Seit Beginn des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine hilft Ungarn verschiedenen sozialen Initiativen, damit sich Kinder aus frontnahen Städten, sowie verwundete ukrainische Soldaten und Flüchtlingen aus der Ostukraine erholen können.
Kiew, 9. August 2016 – In den vergangenen zwei Jahren waren zirka 1.000 Kinder aus der ganzen Ukraine im Rahmen des Ferienlagers „Europäische Werte für Kinder aus der Ukraine“ eine Woche lang in Ungarn. Das Projekt wurde durch die Stiftung „Renaissance der Vorkarpaten“, die ungarische Botschaft in der Ukraine, die staatliche Selbstverwaltung der Ukrainer in Ungarn und das ungarischen Bildungsministerium organisiert.
2015 waren 680 Kinder zur Erholung in Ungarn. In diesem Jahr gab es bereits 10 Wochenausflüge hintereinander, sowie zwei Reisen für 117 Kinder.
„Es handelte sich um Kinder von ATO-Soldaten, deren Eltern im Osten starben, sowie begabte Kinder aus den ukrainischen Regionen, Waisenkinder und Kinder aus frontnahen Gebieten“, berichtete Iryna Rabarska, Direktorin der Stiftung „Renaissance der Vorkarpaten“, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts „Sprecher eines friedlichen Lebens“, das mit Unterstützung des deutschen Außenministeriums umgesetzt wird.
Die Lager befanden sich hauptsächlich bei Gordon, sowie bei den Seen Welenze und Balaton. Ziel der Aktion war nicht nur, die Kinder gesundheitlich zu fördern, sondern auch kulturell, berichtete Iryna Rabarska.
„Die Kinder hatten die Möglichkeit, etwas Zeit an einem anderen Ort zu sein und mit eigenen Augen zu sehen, wie es sich in einem EU-Mitgliedsland lebt. Sie sollten verstehen, auf welche europäischen Werte sich die Ukraine zubewegen will. Dies ist gerade deshalb wichtig, weil Kinder unsere Zukunft sind“, erklärte sie.
„Kinder für Frieden auf der ganzen Welt“
Neben dem Projekt „Europäische Werte“ organisierten Freiwillige das Kulturprojekt „Kinder für Frieden auf der ganzen Welt“, das von Dezember 2015 bis Juni 2016 stattfand. Zirka 570 junge Ukrainer reisten durch 35 europäische Länder, einschließlich durch Ungarn, um dort verschiedene kulturelle Veranstaltungen und Parlamente zu besuchen. Am 18. Mai waren sie sogar bei der Generalaudienz des Papstes.
„Es ist wichtig, dass man in der Ukraine nicht nur eine Maßnahme gegen die Aggression kennt. Hilfe wird nicht nur durch Sanktionen oder diplomatischen Druckt geleistet, sondern auch mittels solch praktischer Veranstaltungen“, sagte die ukrainische Botschafterin in Ungarn, Ljubow Nepop. „Das Interesse an der Ukraine ist sehr groß und das Potential dieser Beziehungen enorm. Ich denke, wir sollten dran arbeiten, konkrete Ergebnisse zu erzielen.“
Wie hilft Ungarn der Ukraine noch?
2015 übernahm Ungarn die Kosten für die Behandlung und Rehabilitierung von 21 verwundeten ukrainischen Soldaten. In diesem Jahr erhielten bereits vier Soldaten medizinische Hilfe und Ungarn will noch weitere 16 Soldaten aufnehmen. Normalerweise werden Gliedmaßen behandelt, Prothesen erstellt und eine Rehabilitation in Thermalbädern angeboten.
„Die Soldaten werden im medizinischen Zentrum der ungarischen Streitkräfte in Budapest behandelt. Die Rehabilitation findet in Sanatorien in Kurstädten statt. Die Behandlung dauert zwischen eineinhalb bis zwei Monate“, berichtete die ukrainische Botschafterin.
Ein weiteres Vorhaben ist die Zusammenarbeit bei dem Projekt „Erwärme das Soldatenherz“, in dessen Rahmen Soldaten eine Rehabilitation erhalten und an Mal-Workshops teilnehmen. Die von ihnen erstellten Bilder sollen bei einer offenen Ausstellung in Ungarn präsentiert werden.
Ein weiteres gemeinsames Projekt richtet sich auf die Hilfe von Binnenflüchtlingen: „Ungarn bietet ihnen Arbeitsmöglichkeiten, um ihre Qualifikation zu erhöhen und mit neuen Berufschancen in die Ukraine zurückzukehren. Diese Maßnahme erlaubt es auch, das Leben unserer Nachbarn mit eigenen Augen zu sehen und besser zu verstehen, worüber man spricht, wenn es um die Europäische Integration geht“, erklärte Ljubow Nepop.
Die Botschafterin erinnerte auch daran, dass Ungarn im vergangenen Jahr acht LKWs mit humanitärer Hilfe, Medikamenten und Nahrungsmittel in die Ukraine lieferte. Derzeit warten weitere vier LKWs auf ihre Abfahrt. Der Malteser Hilfsdienst leistet ebenfalls Unterstützung: das Stadtkrankenhaus in Mukatschewe erhielt 20 Funktionsbetten.