Die Kriegshandlungen in der Ostukraine waren für viele Ukrainer der Grund, in andere Landesteile umzusiedeln. Viele ukrainische Staatsbürger befanden sich dabei unter der Armutsgrenze und waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Und obwohl diese Situation nicht seit einem Jahr besteht, bereitet die Integration der Binnenvertriebenen auf dem Gebiet weiterhin Probleme, die bis heute nicht vollständig gelöst sind. Verschiedene Gesellschafts- und Freiwilligenorganisationen, sowie Stiftungen, helfen den Binnenflüchtlingen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Sie unterstützen sie mit Nahrungsmitteln und Sachspenden, sowie mit psychologischer Hilfe für Erwachsene und Kinder.
Eine dieser Organisationen ist das Gesamtukrainische Zentrum zur Hilfe der hilfsbedürftigen Bevölkerung namens “Sozialmeridian”, das bereits Projekte für Binnenflüchtlinge, hilfsbedürftige Bevölkerungsschichten und Kinder aus den Gebieten ausarbeitete, die nicht unter der Kontrolle der Ukraine stehen.
Eine von der Organisation durchgeführte Analyse zeigt, dass sich in der Ukraine einfach Gesetze ändern, die Binnenflüchtlinge oder Hilfsbedürftige unterstützen sollen, aber dass es an der praktischen Umsetzung dieser Maßnahmen fehlt.
“Die Binnenflüchtlinge leben heute und können nicht warten, bis der Staat die Gesetzesgrundlage für Wohnraum ändert. Sie brauchen sofort Hilfe”, erklärte Natalja Klimowa, Vorsitzende der Gesellschaftsorganisation “Sozialmeridian”, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher eines friedlichen Lebens”, das mit Unterstützung des deutschen Außenministeriums umgesetzt wird.
Sehr häufig weiß die Bevölkerung nicht, wohin und an wen man sich wenden soll, wie man die Dokumente als Hilfsbedürftiger, Binnenflüchtling oder Familienmitglied von ATO-Angehörigen ausfüllt. Unter den Problemen der Binnenflüchtlinge sind, eine Arbeit entsprechend der Ausbildung zu finden, keine dauerhaften Arbeitsverhältnisse, wenn überhaupt eine Arbeit gefunden wird, und Kredite durch den Staat für Sozialwohnungen, weil eine Daueranstellung fehlt.
Gründung eines Informationsportals für Flüchtlinge und Ausgabe einer Zeitung
Für 2017 plant die Organisation, ein Portal zu gründen, wo Dienstleistungen für Flüchtlinge und hilfsbedürftige Bevölkerungsschichten gesammelt werden, sowie Anleitungen, wie man Ermäßigungen erhält und Informationen zu Organisationen über deren Hilfsangebote. Auf dem Portal soll auch Schritt für Schritt erklärt werden, wie man Hilfe vom Staat erhalten kann.
Unter dem Informationsprojekt “Sozialmeridian” wird auch eine Wochenzeitung vorbereitet, welche Informationen über humanitäre Hilfe enthalten soll, sowie an wen man sich diesbezüglich wenden kann. Die erste Ausgabe soll bereits im März 2017 erscheinen.
Das erste Sozialwohnraumprojekt für Flüchtlinge: 25.000 Quadratmeter bis Ende 2017
Vorrangige Aufgabe des “Sozialmeridian” ist die Umschulung von Binnenflüchtlingen, sowie deren Arbeitsbeschaffung und Weiterbildung in Unternehmen mit der Anwerbung von umqualifizierten Fachkräften.
Die Projekte zum Wohnungsbau für Flüchtlinge und sozialschwache Bevölkerungsgruppen sind bereits entwickelt. In dem Entwurf ist die Gründung von Unternehmen zum Wohnungsbau und der Herstellung von Baumaterialien für diese Wohnungen durch Hilfsgelder aus der EU und den USA vorgesehen. In diesen Unternehmen sollen Binnenflüchtlinge, Invaliden und sozialschwache Personen arbeiten. Die Grundstücke für diese Unternehmen sind bereits ausgesucht, wobei sie weder kommerziell, noch staatlich werden.
“Bis Ende 2017 sollen zirka 25.000 Quadratmeter Sozialwohnraum für Binnenflüchtlinge gebaut werden”, teilte Natalja Klimowa mit.
Das werden Sozialwohnungen. Nur ein kleiner Teil dieses Wohnraums wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Für andere Flüchtlinge werden begünstigte Kredite zum Kauf dieser Wohnungen bereitgestellt. Mit Unterstützung ausländischer Partner plant der “Sozialmeridian” dieses Projekt in mehreren Gebieten der Ukraine umzusetzen.
Online-Fernkurse für Kinder aus der Grauzone und den besetzten Gebieten
Ljubow Kartaschowa, Lehrerin und Partnerin der Gesellschaftsorganisation “Sozialmeridian” berichtete über das kürzlich gegründete “soziale Bildungsnetz”, das mit Facebook oder VKontakte vergleichbar ist, und für Fernkurse genutzt wird. Lehrer registrieren sich mit einem Profil und stellen ihre Lehrmaterialien zur Verfügung.
Die Ressource enthält Lehrmaterialien, Hausaufgaben und Lehrpläne. Eine Plattform für Schulen in den Gebieten von Luhansk und Donezk wurde bereits gestartet. Ein ähnliches Projekt kann auch für Flüchtlinge genutzt werden.
Diese Ressource ist auch für Kinder aus den besetzten Gebieten und der sogenannten “Grauzone” sehr wichtig, da sie oft nicht zu Bildungseinrichtungen können. Es gibt auch eine Web-Bibliothek, die von Lehrern ausgebaut wird.
Andrij Kononenko, Mitbegründer des Bildungsprojekts, ergänzte: “Das System wurde für alle Lehrer entwickelt, egal, wie hoch deren Computerkenntnisse sind. Jeder Lehrer hat seinen eigenen Bereich, wo er seinen Schülern Aufgaben geben und Bewertungen abgeben kann.”