Tag 56 des Krieges: Humanitäre Korridore in Mariupol scheitern, Vorstoß der russischen Armee im Donbass erfolglos

Der humanitäre Korridor von Mariupol hat nicht wie geplant funktioniert. Am Morgen erklärte die stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete, Iryna Wereschtschuk, dass es ihr gelungen sei, sich auf einen humanitären Korridor von Mariupol aus zu einigen. Geplant war, dass an einem Tag bis zu 6000 Menschen die Stadt verlassen können. Stattdessen wurde am Abend deutlich, dass die russischen Besatzer ihren Beschuss nicht einstellen, weshalb der humanitäre Korridor von Mariupol nicht wie geplant funktionierte.

“Aufgrund der fehlenden Kontrolle über das eigene Militär vor Ort konnten die Besatzer keinen angemessenen Waffenstillstand sicherstellen. Außerdem waren die Besatzer aufgrund eigener Desorganisation und Fahrlässigkeit nicht in der Lage, die Menschen rechtzeitig zu dem Punkt zu bringen, wo Dutzende unserer Busse und Krankenwagen warteten”, sagte Wereschtschuk.

Selenskyj: Die Ukraine ist zu jeder Form von Austausch mit Russland bereit, um Menschen aus Mariupol herauszuholen. Zur Situation in Mariupol, das von den russischen Besatzern blockiert wird, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Briefing nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, der sich am 20. April zu einem Besuch in Kyjiw aufhielt: 

“Wir sind bereit für verschiedene Formen des Austauschs unserer Leute gegen russische Leute, russische Soldaten, die sie zurückgelassen haben. Sie haben auch Leichen und Verwundete zurückgelassen. Deshalb sind wir zum Wohle unseres Volkes, sowohl von Militärs als auch Zivilisten, zu jedem Format eines Austauschs bereit.”

Die stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland hatte zuvor vorgeschlagen, NATO-Verbündete an der Evakuierung von Zivilisten und verwundeten Soldaten aus dem belagerten Mariupol zu beteiligen.

Im Donbass waren die Versuche der Besatzer, die Verteidigung der ukrainischen Streitkräfte zu durchbrechen, erfolglos, und in der Region Luhansk erlitt der Feind erhebliche Verluste. Der Leiter der regionalen Militärverwaltung von Luhansk, Serhij Hajdaj, sagte, die Krankenhäuser seien mit verwundeten Besatzern überfüllt und die Angriffe und feindlichen Versuche, die Verteidigung der Ukraine zu durchbrechen, seien gescheitert.

Auch aus Washington heißt es, Russland habe bei der neuen Offensive im Donbass keine nennenswerten Gebiete erobert. Das berichtet CNN unter Berufung auf zwei hochrangige US-Beamte. Demnach hätten die Vereinigten Staaten mehrere neue Angriffe russischer Truppen registriert, die wahrscheinlich ein Test waren, um die Verteidigung der Ukraine auf die Probe zu stellen.

Ukraine in Flames: Wie Russland mit dem Einsatz von Chemiewaffen gegen die Genfer Konvention verstößt

Das Genfer Protokoll von 1925 verbietet den Einsatz chemischer und biologischer Waffen im Krieg. Das Chemiewaffenübereinkommen von 1997 verbietet die Herstellung, den Einsatz und die Lagerung chemischer Waffen. Russland hat beide Dokumente unterzeichnet und ratifiziert. Aber sie hinderten den Kreml nicht daran, chemische Waffen gegen seine Gegner und Bürger in Syrien und der Ukraine einzusetzen.

Reste von Chemiewaffen wurden im Dorf Bilka, Bezirk Ochtyrka, Region Sumy gefunden. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden Spuren von Sarin und weggeworfene Ampullen gefunden. Möglicherweise wollten die Besatzer Sarin in Kyjiw, Poltawa oder anderen Städten einsetzen. Anfang dieses Monats setzte die russische Armee ein unbekanntes Gift gegen das ukrainische Militär und die Zivilbevölkerung von Mariupol ein. Augenzeugen zufolge klagten die Opfer über Atemnot und Koordinationsstörungen.

Das Pentagon erklärte, es habe keine Beweise für den Einsatz chemischer Waffen durch das russische Militär in Mariupol. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die Welt auf, präventiv zu reagieren. 

Video: How does Russia violate the Geneva Convention by using chemical weapons?

Teilnehmer:
Viktor Trehubow, Hauptmann der ukrainischen Streitkräfte
Wolodymyr Sarkisjan, Chemiker und Journalist
Jurij Olijnyk, Politikwissenschaftler