Kyjiw bestätigt Angriff auf Militärflugplatz Chanskaja im russischen Adygeja
Die Streitkräfte der Ukraine haben den Flugplatz Chanskaja in der Republik Adygeja der Russischen Föderation angegriffen, berichtet der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte. Es heißt: “Ein Munitionslager auf dem Gelände einer militärischen Einrichtung wurde getroffen. In der Nähe des Ziels wurde eine Aktivität der feindlichen Luftverteidigung und Brände festgestellt.”
Nach Angaben der Zeitung Ukrajinska Prawda befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs 57 russische Kampf- und Trainingsflugzeuge sowie Hubschrauber auf dem Flugplatz. Darunter sind Su-34-, Su-35- und Mi-8-Maschinen. Wie viele davon zerstört oder beschädigt wurden, wird derzeit untersucht. “Aber es ist bereits bekannt, dass es auf dem Flugplatz zu großflächigen Bränden und Detonationen gekommen ist. Dies wird unter anderem auch von der Satellitenüberwachung bestätigt. Die örtlichen Behörden haben eine Evakuierung angekündigt”, schreibt die Zeitung unter Berufung auf eine Quelle im ukrainischen Geheimdienst. Ihr zufolge nutzt Russland diesen Flugplatz in der Region Krasnodar (450 Kilometer von der Frontlinie entfernt) zum Auftanken und für Raketenangriffe auf die ukrainische Verteidigung und Städte der Ukraine. Ferner wurde der Zeitung zufolge in der Nacht des 10. Oktober ein Depot mit Shahed-Drohnen im russischen Jeisk von ukrainischen Drohnen getroffen. Dort wurden mehrere starke Explosionen registriert.
Waffenstillstand im Tausch für Sicherheitsgarantien?
Das ukrainische Präsidialamt hat Informationen italienischer Medien über die angebliche Bereitschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie im Austausch für Sicherheitsgarantien zurückgewiesen. Dies berichtete Dmytro Lytwyn, Berater des Präsidenten der Ukraine für Kommunikation, berichtet Interfax-Ukraine. “Das ist nicht wahr. Wir haben eine Friedensformel, die klar zum Ausdruck bringt, wie die Ukraine einen gerechten Frieden sieht, und auf dieser Grundlage werden die Verhandlungen mit Partnern zur Stärkung der Positionen der Ukraine fortgesetzt”, so Lytwyn gegenüber Journalisten. Seiner Meinung nach ist der Siegesplan, der in wenigen Tagen Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland vorgelegt wird, ein Instrument, um die Umsetzung der Friedensformel voranzutreiben.
Zuvor hatte die italienische Zeitung Corriere della Sera geschrieben, dass Selenskyj angeblich zu einem Waffenstillstand bereit sei, ohne den Verlust von Gebieten anzuerkennen. In dem Artikel heißt es, dass der Präsident der Ukraine niemals offiziell auf die vorübergehend besetzten Gebiete verzichten könne. “Allerdings wäre er für einen Waffenstillstand entlang der aktuellen Linie – ohne Anerkennung einer neuen offiziellen Grenze – im Austausch für bestimmte Zusagen des Westens offen. Insbesondere für Sicherheitsgarantien der USA nach dem Vorbild derjenigen, die die Amerikaner Japan, Südkorea und den Philippinen gegeben haben”, so die Journalisten. Die Zeitung fügte hinzu, dass Selenskyj offenbar auch Zusicherungen von Italien, Frankreich und Deutschland bezüglich eines baldigen Beitritts der Ukraine zur Europäischen Union erhalten wolle.
Selenskyj führt Gespräche mit Großbritanniens Premier und dem NATO-Generalsekretär
Am 10. Oktober hat in London ein dreiseitiges Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, NATO-Generalsekretär Mark Rutte und dem britischen Premierminister Keir Starmer stattgefunden. Während des Treffens wurde insbesondere die Frage des Einsatzes westlicher Waffen durch die Ukraine für Angriffe auf das Territorium der Russischen Föderation besprochen. Dies wurde von Mark Rutte bestätigt, berichtet Interfax-Ukraine. “Ich hatte sehr gute dreiseitige Gespräche mit Präsident Selenskyj und Premierminister Starmer, danach hatte ich ein bilaterales Treffen mit dem Premierminister … Wir tun dies nicht nur, weil wir die Ukraine unterstützen wollen, sondern auch, weil die Unterstützung der Ukraine in diesen Kampf gegen Russland von entscheidender Bedeutung für unsere kollektive Sicherheit ist, hier in diesem Teil Europas, in Kanada, in den Vereinigten Staaten, im gesamten NATO-Gebiet”, so der NATO- Generalsekretär.
Auf die Fragen von Journalisten bezüglich der Erteilung einer Erlaubnis für die Ukraine zum Einsatz von Langstreckenwaffen zum Angriff auf militärische Ziele auf dem Territorium der Russischen Föderation sagte Rutte: “Zuallererst ist es Sache der einzelnen Verbündeten, darüber zu entscheiden, wie die Waffen, die sie an die Ukraine liefern, eingesetzt werden können. Rechtlich ist dies möglich, denn rechtlich hat die Ukraine das Recht, ihre Waffen einzusetzen, wenn sie Ziele in Russland treffen können, wenn diese Ziele eine Bedrohung für die Ukraine darstellen. Aber ob einzelne Verbündete dies am Ende tun, hängt immer von ihnen ab.”
Zuvor hatte die BBC berichtet, dass sich Wolodymyr Selenskyj am 10. Oktober in der Downing Street mit dem britischen Premierminister Keir Starmer getroffen hat. Die französische Zeitung Le Monde berichtete unter Berufung auf den Elysee-Palast auch, dass der französische Präsident Emmanuel Macron Selenskyj am 10. Oktober empfangen wird. Am 9. Oktober sagte Selenskyj, dass er innerhalb eines Tages Verhandlungen mit wichtigen Partnern der Ukraine führen werde, von denen die “militärische Komponente der Verstärkung” abhänge. Der Präsident der Ukraine sagte, dass er sich mit den Staats- und Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands treffen werde.
Das Präsidialamt berichtete, dass Selenskyj bei seinen Treffen über die täglichen Angriffe der Russischen Föderation auf zivile Personen und Objekte, das Stromnetz sowie Angriffe auf die Infrastruktur der Schwarzmeer-Getreideinitiative gesprochen habe. Während des Treffens wurde auch die schnellere Umsetzung der Beschlüsse des Washingtoner NATO-Gipfels besprochen, insbesondere hinsichtlich der Stärkung der Ukraine mit neuen Luftverteidigungssystemen, der Verstärkung der Kapazitäten im Luftraum und der Investitionen der Verbündeten in die ukrainische Rüstungsproduktion, in Drohnen und Langstreckenwaffen.