Tag 71 des Krieges: Kämpfe um Asow-Stahlwerk, Gegenoffensive der Ukraine in Richtung Isjum, Ukraine-Geberkonferenz in Warschau

Verteidiger von Mariupol halten Asow-Stahlwerk. Im Asow-Stahlwerk in Mariupol gehen die heftigen Kämpfe weiter, und die Waffenruhe zur Evakuierung der Zivilbevölkerung wurde von den Besatzern nicht eingehalten. Das teilte der Leiter der Polizei in Mariupol, Mychajlo Werschynin, mit. “Die Situation ist sehr schwierig, es gibt Kämpfe am Rande der Anlage”, sagte er im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das Asow-Regiment veröffentlichte auf Telegram Aufnahmen des Asow-Stahlwerks, das die Russen weiterhin mit Flugzeugen, Artillerie und Infanterie stürmen. 

Streitkräfte der Ukraine starten Gegenoffensive in Richtung Isjum. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Walerij Saluschnyj, hat bestätigt, dass die ukrainische Armee in zwei Gebieten an der Front Gegenoffensiven gegen die russischen Truppen gestartet hat. Das meldete er am 5. Mai auf Telegram.

Ihm zufolge informierte er seinen amerikanischen Amtskollegen, den Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte, General Mark Milley, über die Lage in der Ukraine. “Insbesondere über die Verlagerung der Anstrengungen des Feindes in Richtung Luhansk, wo heftige Kämpfe nahe Popasna, Kreminna und Torsky andauern, und über die Gegenoffensive der ukrainischen Verteidigungskräfte bei Charkiw und Isjum”, schrieb Saluschnyj.

Er fügte noch hinzu, dass Russland den Einsatz von Marschflugkörpern wieder aufgenommen habe. Der Zweck solcher Angriffe bestehe darin, logistische Wege für die Lieferung militärisch-technischer Hilfe an die Ukraine zu zerstören. “Der Feind setzte am 3. Mai tagsüber 14 Marschflugkörper ein, die von strategischen Bombern vom Typ TU-160 vom Kaspischen Meer aus abgefeuert wurden. Von Norden wurden gestern auf unser Territorium acht Marschflugkörpern abgefeuert. Daher ist die Frage der Versorgung der Ukraine mit M142 HIMARS- und M270 MLRS-Raketenwerfern sehr wichtig”, betont Saluschnyj.

Warschauer Geberkonferenz zum Wiederaufbau der Ukraine. In seiner Rede sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj über die internationale Solidarität mit der Ukraine während und nach dem Krieg. Er sagte, dass “die Ukraine, Europa und die ganze freie Welt auf dem Weg zu einem gemeinsamen Sieg sind”. Gleichzeitig betonte Selenskyj, dass “ausreichende finanzielle Ressourcen erforderlich sind, um die Ukrainer während des Krieges mit allem zu versorgen, was sie brauchen”. Er sagte ferner, dass “wir bereits einen groß angelegten Wiederaufbauplan für die Ukraine nach dem Krieg vorbereiten”. Allerdings brauche die Ukraine einen internationalen Unterstützungsplan, wie es einst der historische Marshallplan gewesen sei. 

“Der Wiederaufbau der Ukraine muss jetzt zu so einem historischen Beispiel für unsere Zeit und Zukunft werden wie der Wiederaufbau der europäischen Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Solche Investitionen der freien Welt, wenn sie schnell kommen und ausreichend sein werden, werden bedeuten, dass Millionen unserer Landsleute, die wegen dieses Krieges zu Vertriebenen geworden sind, nach Hause werden zurückkehren können”, so Selenskyj.

Er lud die Partner ein, eine Schirmherrschaft über eine Region, Städte und Industrien der Ukraine zu übernehmen, die unter dem von Russland entfesselten Krieg gelitten haben. Ein solches Projekt, so der Präsident, “kann ein neues und ebenso historisches Beispiel für Interaktion und Partnerschaft zwischen der freien Welt, zwischen Regionen, Städten und Unternehmen Europas und zwischen Demokratien schaffen”.

Abschließend betonte Selenskyj, dass die Ukraine mit einem Kandidatenstatus, der gerade jetzt unter Kriegsbedingungen gewährt werden sollte, sich schnell in die Europäische Union bewegen müsse. Darüber hinaus sollte im Rahmen eines besonderen abgekürzten Verfahrens die Frage eines EU-Beitritts der Ukraine auf die Tagesordnung gestellt werden.

Ukraine in Flames: Energieunabhängigkeit als Weg zu einem sichereren Europa

Wegen der russischen Invasion in der Ukraine versucht Europa, einen Weg zu finden, dem Aggressor nicht mehr 850 Millionen Dollar pro Tag für Energielieferungen zu zahlen. Die bisherigen Sanktionen sind eindeutig unzureichend, daher wird ernsthaft über einen vollständigen Boykott von Importen aus Russland nachgedacht. Vor dem Krieg verbrauchte Europa 53 % der gesamten russischen Ölexporte. Damit ist die EU ist der größte Verbraucher russischer Rohstoffe. Wird die EU einen Konsens über den Verzicht auf russisches Öl und Gas erzielen?Video: Energy independence as a path to a more secure Europe