraine” durchgeführt. Die Umfrage wurde von Oktober 2022 bis Januar 2023 unter jungen Menschen (14–34 Jahre) im von der Ukraine kontrollierten Gebiet (2064 Befragte) und im Ausland unter Flüchtlingen (405 Befragte) durchgeführt.

82 % gaben an, durch den Krieg Verluste erlitten zu haben. Der Bericht stellt fest, dass die anderen 18 % sich ihrer Verluste möglicherweise nicht bewusst sind oder sie im Vergleich zu den Verlusten anderer Menschen für unbedeutend halten.

Da die Umfrage während schwerer Stromausfälle durchgeführt wurde, waren 50 % der Befragten in der Ukraine am meisten besorgt über den Mangel an Strom, das instabile Internet und die mobile Kommunikation. 36 % fürchteten Einkommensverluste, 28 % eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit, 18 % eine Trennung von der Familie, 16 % die Umsiedlung in andere Orte der Ukraine, 14 % den Tod von Freunden oder Familienmitgliedern, jeweils 6 % Schäden an Wohnraum und Verletzungen wegen der Kampfhandlungen.

Die Umfrage stellt fest, dass der Geldmangel, der im Jahr 2021 das größte Problem darstellte, nach der Gesundheit und den Stromausfällen nun an zweiter Stelle steht (er wurde von 31 % genannt), das Einkommen der Befragten jedoch ist deutlich zurückgegangen: Im Jahr 2021 gaben 23 % an, nicht genug Geld für Nahrung zu haben. Im Jahr 2022 gaben das 40 % an.

Junge Ukrainer im Ausland haben natürlich andere Sorgen: 54 % haben psychische Probleme wie schlechte Laune, Depression und Angstzustände; 47 % klagen über Gesundheitsprobleme (eigene oder in der Familie), 33 % beklagen mangelnde Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung und 27 % haben einen Mangel an Freunden und Kommunikation.

Hinsichtlich der Szenarien für das Ende des Krieges sind die Befragten recht eindeutig: 86 % halten die Option “Die Ukraine beansprucht ab heute nur noch das von ihr kontrollierte Gebiet für sich” für absolut inakzeptabel, 71 % lehnen die Option ab, nach der die Ukraine das Territorium mit Stand vom 23. Februar 2022 kontrollieren soll. Die meisten wollen eine Rückkehr zu den Grenzen von 2013.

Im Vergleich zu 2021 ist die Unterstützung für den Beitritt zur NATO (von 59 % auf 80 %) und zur EU (von 57 % auf 85 %) deutlich gestiegen.

Ukraine in Flames №462

Der indonesische Verteidigungsminister hat beim Shangri-La-Dialog in Singapur eine neue Friedensinitiative vorgeschlagen. Seiner Meinung nach müssen die Parteien die Feindseligkeiten sofort einstellen, ihre Truppen jeweils um 15 Kilometer von der Gefechtslinie zurückziehen, eine entmilitarisierte Zone unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen schaffen und Referenden über die sogenannten umstrittenen Gebiete abhalten UN. Eine Expertenanalyse zu den Überlegungen zum Indonesien-Vorschlag.