Welche Art von Hilfe für die Ukraine stellen die USA ein?
“Amerikas Interessen stehen an erster Stelle” – mit dieser offiziellen Begründung hat die Administration von US-Präsident Donald Trump die Lieferung bestimmter Waffentypen an die Ukraine ausgesetzt. Darunter befinden sich Medienberichten zufolge Raketen für Luftabwehrsysteme und Artilleriegeschosse, die für die Ukraine von entscheidender Bedeutung sind. Seit Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, handelt es sich um die zweite Aussetzung der amerikanischen Hilfe für die Ukraine – nach einer kurzen einwöchigen Pause im März 2025, als auf Anordnung von Pentagon-Chef Pete Hegseth sogar die Bereitstellung von Geheimdienstinformationen eingestellt wurde.
Am 1. Juli hatte Politico berichtet, dass die Vereinigten Staaten die Lieferung bestimmter Arten von Militärhilfe an die Ukraine ausgesetzt hätten, die ihnen während der Regierung Joe Bidens zugesagt worden waren. Laut drei Quellen von Politico traf das Pentagon diese Entscheidung bereits im Juni, sie trat jedoch erst jetzt in Kraft. Politico stellte klar, dass die Aussetzung für bestimmte Luftabwehrraketen und andere präzisionsgelenkte Munition gelte. Als Hauptgrund für diesen Schritt nannte die Trump-Administration die Sorge über eine Erschöpfung der eigenen Waffenarsenale der USA – insbesondere wurde ein Rückgang der Gesamtzahl an Artilleriegeschossen, Flugabwehrraketen und präzisionsgelenkter Munition genannt. Politico macht Elbridge Colby, den Leiter der politischen Abteilung des Pentagons, für die Entscheidung verantwortlich, die Hilfe für die Ukraine teilweise auszusetzen.
Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte am 2. Juli, dass die Ukraine keine offiziellen Mitteilungen über die Aussetzung oder Überarbeitung der Zeitpläne für den Erhalt bereits vereinbarter Verteidigungshilfe erhalten habe. Daher forderte das ukrainische Verteidigungsministerium das Pentagon auf, die Einzelheiten näher zu klären und bat um ein Telefongespräch “mit Kollegen aus den Vereinigten Staaten”. Unterdessen versicherte das ukrainische Außenministerium, dass die Ukraine und die Vereinigten Staaten auf “allen Ebenen” Konsultationen über Verteidigungslieferungen abhalten. Das Außenministerium verhandelt zudem über weitere Kontakte mit den USA, die zur Wiederaufnahme der Waffenlieferungen beitragen sollen. Zu diesem Zweck traf sich die stellvertretende Außenministerin der Ukraine, Mariana Beza, heute in Kyjiw mit dem US-Geschäftsträger für die Ukraine, John Ginkel. Bei diesem Treffen betonte sie, dass jede Verzögerung der Unterstützung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine die Russische Föderation nur dazu ermutigen würde, den Krieg fortzusetzen, anstatt sich um Frieden zu bemühen. Der Berater des Büroleiters des ukrainischen Präsidenten, Mychajlo Podoljak, versicherte, dass die Lieferungen amerikanischer Waffen bis heute fortgesetzt würden. “Die Lieferungen dauern bis heute an. Es sähe sehr seltsam und unmenschlich aus, die Lieferung von Raketenabwehrsystemen einzustellen, insbesondere von Patriot-Systemen, die ganz klar in großem Umfang die Zivilbevölkerung in der Ukraine schützen”, sagte Podoljak.
Macron: Putin lehnt Waffenstillstand ab
Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, die Haltung des russischen Diktators Wladimir Putin zum umfassenden Krieg habe sich nicht geändert, berichtet Bloomberg. Der Gesprächspartner der Agentur, der anonym bleiben wollte, sagte, dass Putin nach wie vor einen Waffenstillstand ablehne. Weitere Einzelheiten machte die Quelle nicht.
Am 1. Juli hatte Macron ein Telefongespräch mit Putin. Gleichzeitig rief Macron den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zweimal an – vor und nach dem Gespräch mit dem russischen Diktator. Die New York Times hatte zuvor berichtet, dass Macron und Putin während des Gesprächs offenbar eine Einigung in Bezug auf den Iran erzielt hätten, ihre Differenzen über den Krieg in der Ukraine jedoch weiterhin bestünden.
Auch der Kreml berichtete über das Gespräch zwischen dem russischen Diktator und dem französischen Präsidenten. Demnach soll Putin während des Gesprächs gesagt haben, dass Russlands Krieg gegen die Ukraine eine direkte Folge der Politik der westlichen Mächte sei. Laut Le Parisien forderte Macron Putin zu einem Waffenstillstand auf. Macron sprach zuletzt im September 2022 mit Putin. Paris teilte mit, das Gespräch habe mehr als zwei Stunden gedauert. Hauptgesprächsthema war die Lage im von den Russen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja.
Russische Gasexporte nach Europa sind auf ein Rekordtief gefallen
Die Kündigung des Vertrags über den Transit russischen Gases durch die Ukraine hat die Lieferungen von Gazprom an europäische Länder beeinträchtigt. Im ersten Halbjahr 2025 pumpte der russische Staatsmonopolist durch die letzte in Betrieb befindliche Pipeline in die EU, die Turkish Stream, lediglich 8,33 Milliarden Kubikmeter Gas an europäische Kunden. Dies berichtet die Moscow Times. “Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (15,5 Milliarden Kubikmeter) sind die Exporte von Gazprom in seinen einst größten Absatzmarkt um weitere 47 Prozent zurückgegangen”, heißt es in dem Artikel. “Und am Ende des Jahres wird es kaum möglich sein, 16 Milliarden Kubikmeter zu überschreiten – die maximale Kapazität des europäischen Zweigs des Turkish Stream”, so die Zeitung.
Es sei darauf hingewiesen, dass Russland seit Anfang der 1970er Jahre nicht mehr so wenig Gas nach Europa gepumpt hat. “Zum Vergleich: 1975 waren es 19,3 Milliarden Kubikmeter, 1980, nach dem Abkommen Gas gegen Röhren und dem Abschluss eines Großvertrags mit Deutschland, waren es bereits 54,8 Milliarden”, so die Moscow Times. Vor dem Krieg mit der Ukraine erreichten die Exporte von Gazprom nach Europa auf ihrem Höhepunkt 200 Milliarden Kubikmeter, und seitdem sind sie um das Zwölffache eingebrochen. Gleichzeitig gleicht die 2019 in Betrieb genommene Gaspipeline nach China nur ein Fünftel der verlorenen Mengen aus.
Im vergangenen Jahr belief sich die Produktion von Gazprom auf 416,19 Milliarden Kubikmeter, von denen jedoch nur 355,23 Milliarden auf dem In- und Auslandsmarkt verkauft wurden. Infolgedessen blieben Gazprom rund 60 Milliarden Kubikmeter nicht verkauftes Gas, so die Zeitung. Wie berichtet, lieferte Russland rund 63,8 Milliarden Kubikmeter nach Europa über verschiedene Routen im Jahr 2022. Im Jahr 2023 verringerte sich diese Menge stark um 55,6 % auf 28,3 Milliarden Kubikmeter und im Jahr 2024 stieg sie jedoch auf rund 32 Milliarden Kubikmeter. Auf dem Höhepunkt ihres Wachstums in den Jahren 2018-2019 erreichten die jährlichen Gasströme nach Europa 175 bis 180 Milliarden Kubikmeter.
Am 1. Januar 2025 lief der Transitvertrag zwischen Gazprom und Naftogaz aus und die Ukraine stoppte den Transit russischen Gases durch ihr Territorium. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte die Aussetzung des russischen Gastransits durch die Ukraine mit den Worten, dies sei eine der größten Niederlagen Russlands.