1107. Kriegstag: Angriff auf Krywyj Rih, The Guardian über den Sky Shield, Opposition gegen Wahlen

Russland greift Hotel in Krywyj Rih an

Am 5. März hat Russland einen Raketenangriff auf Krywyj Rih durchgeführt und ein fünfstöckiges Hotel getroffen. Der Angriff forderte vier Todesopfer und über drei Dutzend Verletzte. “Kurz vor dem Angriff checkten Freiwillige einer der humanitären Organisationen – Bürger der Ukraine, der Vereinigten Staaten und Großbritanniens – im Hotel ein. Sie haben überlebt, weil sie es geschafft haben, von den Zimmern herunterzulaufen”, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Als Reaktion auf das weitere Kriegsverbrechen Russlands dankte der ukrainische Präsident allen Ärzten, Rettungskräften und Polizisten. “Und der Druck auf Russland, diesen Krieg und Terror gegen das Leben zu beenden, darf nicht nachlassen”, betonte er. Neben dem Hotel wurden 14 Wohnhäuser, ein Postamt, fast zwei Dutzend Autos, eine Kultureinrichtung und 12 Geschäfte beschädigt.

120 Kampfflugzeuge separat von der NATO – European Sky Shield Initiative

Im Rahmen des Projekts Sky Shield könnte eine europäische Luftwaffe mit 120 Kampfflugzeugen eingesetzt werden, um den ukrainischen Luftraum – insbesondere über Kyjiw und der Westukraine – vor russischen Angriffen zu schützen, ohne einen größeren Konflikt mit dem Kreml zu provozieren. Das berichtet The Guardian am 6. März. Der Sky Shield soll laut seinen Befürwortern eine von der NATO unabhängige und von Europa geführte Luftverteidigungszone werden.

Die European Sky Shield Initiative (ESSI) ist ein Projekt für ein bodengestütztes integriertes europäisches Luftverteidigungssystem, das auch Fähigkeiten zur Abwehr ballistischer Ziele umfasst. Die Initiative wurde im Sommer 2022 vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz vorgeschlagen. Seit 2025 beteiligen sich 23 europäische Länder an der Initiative, darunter auch Großbritannien, das kein EU-Mitglied ist.

Es wird darauf hingewiesen, dass der Sky Shield russische Marschflugkörper und Drohnenangriffe auf Städte und Infrastruktur verhindern könnte und möglicherweise als Teil eines “Waffenstillstands im Luftraum” fungieren könnte, den der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj diese Woche vorgeschlagen hat. Das Projekt könne die drei in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke der Ukraine sowie Kyjiw, Odessa und Lwiw umfassen, nicht jedoch die Frontlinie oder den Osten des Landes, schreibt The Guardian. Einem jüngst veröffentlichten Dokument zufolge könnte das Verteidigungsprogramm “eine größere militärische, politische und sozioökonomische Wirkung erzielen als 10.000 europäische Bodentruppen”, so die Zeitung.

Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass die Umsetzung des Projekts zu einer Eskalation der Kämpfe führen könnte, wenn ein Flugzeug eines NATO-Mitgliedstaates oder Russlands angegriffen oder abgeschossen würde. Unterstützer des Sky Shield behaupten jedoch, dass das Risiko für die Piloten des Projekts gering sei, da russische Kampfflugzeuge es nicht wagen würden, über die bestehende Frontlinie hinaus zu fliegen, und die Entfernung zu russischen Flugzeugen faktisch “über 200 km” betrage.

Zuvor wurde berichtet, dass der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer vorschlagen, für einen Zeitraum von einem Monat einen Waffenstillstand in der Ukraine “in der Luft, auf See und in der Energieinfrastruktur” zu verhängen.

Am 4. März kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erste Schritte für einen möglichen Waffenstillstand an. “Wir sind bereit, schnell auf eine Beendigung des Krieges hinzuarbeiten. Die ersten Schritte könnten die Freilassung von Gefangenen, ein sofortiger Waffenstillstand im Luftraum, ein Verbot von Raketen, Langstreckendrohnen und Bombardierungen von Energie- und anderer ziviler Infrastruktur sein – und ein sofortiger Waffenstillstand auf See, falls Russland dasselbe tut wird. Dann wollen wir alle weiteren Schritte sehr schnell durchgehen und uns gemeinsam mit den USA auf ein starkes endgültiges Abkommen einigen.”

Geheime US-Verhandlungen mit Selenskyjs Opponenten

Der Vorsitzende der Partei “Europäische Solidarität”, Petro Poroschenko, hat erklärt, sein Team sei immer gegen die Abhaltung ukrainischer Präsidentschaftswahlen während des Krieges gewesen. Das schrieb er am 6. März auf Facebook, nachdem Informationen aufgetaucht waren, wonach das Weiße Haus “geheime Verhandlungen” mit den wichtigsten Opponenten von Präsident Wolodymyr Selenskyj führe. Poroschenko fügte hinzu, dass Präsidentschaftswahlen in der Ukraine frühestens 180 Tage nach dem Ende des Kriegsrechts stattfinden könnten. Dem vorausgehen müssten ein Waffenstillstand und die Unterzeichnung eines Friedensabkommens mit Sicherheitsgarantien. Poroschenko erklärte zudem, sein Team arbeite “öffentlich und transparent” mit den amerikanischen Partnern zusammen und nannte als Hauptthemen der Gespräche die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland, finanzielle Unterstützung und Waffenlieferungen an die Ukraine.

Zu den Informationen über “geheime Verhandlungen” mit den USA äußerte sich auch die Führerin der Partei “Vaterland”, Julia Tymoschenko. Sie betonte ebenfalls, dass es unmöglich sei, vor Kriegsende Wahlen abzuhalten.

Politico hatte am 6. März unter Berufung auf eigene Quellen geschrieben, dass Vertraute von US-Präsident Donald Trump im Geheimen mit Selenskyjs politischen Opponenten über die Wahlen verhandeln würden, insbesondere mit Julia Tymoschenko und hochrangigen Mitgliedern der Partei von Petro Poroschenko.