Deutsch-ukrainisches Zentrum für humanitäre Hilfe in Iwano-Frankiwsk eröffnet

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Seit Beginn des militärischen Konflikts im Osten der Ukraine hilft Deutschland den Menschen in den Regionen Donezk und Luhansk. Im Jahr 2015 unterstützte Deutschland humanitäre Aktivitäten in der Ukraine mit insgesamt 4,5 Millionen Euro. Ebenso wichtig ist die Hilfe von deutschen Freiwilligen und Aktivisten seit Beginn des Euromaidans, darunter des deutschen Vereins “Ukraine, das ist Europa”.

Kiew, 20. Oktober 2016 – Am 14. Oktober hat in der Stadt Tysmenyzja (Region Iwano-Frankiwsk) das Zentrum für materielle Hilfe seine Arbeit aufgenommen. “Das ist nicht nur ein Hilfszentrum für Familien von Teilnehmern der Anti-Terror-Operation (ATO), sondern auch für Familien mit geringem Einkommen, für Menschen mit Behinderungen und andere Hilfsbedürftige”, sagte Kurt Simmchen, Leiter des deutschen Vereins “Ukraine, das ist Europa”. Er sagte während einer Skype-Schalte im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher des friedlichen Lebens”, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird, dass sich der ukrainische Staat derzeit nicht um all diese Menschen kümmern könne, was verständlich sei, da Krieg herrsche.

Die Eheleute Kurt und Myroslawa Simmchen leben bereits seit zwölf Jahre in Tysmenyzja, in der Region Iwano-Frankiwsk im Westen der Ukraine. In all den Jahren haben sie sich um Waisenhäuser und kinderreiche Familien gekümmert. Auch während der Maidan-Ereignisse im Winter 2013/2014 leisteten sie Hilfe. Und als der Krieg im Osten begann, fingen sie an, in Sachsen humanitäre Hilfsgüter zu sammeln und sie in die Ukraine zu bringen. “Wir wollen helfen, weil sich eines Tages jeder von uns die Frage stellen muss, was man in diesem Leben getan hat”, so Kurt Simmchen.

Hilfe von den Menschen vor Ort

Myroslawa Simmchen sagte während der Skype-Schalte, viele Menschen würden mithelfen wollen. Ihnen sei klar, dass die Verteilung der humanitären Hilfe völlig transparent verlaufe, und das sei die Hauptsache. “Die Menschen sehen, dass die Hilfe bei den Richtigen ankommt und deswegen vertraut man uns”, betonte sie.

Räumlichkeiten stellt dem Hilfszentrum ein Unternehmer-Ehepaar zur Verfügung. “Sie hatten dort einen Laden, aber ein Teil davon stand leer und sie überließen uns die Fläche”, erzählte Myroslawa. Hilfe kommt auch von den Behörden vor Ort. “Wir brauchten Schilder und Plakate und man half uns damit. Die Behörden übernehmen auch unsere Stromrechnungen”, fügte sie hinzu.

Persönlicher Kontakt entscheidend

Auch der Verband der ATO-Teilnehmer in Tysmenyzja sowie das Pyrohow-Freiwilligen-Hospital unterstützen das Hilfszentrum. Gemeinsam mit dem Hospital organisierten die Simmchens bereits gezielte Hilfslieferungen in das Gebiet der Anti-Terror-Operation. “Wasyl Oleksjuk, Vertreter des Hospitals, sucht all die Menschen persönlich auf, die bei unserem Hilfszentrum Unterstützung beantragen. Er schaut sich an, ob sie wirklich hilfsbedürftig sind, denn manchmal wird auch Missbrauch betrieben. Listen von ATO-Teilnehmern bekommen wir vom lokalen Verband der ATO-Teilnehmer. Das alles könnten wir beide allein nicht schaffen, deswegen ist diese Zusammenarbeit sehr wichtig”, betonte Myroslawa.

Wenn die Aktivisten davon überzeugt sind, dass die Menschen wirklich Hilfe brauchen, dann werden sie zum Zentrum eingeladen. Dort können sie sich aussuchen, was sie benötigen und was ihnen gefällt.

“Wer heute die Ukraine unterstützt, steht auf der Seite des Friedens”

Kurt Simmchen berichtete, er habe in den letzten zwei Jahren mindestens 15 Hilfstransporte in die Ukraine organisiert. “Für mich ist auch jede noch so kleine Hilfe wichtig. Denn jeder, der heute die Ukraine unterstützt, steht auf der Seite des Friedens”, sagte er. Viele Fotos, die die vielen Übergaben von Hilfsgütern an die Menschen dokumentieren, geben eine Vorstellung davon, was die Simmchens in zweieinhalb Jahren geleistet haben. “Das teuerste Geschenk aus Deutschland – medizinisches Geräte und Medikamente ausgenommen – war ein hydraulischer Rettungssatz für einen Feuerwehrwagen von der Stadt Radeberg. Heute ist er in der gesamten Region im Einsatz”, so Kurt.

Darüber hinaus versuchen die Simmchens in Deutschland Informationen über die tatsächliche Lage in der Ukraine zu verbreiten. Zudem haben sie schon zwei “Osterfahrten für die Freiheit und die Einheit der Ukraine und den Frieden in Europa” organisiert. “Für mich ist das keine Anti-Terror-Operation, sondern ein Krieg, ein wahrer Krieg. Die ukrainischen Freiwilligen und Soldaten, die die russische Aggression aufhalten, tun dies dort für den Frieden in ganz Europa”, unterstrich Kurt Simmchens.