1245. Kriegstag: Lage in Pokrowsk, Angriff auf Unternehmen in Russland, Sapsan-Rakete der Ukraine

Russen dringen in Pokrowsk ein

In Pokrowsk in der Region Donezk tätige Militärangehörige haben gegenüber der Zeitung “Ukrajinska Prawda” bestätigt, dass russische Einheiten in die Stadt eingedrungen sind. Derzeit sei die Liquidierung der Sabotage-Trupps der Besatzer im Gange. Gesprächspartner des ukrainischen Sicherheitsdienstes beim Militär und des analytischen Projekts “Deep State” behaupten, dass die ersten Gruppen russischer Infanterie vor fünf Tagen – am 17. Juli – in Pokrowsk registriert wurden. Am Abend des 21. Juli berichtete “Deep State”, dass in Pokrowsk “die Liquidierung von Sabotage-Trupps” der Besatzer im Gange sei. “Leider gibt es auch auf unserer Seite Verluste. “Deshalb hat der Eigenbeschuss zugenommen, da nicht jeder über die Sabotage-Trupps informiert war”, so Deep State. Am 21. Juli gab der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj, die Vernichtung russischer Saboteure bekannt, die in Pokrowsk in der Region Donezk eingedrungen waren.

Ukraine greift eines der größten militärischen Unternehmen in Russland an

Vergangene Nacht haben die ukrainischen Streitkräfte mit Drohnen das Petrochemische Unternehmen Nowokujbyschewsk in der Region Samara angegriffen. Es ist einer der größten Produzenten im Bereich Gasverarbeitung, Petrochemie und organische Synthese in Russland und Osteuropa. Dies berichten Telegram-Kanäle, insbesondere Exilenova+. Das Unternehmen ist Teil der Produktionskette des russischen militärisch-industriellen Komplexes. Insbesondere werden die organischen Syntheseprodukte von NNK als Rohstoffe für die Herstellung einer breiten Palette von Sprengstoffen verwendet, die bei der Herstellung von Artilleriegeschossen, Fliegerbomben und anderer Munition zum Einsatz kommen. Das Unternehmen betreibt wichtige petrochemische Basisanlagen: Produktion von verflüssigten Kohlenwasserstoffen, MTAE, Benzol, Phenol, Aceton, Alpha-Methylstyrol, Olefinen sowie die einzige Produktion von synthetischem Ethylalkohol im Land und die Produktion von Para-tert-Butylphenol, das in Russland und anderen postsowjetischen Ländern keine Analoga hat. Das jährliche Verarbeitungsvolumen beträgt ca. 1 Million Tonnen. Die Folgen des Angriffs werden derzeit geklärt.

Ukrainische ballistische Raketen einsatzbereit

“Sapsan” – die einzige ballistische Rakete aus ukrainischer Produktion, die seit der Unabhängigkeit des Landes hergestellt wurde – hat im Mai dieses Jahres durch Tests und durch einen Angriff auf russisches Territorium bewiesen, dass sie einsatzbereit ist. Die angegebene Reichweite beträgt bis zu 500 Kilometer, Experten gehen jedoch davon aus, dass mit bestimmten Modifikationen eine Reichweite von 1.000 Kilometer möglich ist. Das heißt, eine ukrainische ballistische Rakete kann Moskau erreichen. 

Um auf die ballistischen Angriffe Russlands auf Städte im ukrainischen Hinterland genau so antworten zu können, müsse die Ukraine über mindestens tausend ballistische Raketen verfügen, meint Valentyn Badrak, Direktor des Zentrums für Armee-, Konversions- und Abrüstungsstudien. Idealerweise sollte die Ukraine einen Vorrat von etwa 5.000 Raketen anlegen.

Am 23. Juni kündigte der Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten, Andrij Jermak, in einem Interview mit The Times den Beginn der Massenproduktion von Sapsan-Raketen an. Obwohl die Entwicklung der Rakete geheim gehalten werden sollte, hat das Team des ukrainischen Präsidenten in letzter Zeit aktiv für die Sapsan-Rakete geworben. Es ist anzunehmen, dass die politische Führung der Ukraine versucht, die Europäer zu einer finanziellen und technischen Beteiligung an dem Raketenprogramm zu bewegen.

Informierten Quellen zufolge fanden die ersten erfolgreichen Tests einer Sapsan im Juli 2024 auf einem Testgelände statt. Das neue Raketensystem hat zudem im Mai einen Kampfeinsatz bestanden und erfolgreich einen Moskauer Kommandoposten in einer Entfernung von 300 Kilometern getroffen. Das erklärte Jermak im selben Interview mit The Time. Die Rakete trägt einen 480 Kilogramm schweren Sprengkopf über eine Distanz von bis zu 500 Kilometern. Die Fluggeschwindigkeit beträgt bis zu Mach 5,2 (ca. 6370 km/h). Zum Vergleich: Die amerikanische ATACMS hat eine Geschwindigkeit von etwa Mach 3, die russische Iskander-M eine Geschwindigkeit von etwa Mach 6. Ballistische Raketen sind leistungsstärker als Marschflugkörper und haben eine hohe Geschwindigkeit. Ein wichtiger Vorteil ballistischer Raketen ist ihre parabolische Flugbahn, die es konventionellen Flugabwehrsystemen schwierig macht, sie abzufangen. Die Sapsan ist als Boden-Boden-Rakete konzipiert.

Einer Modifizierung dieser Raketen stehe bei Bedarf nichts im Wege, sagt Sicherheitsexperte Mychajlo Hontschar, Direktor des Strategy XXI Center for Global Studies. “Es gibt das russische Raketenabwehrsystem Iskander und es gibt Kinschal – eine Modifikation desselben Iskander, die für den Start aus der Luft angepasst wurde”, erläutert Hontschar. Ihm zufolge gibt es die Modifikation Neptune als Schiffsabwehrsystem, das Bodenziele in einer Entfernung von bis zu 1.000 Kilometern treffen kann.