Neues Online-Portal über die Theaterlandschaft in der Ukraine

In weiten Teilen Europas ist das ukrainische Theater völlig unbekannt. Auch wissen viele Europäer nicht, wie vielfältig die ukrainische Kunst ist. Abhilfe soll nun ein Online-Portal über das ukrainische Theater schaffen.

Ende Mai startet in der Ukraine ein Online-Portal in ukrainischer und englischer Sprache über die Theaterlandschaft in der Ukraine. Es wird eine Datenbank über Theater, Nachrichten und Informationen über Festivals enthalten. Das teilte auf einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center Julia Fediw mit. Sie ist Theater-Managerin und koordiniert eine Arbeitsgruppe im Rahmen der “Europäischen Theaterkonvention”, eines paneuropäischen öffentlichen Theater-Netzwerkes.

Wlad Trojizkyj ist Regisseur und hat das Zentrum für Gegenwartskunst “Dach” sowie das Festival für zeitgenössische Kunst GOGOLFest gegründet. Er sagte, das ukrainische Theater stütze sich vor allem auf einzelne Enthusiasten. “Es gibt keine systematische Herangehensweise, wie und was im Ausland gezeigt werden soll. Zweitens gibt es kein Produkt, das auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig wäre. Drittens gibt es so gut wie keine Plattformen für gemeinsame Projekte, mit denen die Ukraine präsentiert werden könnte”, so Trojizkyj. Alle öffentlichen Einrichtungen im Kulturbereich seien reaktionär, sie würden nichts produzieren. Das neue Online-Portal lasse auf eine positive Entwicklung in diesem Bereich hoffen.

Paneuropäisches Theater-Netzwerk behilflich

Auf Initiative der Europäischen Theaterkonvention wurde Ende letzten Jahres eine Arbeitsgruppe geschaffen, die sich mit dem Aufbau des Portals beschäftigt hat. “Die Europäische Theaterkonvention ist eine Organisation, die 41 Theater in 21 Ländern verbindet. Ziel der Europäischen Theaterkonvention ist, einen Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern sowie Koproduktionen zu fördern, verschiedene Advocacy-Kampagnen durchzuführen sowie Reformen im Theaterbereich in allen Mitgliedsländern der Europäischen Theaterkonvention zu unterstützen”, sagte Julia Fediw. Das Theaternetzwerk ist dabei behilflich, Finanzmittel zu finden, Talente zu fördern, Workshops und vieles mehr zu organisieren.

Der Europäischen Theaterkonvention haben sich das ukrainische “Jugendtheater” und das Zentrum für Gegenwartskunst “Dach” angeschlossen. Olena Salata, Expertin der ukrainischen Nichtregierungsorganisation “Reanimation Package of Reforms”, sagte, nun stehe die Gründung eines unabhängigen Theater-Zentrums in der Ukraine auf der Tagesordnung.

Was bietet das künftige Online-Portal?

Die Regisseurin des ukrainischen staatlichen Iwan-Franko-Theaters in Kiew, Diana Ajsche, erläuterte, wie das künftige Online-Portal strukturiert sein wird. Es wird aus vier großen Bereichen bestehen, allen voran aus einem Verzeichnis von Theatern. Sie alle werden die gleichen Möglichkeiten haben, Informationen über sich auf diesem Portal zu veröffentlichen. Die Webseite wird auch eine Landkarte mit den Theatern, einen Kalender über Ereignisse in den Theatern, Informationen über Zuschüsse für die Theater sowie Nachrichten und Artikel, aber auch kritische Bewertungen enthalten. Im Laufe des Aprils werden die Macher des Portals die Fragebögen an die unabhängigen und staatlichen Theater einsammeln. Ende Mai soll das Portal voll funktionsfähig sein.

Andrij Palatnyj, Projektleiter beim Zentrum für Gegenwartskunst “Dach”, sagte, das Portal werde künftig dabei behilflich sein, viele Projekte zu organisieren. Ihm zufolge erlebt die Ukraine derzeit die Geburt eines neuen Theaters. Das Land sei dabei, die Krise zu überwinden.

Die Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Theaterkonvention trägt bereits ihre Früchte. So konnte das Zentrum für Gegenwartskunst “Dach” Koproduktionen mit ausländischen Regisseuren durchführen, darunter aus Deutschland, Österreich, Rumänien, Großbritannien und den Niederlanden. Die Zusammenarbeit ermöglichte Aufführungen in einem Format, das es zuvor in der Ukraine nicht gegeben hatte.

Der unabhängige Regisseur Pawlo Jurow sagte, derzeit sei ein neues Theaterstück mit dem Titel “End of Imitation” in Vorbereitung, das auch im Ausland gezeigt werden solle. “Dank der Europäischen Theaterkonvention haben wir nun die Möglichkeit, nach Deutschland zu fahren, wo wir das Stück auf Festivals und in anderen Theatern aufführen werden“, sagte er.

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