Kunsttherapie für ukrainische Soldaten in Ungarn

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Das Projekt “Erwärme die Seele” und die Botschaft der Ukraine in Ungarn haben füVeteranen aus der Zone der Anti-Terror-Operation (ATO) eine einwöchige Kunsttherapie in Ungarn organisiert. Wie die Idee zu dieser Reise entstand und welche Bedeutung sie für die Soldaten hat, berichteten Vertreter des Projekts auf einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher des friedlichen Lebens”, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird.

Im Oktober dieses Jahres sind ATO-Veteranen, die sich an dem Projekt “Erwärme die Seele” beteiligen, erstmals ins Ausland gereist, und zwar in die ungarische Stadt Hajdúszoboszló. Die Initiative für die Reise ging von Ljubow Nepop aus, der Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafterin der Ukraine in Ungarn. Die Idee entstand unter dem Eindruck einer Ausstellung in Brüssel, wo Kunstwerke bisheriger Teilnehmer an dem Projekt gezeigt wurden.

Das Projekt “Erwärme die Seele” ist eine Freiwilligen-Initiative und besteht seit Oktober Der Leitgedanke der Projekt-Gründer ist, den Veteranen zu helfen, sich selbst durch Kreativität zu verwirklichen, ihre einzigartigen Erfahrungen zu überdenken und in sich selbst etwas Neues zu entdecken. In letzter Zeit verschiebt sich der Fokus allmählich auf die soziale Rehabilitation. “Unser Ziel ist nicht ‘zu heilen’. Wir geben nur die Richtung für die weitere Entwicklung vo“, sagte die ukrainische Militärpsychologin Olena Snisarewska (Batynska). Laut Anna Lysakowa, der Leiterin des Projekts “Erwärme die Seele”, haben bereits 350 Soldaten an dem Programm teilgenommen. In der Regel dauert die Therapie für eine Gruppe aus 20 Personen eine Woche. Das Programm sieht Gruppensitzungen und Zeit für freie Gespräche vor.

Malerei als Erholung für die Seele

Bohdan Morosow, Teilnehmer an dem Projekt, sagte, eine solche Therapie würden diejenigen dringend benötigen, die an Kampfhandlungen im Osten der Ukraine teilgenommen hätten. Denn nach ihrer Heimkehr wüssten die Soldaten meist nicht, wie es weitergehen solle. “An der Front ist alles sehr einfach: es gibt Feind und Freund. Im zivilen Leben ist alles komplizierter”, betonte er.

Bohdan sagte ferner, den Veteranen gefalle die Herangehensweise, dass “man in einem eigenen Team ist und allen vertrauen kann”. Auch die Kunsttherapie gefalle den Soldaten.

Sie helfe, alles Negative aus dem Kopf zu verbannen und sich seelisch zu erholen. Bohdan ist Sergeant der Reserve und an der Abteilung für militärische Ausbildung an der Technischen Universität in Luzk tätig. Gleichzeitig studiert er Rechtswissenschaft.

Gemalte Bilder sollen versteigert werden

Die Reise nach Ungarn war für die freiwilligen Mitarbeiter, aber auch für die Teilnehmer an dem Programm eine ganz neue Erfahrung. Der Militärpsychologin Olena Snisarewska zufolge “inspirierte der positive Stress zu neuen Ideen”. Botschafterin Ljubow Nepop fügte hinzu, dass die Reise auch Gelegenheit dazu bot, zu begreifen, wie viel Ukrainer und Europäer gemein haben.

Die Organisatoren wollen die Bilder versteigern, die im Rahmen des Projekts von den Veteranen gemalt wurden. Auf diese Weise wollen sie auf das Projekt und seine Teilnehmer aufmerksam machen und dafür sorgen, dass die Bekämpfung der russischen Aggression nicht aus dem Blickfeld gerät. “Wenn wir von internationaler Unterstützung sprechen, dann ist es wichtig, dass es sich sowohl um politischen Druck mit Sanktionen als auch um praktische Hilfe handelt”, sagte die ukrainische Botschafterin.

Pläne des Projekts für die nächste Zeit

Im nächsten Jahr sind vier Reisen innerhalb der Ukraine und mindestens zwei ins Ausland geplant. Die freiwilligen Mitarbeiter des Projekts haben diplomatische Vertretungen und Firmen bereits um Unterstützung gebeten. So könnten beispielsweise Geschäftsleute den Veteranen Erfahrungen bei der Unternehmensgründung vermitteln.

In den vergangenen zwei Jahren hat Ungarn insgesamt 26 Militärangehörige zur Rehabilitation aufgenommen, aber auch über 1000 ukrainische Kinder zur Erholung. Botschafterin Ljubow Nepop sagte, dass die Erholungsreisen für ukrainische Kinder und die ATO-Veteranen in regelmäßigen Abständen organisiert würden. Im letzten Jahr hätten an ihnen 650 und in diesem Jahr 700 Kinder aus Familien von ATO-Veteranen teilgenommen. Zur ärztlichen Behandlung seien im vergangenen Jahr 21 Soldaten nach Ungarn gefahren. In diesem Jahr seien bereits vier zurückgekehrt und zwei seien dort noch in Behandlung. Ungarn sei bereit, weitere 20 Militärangehörige aufzunehmen. In den kommenden Wochen soll zudem aus Ungarn humanitäre Hilfe in den Osten der Ukraine geschickt werden.