Kiew, 9. April 2015 – Ein Teil des hybriden Kriegs seitens Russlands gegen die Ukraine ist der atomare Informationskrieg. In letzter Zeit unternimmt die Ukraine enorme Anstrengungen, um die Abhängigkeit des Kernenergiebereichs von unserem Nachbarn umfassend zu verringern. Die Informationen, die Russland in Umlauf bringt, entsprechen nicht der Wirklichkeit, sondern schüren Panik und Ängste der Ukrainer, dass sich eine Katastrophe wie Tschernobyl wiederholt. Darüber berichtete Olga Koscharnaja, Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit des Verbands „Ukrainisches Nuklearforum“ während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.
An den Kommentaren über die Nutzung von Kernwaffen durch Russland beteiligt sich die russische Politik, sowie die Chefs der besetzten Gebiete, Pseudo-Umweltexperten und Organisationen. „Es ist ein ganz phantastisches Werkzeug – diese Beteiligung an den Kommentaren des russischen Außenministeriums über die Sicherheit des Brennstoffs von Westinghouse und dessen Nutzung in ukrainischen Atomkraftwerken. Kein Außenministerium der Welt kommentiert technische Fragen“, sagte sie. Nach der Aussage von Koscharnaja geschieht diese Informationsattacke deshalb, damit sich einige Projekte im Informationsfeuer befinden. Zum einen geht es um die Lieferung von Kernbrennstoff der japanisch-amerikanischen Gesellschaft Westinghouse für ukrainische Atomkraftwerke. Dieses Projekt wurde im Jahr 2000 im Rahmen des Regierungsabkommens zwischen den USA und der Ukraine gegründet. Das Thema zur Diversifikation der Lieferung von Kernbrennstoff an die Ukraine befindet sich im Blickfeld von Spezialisten für „schwarze PR“, die zeigen wollen, dass nur russischer Brennstoff den reibungslosen Betrieb von ukrainischen Reaktoren gewährleisten kann. „Die Russische Föderation kämpft um den ukrainischen Nuklearmarkt. Der geschätzte Jahresumsatz für den Markt an neuem Kernbrennstoff und an Dienstleistungen zur Ausfuhr von abgebrannten Brennelementen aus ukrainischen Atomkraftwerken in die Russische Föderation beträgt 800 Mio. USD“, erklärte Olga Koscharnaja.
Zum anderen, so die Worte von Koscharnaja, befindet sich derzeit eine zentrale Lagerstätte für abgebrannte Kernelemente nach der Technologie der amerikanischen Gesellschaft Holtec im Bau. Durch den Bau dieser Lagerstätte wird Russland nicht nur 200 Mio. USD jährlich verlieren, sondern wahrscheinlich auch ein Druckmittel bei den gegenseitigen Beziehungen. Die Ukraine begann ein großangelegtes Programm zum Importersatz unter Berücksichtigung der Unkalkulierbarkeit der Russischen Föderation. Dies ist ein weiterer Grund, gegen unser Land einen Informationskrieg zu führen. „Russland verbrauchte den gesamten technologischen Vorrat, den das Land noch aus der Sowjetzeit hatte. Und von der einstigen Hightech-Produktion blieb nicht besonders viel übrig, außer der Kerntechnik, worauf man stolz sein kann“, betonte Olga Koscharnaja. Deshalb, so ihre Meinung, versucht Russland auf jedem Weg, sich den Nuklearmarkt der Ukraine zu sichern. Die Ukraine soll an die Technologie des russischen nuklearindustriellen Komplex gebunden bleiben. Darin sieht Russland seine Hauptaufgabe und deshalb werden die Angriffe weiter zunehmen, prognostizierte die Expertin.