Tag 83 des Krieges: Ukrainische Soldaten verlassen Asow-Stahlwerk, Parallelen zwischen den Kriegen in der Ukraine und in Syrien

Am späten Abend des 16. Mai wurden 264 ukrainische Verteidiger von Mariupol, darunter 50 schwer verwundete Soldaten, aus dem Asow-Stahlwerk in den von Kämpfern der sogenannten “Volksrepublik Donezk” und von russischen Truppen besetzten Teil der Region Donezk gebracht.

Am Abend des 17. Mai wurde eine neue Phase der Evakuierung bekannt: Reuters berichtete, dass mindestens sieben weitere Busse mit ukrainischen Soldaten das Gelände des Hüttenwerks verlassen hätten. Die genaue Anzahl und der Zielort wurden von ukrainischer Seite noch nicht veröffentlicht. Die Ukraine hofft, alle Militärangehörigen aus Mariupol bei einem Austausch zurückzuholen.

Was ging der Operation voraus? Wie aus den Berichten des Verteidigungsministeriums der Ukraine und des Generalstabs der Streitkräfte hervorgeht, befahl das höhere Militärkommando den Kommandeuren der im Asow-Stahlwerk stationierten Einheiten, “das Leben des Personals zu retten”. Dieser Befehl vor dem Hintergrund des Kyjiwer Verhandlungsprozesses zur Rettung der Verteidiger von Mariupol wurde zum Ausgangspunkt der Evakuierung, und nicht die Entscheidung der ukrainischen Kämpfer, sich zu “ergeben”, wie es seitens der russischen Propaganda heißt.

Was der ukrainische Generalstab berichtet. Der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine betont, dass die ukrainische Garnison von Mariupol “ihren Kampfauftrag erfüllt” habe und “die wichtigste gemeinsame Aufgabe der ganzen Ukraine und der Welt ist es nun, das Leben der Verteidiger von Mariupol zu retten”. Der Generalstab nennt sie “Helden unserer Zeit”, die für immer in die Geschichte eingegangen sind, und erinnert daran, wer die Stadt gegen die Besatzer verteidigte und der Blockade des Hüttenwerks standhielt: eine Sonderabteilung von Asow, die 12. Brigade der Nationalgarde der Ukraine, die 36. Brigade der Marines, der Grenzschutz, die Polizei, Freiwillige und die Territorialverteidigung von Mariupol.

“Während sie die Stellungen bei Asowstal hielten, erlaubten sie dem Feind nicht, Verbände von bis zu 17 taktischen Bataillonsgruppen (etwa 20.000 Mann) in andere Gebiete zu verlegen”, erinnert der Generalstab. Dies habe den Feind daran gehindert, seinen Plan umzusetzen, Saporischschja schnell zu erobern, die Verwaltungsgrenzen der Regionen Donezk und Saporischschja zu erreichen und Bedingungen für die Einkreisung der ukrainischen Vereinigten Kräfte zu schaffen”, so der Generalstab.

Er erklärt zudem: “Das Binden der Hauptkräfte des Feindes um Mariupol gab uns die Möglichkeit, Verteidigungslinien dort vorzubereiten und zu schaffen, wo sich unsere Truppen heute befinden, und dem Angreifer eine anständige Abwehr zu erteilen. Wir haben wichtige Zeit gewonnen, um Reserven zu bilden, Kräfte neu zu gruppieren, Unterstützung von Partnern zu erhalten.”

Nach Angaben der Verteidiger selbst haben sie in fast drei Monaten der Verteidigung von Mariupol 6000 Besatzer, 78 Panzer, mehr als 100 gepanzerte Fahrzeuge vernichtet und einen General getötet.

Was sagt Wolodymyr Selenskyj? Laut dem ukrainischen Präsidenten werden die verwundeten Soldaten nun behandelt, und die Entscheidung, sie aus dem Asow-Stahlwerk zu evakuieren, sei eine grundsätzlich Frage gewesen: “Ich möchte betonen, dass die Ukraine lebende ukrainische Helden braucht. Das ist unser Grundsatz. Ich denke, jeder normale Mensch wird diese Worte verstehen. Die Operation zur Rettung der Verteidiger von Mariupol hat begonnen.”

Was sagt das Verteidigungsministerium? Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar versicherte, dass die Verlegung von 264 Kämpfern in die besetzten Gebiete nur die erste Phase der Operation sei. Nach Angaben von Maljar werden sie später über ein Austauschverfahren in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet zurückkehren. Unterdessen dauern die Maßnahmen zur Rettung der Kämpfer noch an, die sich immer noch auf dem Gelände von Asowstal befinden.

Außerdem erklärte Maljar am 17. Mai bei einem Briefing, dass die Verlegung der Militärs zunächst in die besetzten Gebiete angesichts aller Umstände der einzig mögliche Ausweg sei: “Wir haben berichtet, dass eine militärische Deblockierung in dieser Situation leider unmöglich ist und es in dieser Situation keine andere Formel geben kann als die, die derzeit angewandt wird. Das war der einzige Ausweg.”

Laut Maljar wird die Operation bis zu einer Rückkehr des ukrainischen Militärs in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet andauern. Aber Einzelheiten könne das Verteidigungsministerium noch nicht nennen: “Derzeit läuft die Rettung, die Operation selbst. Dieses Thema ist äußerst sensibel, was bedeutet, dass wir keine Informationen über Details verbreiten können, da jegliche Informationen diesem Prozess schaden können.”

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow versicherte, dass es jetzt “das Hauptziel ist, das Leben der Garnison und der Verteidiger von Mariupol zu retten”. Ihm zufolge “laufen heute mit Hilfe des Roten Kreuzes sehr komplexe Prozesse ab, einschließlich Verhandlungen. Es geht um die Evakuierung der Schwerverletzten und anderer Verletzter.” Der Minister fügte hinzu: “Unser Plan ist es, ihr Leben und ihre Freiheit zu retten.”

Welche Gefahr geht von Russland aus? Am 17. Mai stimmte der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, öffentlich einem Vorschlag des russischen Abgeordneten Anatolij Wasserman zu, der das Asow-Regiment als “Nazis” bezeichnet hatte und eine Resolution oder sogar ein Gesetz verlangt hatte, das den Austausch von “Nazi-Verbrechern” verbietet.

Wolodin sagte: “Das sind Kriegsverbrecher, wir müssen alles tun, um sie vor Gericht zu stellen.” Die Duma wird voraussichtlich am 18. Mai einen Entwurf einer solchen Resolution prüfen, die den Austausch ukrainischer Militärs verbietet. Und das Oberste Gericht der Russischen Föderation plant am 26. Mai, das ukrainische Asow-Regiments als Terroristenorganisation einzustufen.

Das Verteidigungsministerium der Ukraine ist jedoch der Ansicht, dass solche Erklärungen den Verhandlungsprozess über den Austausch ukrainischer Soldaten, die aus dem Stahlwerk in die besetzten Gebiete gebracht wurden, nicht beeinflussen werden. “Diese politische Erklärung zielt auf die innenpolitische Propaganda und die innenpolitischen Prozesse in Russland ab. Von unserer Seite können wir sagen, dass der Verhandlungsprozess und die Rettungsaktion selbst andauert”, sagte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar am 17. Mai.

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