Neun rührende Hundegeschichten aus der Ostukraine

Im Krieg ist nichts wichtiger, als wenn in den schwersten Momenten ein guter Freund in der Nähe ist. Dieser muss nicht zwingend ein Mensch sein, der, im Unterschied zu Hunden, schlapp machen kann. In der Ostukraine befinden sich nicht nur ständig Vierbeiner in der Nähe unserer Soldaten. Manche verteidigen die Ukraine auch im Hinterland.

Das Ukraine Crisis Media Center veröffentlicht einen übersetzten Artikel von Espresso.TV.

Lars

Der Pionier Stanislaw und sein Hund Lars retten Menschen in der Zone der Anti-Terror-Operation (ATO) vor Sprengstoff. Lars ist ein deutscher Schäferhund und acht Jahre alt. Der Vierbeiner hilft im Entminungszentrum der ukrainischen Streitkräfte. Schon seine Eltern waren beim Militär: seine Mutter diente beim Innenministerium, und der Vater ist beim Grenzschutz.

“Ich begann, Lars auszubilden, als er sechs Monate alt war. Er ist sehr clever und trat seinen Dienst im Entminungszentrum bereits mit einem Jahr an”, erzählt Stanislaw.

Lars ist ein erfahrener Spürhund. Er diente bereits im Kosowo. In der ATO rettete er unseren Leuten einmal das Leben. Die Soldaten fuhren mit dem Auto und während der Fahrt gab der Hund ein Zeichen, dass Gefahr droht. Auf der Straße war eine Mine. Hätte es Lars nicht gegeben, wären alle in die Luft geflogen.

Der Spürhund “arbeitet” beim Verteidigungsministerium und ernährt sich normalerweise von Soldatenessen – Brei und Konserven.

“Zusätzlich frisst Lars auch Trockenfutter. Aber nach erfolgreichen Einsätzen, bemühe ich mich, ihn zu verwöhnen. Wurst oder Geräuchertes, das ist seine Belohnung”, sagt Stanislaw.

Diesel

Der mittelasiatische Schäferhund Diesel hat eine tragische Geschichte hinter sich. Irgendwann brachten Leute einen äußerst aggressiven Hund zum Checkpoint der 25. Luftsturmbrigade im Gebiet von Luhansk und baten darum, ihn zu erschießen. Aber die Mitglieder der Brigade weigerten sich. Vielmehr erkundigten sie sich über die Geschichte des Hundes. Dabei stellte sich heraus, dass sein Herrchen aus der Ukraine floh. Der Hund wurde den Wächtern einer Tankstelle gegeben. Der lokale “Hundeführer” entschied, dass Diesel, ein Haushund, umerzogen werden muss. Deshalb quälte er ihn mit Elektroschocks. Irgendwann hielt Diesel die Misshandlungen nicht mehr aus und biss seinen elendigen Erzieher. Aus eben diesem Grund wurde der Hund zu den Mitgliedern der Luftsturmbrigade gebracht, um ihn erschießen zu lassen.

Die Soldaten kümmerten sich um Diesel. Sie fütterten ihn, gingen mit ihm spazieren und nahmen ihn überall hin mit. Der Hund kam an vielen Checkpoints vorbei. Eine Charaktereigenschaft blieb ihm allerdings: Nachts ließ er niemanden an sich heran. Die Mitglieder der Luftsturmbrigade fanden für den Hund ein neues Herrchen außerhalb der ATO. Jetzt ist er in guten Händen in Dnipro.

In der Zeit, als der Hund bei den Soldaten lebte, wurde ihm zu Ehren eine Facebook-Seite eingerichtet.

Die Hunde der OUN-Mitglieder

Hunde, die in der ATO-Zone gerettet wurden, blieben beim Freiwilligenbataillon der OUN [Organisation Ukrainischer Nationalisten].

“Die Lokalbewohner, die wegen des Kriegs weggingen, setzten ihre Vierbeiner aus, die dann zu uns kamen. Die Soldaten füttern sie. Man kann sogar sagen, sie werden rundum versorgt. Wir teilen unsere einfache Soldatenration mit ihnen. Sie wiederum bedanken sich bei den Soldaten mit einer übermenschlichen Treue und sind bereit, sich auf Angreifer zu stürzen, die auf den Gedanken kommen, sich in der Dunkelheit an uns heranzuschleichen”, erzählte Boris Gumenjuk, ein Mitglied des Bataillons.

Wenn unsere Stellung beschossen wird, kommen die Hunde zu den Leuten und fangen an, laut zu heulen. Unter den Tieren gab es Opfer, Quetschungen und Verletzungen. Manche von ihnen haben tiefe Depressionen oder sind gestresst. Kurz, alles wie bei uns Menschen.

Gilsa

Sie lief unseren Leuten zu und seither hatte sie keine Angst mehr vor Gewehrschüssen und Explosionen. Sie diente den Soldaten und war ihnen ein treuer Freund und Helfer.

Einmal gingen die Spezialeinheit zu einem Einsatz und wurde von der russischen Armee eingekesselt. Gilsa (Hülse) war die ganze Zeit dabei und saß leise mit im Graben. Der Feind begann anzugreifen. Unsere Soldaten mussten zurückweichen. Im Chaos des Kampfes ging Gilsa verloren.

“Wir hatten einen treuen Freund verloren. Deshalb tat uns das Herz weh. Wir hatten die schwache Hoffnung, dass sie lebt und wir sie wieder finden”, erzählt Oleg Koschewyj, Mitglied der Spezialeinheit beim Innenministerium von “Mykolajiw”.

“Eines Morgens höre ich, wie mich mein Kamerad ruft. Schau, da sitzt Gilsa – etwas schmutzig, mager und hungrig, aber es ist unsere treue Soldatenfreundin.”

Seither war Gilsa immer dabei. Sie schlief bei den Soldaten im Bus, hielt Wache und wich nicht von der Stelle. Die Soldaten gingen in ihre Heimatstadt Mykolajiw zurück und nahmen sie mit.

Felizia

Die Polizeihündin Felizia aus Poltawa erhielt für ihren Dienst in der ATO eine Goldmedaille.

Der Hundeführer Sergij Kusmenko suchte mit ihr zusammen 30 Tage lang in den von Terroristen befreiten Städten im Donbass nach Sprengstoff, Munition und Waffen. Für diese Verdienste erhielt Felizia, die bereits seit 6 Jahren bei der Polizei “arbeitet”, eine Goldmedaille, eine Urkunde und Spezialfutter.

Freiwilligenhunde

Hunde, die nicht an der Front zum Einsatz kommen können, helfen ihren kämpfenden Herrchen auch im Hinterland. In Berdytschiw wurde eine gesamtukrainische Ausstellung der Hunde durchgeführt. Die Mittel, die durch die Ausstellung gesammelt wurden, gehen an verwundete Soldaten.

Vor allen zur Behandlung von Soldaten aus Berdytschiw, die sich dort im Lazarett befinden. Laut Angaben von Nela Byschka, der Organisatorin der Ausstellung, kamen nicht nur von den Stadtbewohnern Mittel für die Soldaten, sondern auch von Gästen aus anderen Regionen des Landes.

Karat

Andrij Blanar diente in der ATO im Gebiet von Luhansk bei der Stadt Popasna. Er sah einen Staffordshire Bullterrier auf der Straße, als er in der Stadt Patrouille ging.

Der Hund war mager und schreckhaft. Er lief durch die Straßen und versuchte, sich irgendwo zu verstecken. Andrij fing an, bei den Nachbarn etwas über den Hundebesitzer zu erfahren. Diese erzählten, dass das Herrchen nach Russland ging und den Hund zurückließ. Sie sagten, dass der Hund Karat hieße und etwas über ein Jahr alt sei.

“Ich rief nach dem Tier und er kam zu mir und drückte sich an mich”, erinnert sich Andrij. So fand Karat ein neues Herrchen und blieb ihm während seiner ganzen Dienstzeit in der ATO treu. Heute lebt Karat im Heimatdorf von Andrij und hat ein Hundehäuschen mit einem Freigehege, das Andrij baute.

Tusik

Bei Debalzewe lebt im Lager der 25. Fallschirmspringerbrigade ein Welpe mit dem Spitzname Tusik. Vom Aussehen ein Promenadenmischling, aber in der Hundeseele edel.

“Ein kluger Knirps. Erst klaute er Hausschuhe und Stiefel. Aber mit der Zeit wurde er klüger. Manchmal sehen wir, wie Tusik eine Grube gräbt und sich dann hineinlegt. Wir fingen an, Witze zu machen, dass er sich wie ein Soldat verhält. Als wir durch “GRAD” beschossen wurden, saß der Hund mit uns im Graben”, berichtete ein Soldat.

Jurab

Der Alaskan Malamute mit dem Spitznamen Jurab kam zusammen mit seinem Herrchen an die Front – dem Kiewer Wjatscheslaw. Der Militärchirurg dient bei der Nationalgarde und nahm seinen Vierbeiner mit in die ATO.

Jurab und Wjatscheslaw waren bei Donezk an vorderster Front und als die Stellung unserer Soldaten mit Mehrfachraketenwerfern beschossen wurde, entschied Wjatscheslaw, seinen Freund um jeden Preis zu schützen. Freiwillige holten den Malamute aus der Kampfzone. Für seinen Mut und seine Tapferkeit, die er in der ATO bewies, wurde Jurab mit einem gegrillten Hähnchen belohnt.