413. Kriegstag: Gegenoffensive verzögert sich, Ukraine exportiert Strom, Reaktion auf Enthauptung

Ukrainische Gegenoffensive verzögert sich

Die amerikanische Washington Post berichtet, dass sich die geplante Gegenoffensive der Ukraine aufgrund des schlechten Wetters, der schleppenden Versorgung mit Ausrüstung und Munition durch den Westen und wegen des “Durchsickerns” geheimer Pentagon-Dokumente verzögert, in denen es um Schwachstellen in der ukrainischen Luftverteidigung geht. In dem Bericht heißt es, dass die Ukraine beabsichtige, ihr Territorium zurückzugewinnen, aber die Streitkräfte das Risiko nicht eingehen würden, da sie noch nicht über alle Komponenten verfügen würden.

Die Ukraine nimmt Stromexport in die Nachbarländer wieder auf

Russlands Bombenangriffe im Winter haben ihr Ziel verfehlt, das Energiesystem der Ukraine lahmzulegen und das Land zu zwingen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Anfang April gab das staatliche Energieunternehmen Ukrenergo bekannt, erstmals seit Oktober 2022 wieder Strom in europäische Nachbarländer zu exportieren. Die Nachricht wird als weiterer Beweis dafür angesehen, dass Moskaus sechsmonatige Kampagne zur Bombardierung der Energieinfrastruktur des Landes gescheitert ist.

Am 11. April wurden insgesamt 330 MW Maximalleistung für den Export in die Republik Moldau zugeteilt. Diese Menge reicht aus, um fast die Hälfte des täglichen Bedarfs des Landes zu decken. Es wird erwartet, dass mehr Kapazitäten in die Slowakei gehen werden, was wiederum ukrainischen Energieunternehmen helfen könnte, ihre Einnahmen zu verbessern, indem sie Strom mit einem Aufschlag in benachbarten mitteleuropäischen Märkten verkaufen.

Anfang März beschlossen Ukrenergo und das European Network of Transmission System Operators for Electricity (ENTSO-E), dem der ukrainische Energieriese vor einem Jahr beigetreten ist, die Kapazität des Stromhandels mit Europa von 700 MW auf 850 MW zu erhöhen. Die grenzüberschreitenden Kapazitäten werden ständig überprüft und es wird erwartet, dass sie in den kommenden Monaten zunehmen werden und die Integration der Ukraine in die europäischen Strommärkte vertieft wird.

Neben der bestehenden ENTSO-E-Verbindung mit der Republik Moldau, der Slowakei, Rumänien und Ungarn verfügt die Ukraine auch über eine separate isolierte Stromleitung mit Polen, die in den kommenden Monaten ausgebaut werden soll. Am 10. April wurden 80 MW Strom für den Stromexport aus der Ukraine Richtung Westen zugeteilt.

Die Ukraine und die Republik Moldau hatten sich nur wenige Stunden vor Beginn der groß angelegten Invasion Russlands am 24. Februar 2022 von den russischen und belarussischen Netzen getrennt. Beide Länder waren noch seit der Sowjetzeit an diese Netze angeschlossen. In weniger als einem Monat konnten sich die Ukraine und die Moldau trotz allem mit dem europäischen ENTSO-E-System synchronisieren. Bis Juni 2022 begann die Ukraine sogar mit dem Export von Strom in die Nachbarländer Rumänien und Slowakei.

Selenskyj reagiert auf das Enthauptungsvideo

In dem Video wird gezeigt, wie die russischen Besatzer einem ukrainischen Kriegsgefangenen bei lebendigem Leib den Kopf abschlagen. Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, dass die Russische Föderation rechtlich für alles verantwortlich sein werde, und forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, auf diesen Terror zu reagieren. “Es gibt etwas, das niemand auf der Welt ignorieren kann. Wie leicht töten diese Tiere. Die Welt sollte dieses Video der Hinrichtung eines ukrainischen Gefangenen sehen. Dies ist ein Video von Russland, wie es ist. Was sind das für Kreaturen? Es gibt keine Menschen für sie – Sohn, Bruder, Ehemann, jemandes Kind. Dies ist ein Video von Russland, das versucht, genau das zur neuen Norm zu machen. Das ist kein Zufall, keine Episode”, sagte Selenskyj und erinnerte an die Greueltaten der Russen in Butscha.

Selenskyj betonte, dass man sich in der Ukraine “maximal” auf die Front konzentrieren und helfen müsse: “Das Hauptziel ist es, zu siegen. Das Hauptziel ist Stärke, um zu siegen. Niederlage der Besatzer, Urteile zu Mördern, Tribunal gegen den Staat des Bösen.”

Das ukrainische Außenministerium forderte die Staatsanwaltschaft des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag auf, auf das Video der Hinrichtung eines ukrainischen Soldaten durch die russischen Besatzer zu reagieren. Und der Ombudsmann Dmytro Lubinez sagte, er habe Briefe an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, die UN-Beobachtungsmission in der Ukraine, den UN-Generalsekretär, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mit der Aufforderung gerichtet, alles Mögliche zu tun, damit die Schuldigen für jedes Kriegsverbrechen bestraft werden.

Ukraine in Flames №398

Seit fast einem Jahr der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine haben sich die russischen Propaganda-Narrativa ständig geändert, ebenso wie die erklärten Kriegsziele – von der “Reaktion auf die NATO-Erweiterung” und “Entnazifizierung der Ukraine” bis zur “Verhinderung eines Dritten Weltkriegs” und zum “Schutz des russischen Volkes vor einer antirussischen Koalition”.