Tag 75 des Krieges: Putins Rede zum 9. Mai, Kampf um Asow-Stahlwerk, Krieg nimmt 226 Kindern das Leben

Putin hat bei der Parade am 9. Mai in Moskau der Ukraine weder den Krieg erklärt noch eine Mobilmachung ausgerufen. Der Diktator hat in seiner elfminütigen Rede Propaganda-Klischees über den Einmarsch in die Ukraine wiederholt, aber kein einziges Mal den Ausdruck “militärische Spezialoperation” verwendet. Es fielen auch nicht die Worte “Krieg” oder “Ukraine”.

Christo Grozev vom Recherchenetzwerk “Bellingcat” bemerkt, dass Putin in weniger als einer Minute nach Beginn seiner Rede vom Zweiten Weltkriegs zu heutigen Verschwörungstheorien übergegangen sei, wonach die NATO angeblich beabsichtigt habe, zusammen mit “ukrainischen Nazis” Russland anzugreifen. Grozev stellt fest, dass Putins Rede keine Ankündigung einer Mobilmachung enthielt, dafür aber “Beschwerden und Behauptungen” sowie “Messianismus”.

In den von Russland vorübergehend besetzen Gebieten inszenierten die Besatzer “Paraden zum 9. Mai”, so im besetzten Cherson und Mariupol. In Melitopol gelang dies den Russen hingegen nicht.

Mariupol: Weiterhin Kampf um Asow-Stahlwerk. Am 8. Mai fand ein Briefing der ukrainischen Verteidiger von Mariupol statt. Der stellvertretende Kommandant des Asow-Regiments Swjatoslaw Palamar und der Geheimdienstoffizier Illja Samojlenko erklärten, das Hüttenwerk werde weiterhin von ukrainischen Kämpfern verteidigt.

Laut Samojlenko haben die ukrainischen Kämpfer in Mariupol 2500 russische Soldaten getötet und weitere 5000 verwundet. Dies seien über 15 % der militärischen Verluste der russischen Armee. “Wir haben auch mehr als 60 Panzer zerstört und weitere 30 beschädigt, was 10 % ihrer Verluste ist. Zerstört wurden auch 10 % der Artilleriesysteme der Besatzer”, sagte Samojlenko. Er fügte hinzu, dass russische Truppen am 4. Mai in das Gebiet von Asow-Stahlwerk im belagerten Mariupol eingedrungen seien. Die schweren Kämpfe zwischen ukrainischen Kämpfern und Besatzern würden weiter gehen.

Der Metropolit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchat, Onufrij, hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgefordert das Extraktionsverfahren auf die ukrainischen Verteidiger von Mariupol anzuwenden, die im Asow-Stahlwerk eingeschlossen sind: “In verschiedenen Kriege haben die Kriegsparteien Humanismus an den Tag gelegt. Russland ist wiederholt als Vermittler in Syrien bei der Evakuierung von Kombattanten aufgetreten, die in Belagerung waren. In diesem Zusammenhang hoffen wir, dass Sie auf christliche Weise einem Extraktionsverfahren für die ukrainische Garnison in Mariupol zustimmen werden, und es eingeschlossenen Zivilisten, Polizisten, Grenzschützern und Soldaten ermöglicht wird, ukrainisch kontrolliertes Gebiet oder Drittländer zu erreichen.”

Besatzer rauben in der Ukraine Getreide im Wert von Hunderten Millionen Dollar. Der Minister für Agrarpolitik der Ukraine, Mykola Solskyj, sagte, dass die russischen Angreifer in den vorübergehend besetzten Gebieten 400.000 bis 500.000 Tonnen Getreide im Wert von Hunderten Millionen Dollar geraubt hätten. Der Getreidetransport auf die Krim, mit dem Ziel es weiterzuverkaufen, würden vom russischen Militär und russischen Geheimdiensten überwacht.

Bisher 226 Kinder wegen der russischen Angriffe in der Ukraine umgekommen. Mit Stand vom 9. Mai 2022 sind in der Ukraine bisher über 641 Kinder Opfer des russischen Angriffskriegs geworden. Umgekommen sind demnach 226 Kinder und über 415 wurden verletzt.

Diese Zahlen sind nicht endgültig, da die Erhebungen in Orten, wo gekämpft wird, aber auch in den vorübergehend besetzten und befreiten Gebieten noch andauern. Die meisten betroffenen Kinder kommen aus dem Gebiet Donezk (139), gefolgt vom Gebiet Kyjiw (116), dem Gebiet Charkiw (99), dem Gebiet Tschernihiw (68), dem Gebiet Cherson (46), dem Gebiet Mykolajiw (44), dem Gebiet Luhansk (44), dem Gebiet Saporischschja (28), dem Gebiet Sumy (17), aus der Stadt Kyjiw (169 und aus dem Gebiet Schytomyr (15).

UKRAINE IN FLAMES, ein Projekt des Ukraine Crisis Media Center, dem Analysezentrum der Ukrainischen Katholischen Universität und der NGO EuroAtlantic Course:

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