Russland verstärkt die Schwarzmeerflotte und übt einen Luftangriff auf die Ukraine von Belarus aus

Die Situation in der Zone der Anti-Terror-Operation (ATO-Zone) ist weiterhin angespannt. Trotz des vereinbarten allumfassenden Waffenstillstands ab dem 1. September 2016 ist in letzter Zeit eine Verstärkung der Angriffe per Beschuss der russischen Invasionsstreitkräfte auf Stellungen der ukrainischen Streitkräfte (offiziell der ATO-Kräfte) feststellbar. Dabei kommt es zum Einsatz von schwerer Artillerie, also Waffen und Waffensysteme, die von der Kontaktlinie hätten längst abgezogen werden müssen und deren Einsatz die Minsker Vereinbarungen verbieten.

Die russischen Invasionskräfte haben in der letzten Woche 307 Angriffe per Beschuss und Sturmangriffe (in der Vorwoche 304) auf ukrainische Stellungen unternommen. Dabei wurden Antipanzerwaffensysteme, 82 mm- und 120 mm Minenwerfer, Schützenpanzer sowie 122 mm- und 152 mm Haubitzen eingesetzt.

In den Frontabschnitten Donezk und Mariupol ist die Lage am schwierigsten. Mit provokativem Beschuss versuchen die russischen Kräfte Gegenfeuer zu provozieren, um die Ukraine anschließend des Bruchs der Minsker Vereinbarungen beschuldigen zu können.

Aktive Luftaufklärung

Im Zeitraum vom 21. – 27. Oktober wurde eine deutliche Aktivierung der feindlichen Luftaufklärung festgestellt. Ihr Ziel besteht in der gezielten Erfassung von Veränderungen der Stellungen, der Ausstattung und der Taktik der ukrainischen Streitkräfte.

So wurde am 24.-25.10.2016 im russischen Luftraum über dem Asowschen Meer (Rostower Gebiet) die Durchführung einer komplexen Aufklärungsoperation festgestellt. Dabei wurden Aufklärungsflugzeuge des Typs Il-20 und SU-24 MP der russischen Streitkräfte eingesetzt, welche über die Fähigkeit verfügen, ein Gebiet bis zu 400 Km ins Landesinnere aufzuklären.

Im gesamten Wochenverlauf wurden intensive Luftaufklärungsmaßnahmen mit unbemannten Flugzeugen durchgeführt. Dabei wurde der Einsatz von acht Drohnen festgestellt. Drohnen werden vom Gegner auch zur Korrektur des Artilleriefeuers entlang der gesamten Kontaktlinie eingesetzt.

Foto von Drohnen, die von den ukrainischen Streitkräften am 15./ 16. Oktober in der Nähe der Ortschaft Wodjane abgeschossen wurden.

Manöverübung für Luftangriffe aus Belarus

Am 26. Oktober wurde unter Ausnutzung der Verpflichtungen der Republik Belarus im Rahmen des Unionsstaates mit Russlands von der russischen Luftwaffe im Luftraum von Belarus ein Manöver abgehalten, um potentielle massive Luftangriffe auf strategische Objekte der Ukraine zu simulieren.

Für die Ausführung von Manöveraufgaben entlang der ukrainischen Grenze wurde im belarussischen Luftraum das AWACS-Flugzeug Berijew A-50 U zur Kontrolle des nordwestlichen Luftraums der Ukraine und der Steuerung der strategischen Luftwaffe eingesetzt. Im Manöver wurden strategische Langstreckenbomber des Typs TU-160 und TU-22M3 der russischen Luftwaffe eingesetzt, die entlang der ukrainischen Grenze geflogen sind und das Abfeuern von Raketen simulierten. Zwei weitere Bomber des Typs SU-34 haben Manöveraufgaben bezüglich der Simulation von gezielten Raketen- und Bombenangriffen ausgeführt.

Mögliche bewaffnete Konfrontation mit der NATO

Die Russische Föderation kalkuliert weiterhin mit einer möglichen bewaffneten Konfrontation mit dem NATO-Bündnis. Daher erhöht Russland das Kampfpotential der baltischen Flotte im nordwestlichen strategischen operativen Sektor. Zur Stärkung der Schlagkräftigkeit der baltischen Flotte wurden die kleinen Raketenschiffe „Serpuchow“ und „Seljonyj Dol“ der Schwarzmeerflotte in die Ostsee verlegt. Beide sind mit dem universalen Raketenkomplex „Kalibr-NK“ ausgestattet. In den nächsten findet die offizielle Übergabe an die baltische Flotte statt.

Gleichzeitig fand am 26. Oktober 2016 in der Schiffsbauwerft „Admiraltejskie Werfi“ in Sankt Petersberg die offizielle Übergabezeremonie des U-Bootes „Welykij Nowgorod“ statt, welches speziell für die Schwarzmeerflotte zur Erweiterung ihrer Gefechtsmöglichkeiten gebaut wurde. Außerdem befinde sich die staatlichen Prüfungen der dritten Fregatte des Projekts 11356 „Admiral Makarow“ auf dem Übungsgelände der Nordflotte vor dem Abschluss. Die offizielle Übergabe ist für den November dieses Jahres geplant. Die Fregatte wird dann in die Schwarzmeerflotte integriert und soll die Möglichkeiten für zielgerichtete Raketenschläge erweitern.

Aktuell verfügt die Schwarzmeerflotte über eine Fregatte und 3 U-Boote, die mit dem Raketenkomplex „Kalibr“ (Reichweite bis zu 1500 Km!) ausgestattet sind.

Neue Angaben zur Beteiligung von regulären russischen Armeeeinheiten

Die Hauptabteilung der ukrainischen Militäraufklärung setzt die Identifikation von Militärangehörigen der russischen Streitkräfte fort, die an Kriegsverbrechen im besetzten Teil des Donbass beteiligt waren oder aktuell Kriegsverbrechen begehen. Dabei konnte die Militäraufklärung die direkte Beteiligung von Militärangehörigen der Aufklärung des Leitungsstabs des südlichen Militärbezirks der russischen Streitkräfte in der Planung und Koordinierung von speziellen Aufklärungs- und Sabotagemaßnahmen der 346. gesonderten Brigade der Spezialeinsatzkräfte und der 2140. Gruppe für Informations- und psychologische Operationen auf dem Gebiet der Ukraine aufdecken.

Dabei wurden die folgenden Personen ermittelt:

Bezeichnung der Einheit Funktion Name und Vorname Aufenthalt
Aufklärungsabteilung des Stabs im südrussischen Militärbezirk (Rostow am Don) Offizier der Signals Intelligence (SIGINT)-Abteilung, Oberstleutnant Scharygin Aleksej Waleriewitsch (Шарыгин Алексей Валериевич) Aufenthalt in Donezk (Ukraine) von März – Juli 2016
Aufklärungsabteilung des Stabs im südrussischen Militärbezirk (Rostow am Don) Offizier der Signals Intelligence (SIGINT)-Abteilung Major Grischin Aleksandr Sergeewytsch (Гришин Александр Сергеевич) Aufenthalt auf dem Staatsgebiet der Ukraine von März – Juli 2016
346. gesonderten Brigade der Spezialeinsatzkräfte(Trt-Nr.31681, Stationierung in Prochladnij, Russische Föderation Kommandeur des 2. Spezialeinsatzkommandos Nikolaew Aleksandr Konstantynowytsch (Николаев Александр Константинович) Aufenthalt in Luhansk (Ukraine) von März – Juli 2016
346. gesonderten Brigade der Spezialeinsatzkräfte(Trt-Nr.31681, Stationierung in Prochladnij, Russische Föderation Kommandeur einer Spezialeinsatzgruppe des 1. Kommandos Jumatow Maksim Nikolaewitsch (Юматов Максим Николаевич) Aufenthalt in Donezk und Makijiwka (Donezker Gebiet) von Januar-August 2016
346. gesonderten Brigade der Spezialeinsatzkräfte(Trt-Nr.31681, Stationierung in Prochladnij, Russische Föderation Kommandeur einer Spezialeinsatzgruppe des 4. Kommandos Samochin, Kiril Waleriewitsch (Самохин Кирил Валериевич) Aufenthalt in Luhansk im Juni 2016
346. gesonderten Brigade der Spezialeinsatzkräfte(Trt-Nr.31681, Stationierung in Prochladnij, Russische Föderation Gruppenführer eines Scharfschützenkommandos des 2. Kommandos Dmitrij Sergeewitsch (Наумов Дмитрий Сергеевич) Aufenthalt in Luhansk von März – Juli 2016
2140. Gruppe für Informations- und psychologische Operationen (Trt-Nr. 03128, Stationierung in Rostow am Don, Russische Föderation) Truppenkommandeur Iswarin Wladimir Michajlowytsch (Изварин Владимир Михайлович), geboren am 26.05.1971 Aufenthalt in den besetzten Gebieten des Donbass von Februar – Juli 2016
2140. Gruppe für Informations- und psychologische Operationen (Trt-Nr. 03128, Stationierung in Rostow am Don, Russische Föderation) Abteilungsleiter Kostrykin Maksim Aleksandrowitsch (Кострыкин Максим Александрович), geboren am 04.09.1971 Aufenthalt in Melowe, Luhansker Gebiet von April – Juli 2016