Strategie 2020: Die Ukraine will die eigene Gasförderung steigern

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Kiew will künftig den Import von Erdgas reduzieren. Ein Regierungsprogramm sieht eine größere eigene Förderung vor. Eine der Methoden ist das Fracking. Darüber diskutierten Experten im Ukraine Crisis Media Center.

Kiew, 13. Oktober 2016 – “Das wichtigste strategische Ziel ist, eine Förderleistung von 20 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2020 zu erreichen”, sagte während einer Gesprächsrunde im Ukraine Crisis Media Center der Vorstandsvorsitzende des ukrainischen Gasförderunternehmens “Ukrgazvydobuvannya”, Oleh Prochorenko. Dieses Vorhaben des Unternehmens ist Teil des Programms der Regierung, das auf die Erhöhung der ukrainischen Gasförderung, einschließlich der privaten Unternehmen, auf insgesamt 27 Milliarden Kubikmeter bis zum Jahr 2020 abzielt.

Prochorenko zufolge wurde im Sommer internationale Ausschreibungen durchgeführt und ein Vertrag mit rumänischen Partnern unterzeichnet. “In den vergangenen zehn bis 15 Jahren ist die eigene Gasförderung ständig zurückgegangen. Der Import beträgt 14 Milliarden Kubikmeter”, sagte er. Deshalb werde man nun auch das Fracking-Verfahren zur Förderung von Erdgas anwenden. Prochorenko betonte, dass dies eine “normale Umwelttechnologie” sei.

Fracking zielt auf einen schnellen Erfolg ab

Jurij Nahornjak, stellvertretender Geschäftsführer bei “Ukrgazvydobuvannya” und für die Gasförderung zuständig, sagte, dass sich das Fracking nicht auf das Trinkwasser auswirken werde. Die Flüssigkeit für das Fracking würde zu 99,5 Prozent aus Wasser und Sand bestehen. Faktisch sei das eine Art Pudding aus Sand und Salz, so Nahornjak.

Iwan Hafytsch, Chef-Geologe des ukrainischen Öl- und Gasförderunternehmens “Naftogazvydobuvannya”, betonte bei der Gesprächsrunde im Ukraine Crisis Media Center, in der Ukraine müsse tief bis sehr tief gebohrt werden, was die Förderung zu keinem einfachen Unterfangen mache. Das Fracking sei, so Hafytsch, nur eine der Methoden zur Intensivierung der Förderung, die auf einen schnellen Erfolg angelegt sei.

Abhängigkeit verringern, Sicherheit stärken

“Wenn dieses Programm umgesetzt wird, dann wird man zusätzlich sogar mehr als 40 Milliarden Kubikmeter ukrainisches Gas fördern können”, meint Roman Opimach, Geschäftsführer des Verbandes der Gasförderunternehmen in der Ukraine. Das würde den Import ersetzen und Abhängigkeiten verringern, aber auch die Energiesicherheit stärken und Arbeitsplätze schaffen. “Die Gasförderung läuft schleppend. Dabei gehört die Ukraine zu den drei Ländern mit den größten Erdgasvorkommen in Europa”, unterstrich er.

Wolodyimyr Hoschkis vom belarussischen Erdölunternehmen “Belarusnafta” zeigte bei der Gesprächsrunde angesichts der politischen Lage Verständnis für die Diskussion über die Gasförderung in der Ukraine. “Ich verstehe die derzeitige Entwicklung in der Ukraine und auch die Debatte, ob man Fracking machen soll oder nicht”, sagte er. Nach seiner Überzeugung besteht bei der Fracking-Methode nur ein Risiko, und zwar dabei nicht die notwendige Steigerung der Gasförderung zu erreichen.