Kiew, 9. November 2015 – Hennadij Afanasjew, der einer der Hauptzeugen bei den Anschuldigungen im Fall der ukrainischen Staatsbürger Oleg Senzow und Olexander Koltschenko ist und der sich weigert, gegen sie auszusagen und erklärte, dass er früher unter Druck aussagte, befindet sich heute in einer Strafkolonie in der Republik Komi (Russische Föderation). Der politische Häftling von der Krim, der zu 7 Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde, hat in der Kolonie schreckliche Haftbedingungen und bittet die ukrainischen Behörden, ihm zu helfen.
„Hennadij befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation. Mir scheint, dass er unter den Leuten, die im „Fall Senzow“ festgenommen und strafrechtlich verfolgt wurden, am verwundbarsten ist. Hennadij wurde faktisch zum persönlichen Feind des FSB. Nachdem er sich von seinen Aussagen distanzierte, begann ein Rachefeldzug gegen ihn. Er befindet sich in einer sehr schrecklichen Haftkolonie, aber das reicht ihnen offenbar nicht. Er wird faktisch weiter misshandelt. Dies geschieht in einem mehr oder weniger legalen Rahmen. Niemand schlägt oder foltert ihn. Aber die Haftbedingungen sind sehr schlimm und ihm geht es sehr schlecht. Er wählte diesen Weg des Widerstands und ist bereit, alles zu ertragen, sogar seinen Tod. Aber er hofft sehr darauf, dass ihm die Ukraine helfen wird“, berichtete sein Anwalt, Alexander Popkow, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.
Alexander Popkow merkte an, dass Hennadij Afanasjew ukrainischer Staatsbürger ist und nicht die russische Staatsangehörigkeit annahm. Er unterschrieb keine Dokumente, die ihn zu einem russischen Staatsbürger gemacht hätten, vielmehr sieht ihn Russland automatisch mit dem „Übergang“ der Krim zu Russland als seinen Bürger. „Wir versuchen, ihn zu verteidigen, aber es ist Aufgabe der Ukraine, ihre Bürger zu schützen und ihn frei zu bekommen“, ergänzte der Anwalt.
Nach Meinung von Alexander Popkow wird Hennadij Afanasjew auch nach 7 Jahren nicht aus der Haft entlassen, da bereits jetzt an seiner zielgerichteten und geplanten Vernichtung gearbeitet wird. „Sie bereiten sich darauf vor, ihn in Einzelhaft zu stecken. So werden auch lebenslänglich Verurteilte festgehalten. Er gab mir mehrere Dokumente und bat mich, sie an Präsident Poroschenko zu übergeben, sowie an das ukrainische Außenministerium und die Generalstaatsanwaltschaft, damit sie ihm als ukrainischem Staatsbürger helfen. Er gab mir auch ein Schreiben an die Ukrainer und seine Freunde, die für die Unabhängigkeit der Ukraine kämpfen“, sagte der Anwalt.
Vor kurzem wandte sich der Anwalt von Hennadij Afanasjew an das Höchste Gericht der Russischen Föderation, um das Urteil anzufechten. „Die Gründe für eine Aufhebung sind hart, aber wir wissen nicht, wie sich das Höchste Gericht der Russischen Föderation entscheiden wird, weil es eigentlich Aufgabe der Staatsanwaltschaft wäre. Sie sollte, nachdem sich Hennadij nicht auf einen Kuhhandel bei den Ermittlungen einließ, diesen Fall wieder aufnehmen und den Fall ohne Schuldspruch revidieren“, meinte Alexander Popkow.