Kiew, 23. April 2015 – Die Ukraine und die ukrainische Gesellschaft befinden sich in einem bedeutendem Transformationsprozess, der auf ur-menschlichen Werten gründet. Darüber berichteten Bohdan Hawrylyshyn, Präsident der Bohdan-Hawrylyshyn-Stiftung, sowie Harry Jacobs, ausführender Direktor der Weltakademie für Kunst und Wissenschaft, und Wladimir Lawrentschuk, Vorstandsvorsitzender der „Raiffeisenbank Aval“.
Nach Meinung von Bohdan Hawrylyshyn gab es in der Ukraine und in der Bevölkerung bereits eine gewisse Transformation.Früher war die Ukraine nur ein pluralethnisches Land und wandelte sich heute in eine pluralethnische, aber patriotische Nation. Zum anderen übernahm die Ukraine und die Bevölkerung europäische Werte, wobei am wichtigsten ist, dass die Menschen ihre Verhaltensweise änderten. Auf dem Maidan organisierten sich die Menschen selbst und schufen eine medizinische und psychologische Versorgung, gründeten Ausbildungsgruppen und taten all dies ohne Anleitung, sondern nur aus dem Gefühl heraus, für ihre Mitmenschen verantwortlich zu sein. Das gleiche bei den Freiwilligen an der Front, die ihr Leben aufgrund des Gefühls riskieren, für ihre Heimat verantwortlich zu sein. Die Menschen begannen damit, nicht nur für ihre Rechte zu handeln, sondern auch aus einer Art Pflichtgefühl heraus – statt zu konkurrieren, begannen sie, zusammenzuarbeiten. Das alles sind Merkmale des neuen Paradigmas.
Harry Jacobs erklärte, dass die Weltakademie versucht, die Ursachen für die globalen Probleme, wie die Finanzkrise zu untersuchen, sowie von Arbeitslosigkeit, Armut, Bürgerkriegen, fehlenden globalen Sicherheitssystemen und Wirtschaftskrisen, sowie reale Lösungen zu finden. Heute gibt es in der Welt grundlegende Probleme sogar auf dem Niveau des intellektuellen Verständnisses von Menschen der modernen Welt. Die Theorien, auf der die Praxis der Wirtschaft und Politikwissenschaft basieren, sind zu beschränkt, um der Komplexität der Probleme gerecht zu werden, mit denen die Menschheit konfrontiert sein wird.
Gerade deshalb schuf die Weltakademie ein Projekt, das „Entwurf für ein neues Paradigma“ heißt. Es startete vor zwei Jahren mit einer Konferenz bei den Vereinten Nationen in Genf. Nach einer Reihe von Treffen bei verschiedenen Foren auf der ganzen Welt findet am Samstag, den 25. April, die 13. Sitzung zur Zusammenarbeit mit der Bohdan-Hawrylyshyn-Stiftung statt.
Auf der Welt gibt es eine Kluft zwischen den Finanzmärkten und den realen Wirtschaftssektoren. Nach den Worten von Jacobs gibt es zirka 225 Trillionen Dollar als globale Finanzaktiva, aber wahrscheinlich werden davon weniger als 20 Prozent tatsächlich verwendet, um einen würdigen Lebensstandard zu gewährleisten und um mögliche Arbeitsplätze für Menschen in der realen Welt zu schaffen. Dieses System braucht Änderungen.
„Letztes Jahr gründeten wir eine Organisation, die „Weltkonsortium der Universitäten“ heißt, weil wir meinen, dass sich unsere Universitäten ändern müssen. Das neue Paradigma sieht vor, dass neue Führer und neue Ausbildungswege gefördert werden. Tatsächlich ist die Ukraine eine Art Inkubator für den neuen Bildungstypus: wir schicken Jugendliche zur praktischen Ausbildung, die auf realen Erfahrungen und wichtigen Werten gründet. Die menschliche Gemeinschaft soll auf Werten aufbauen, die von den Menschen mitgetragen werden. Und wir brauchen ein Bildungssystem, das Wissen auf Basis von Werten vermittelt, da gerade Werte die wichtigsten Wahrheiten und Weisheiten sind, die wir als Menschheit sammelten und was Gesellschaften erfolgreich macht“, sagte Harry Jacobs.
Wladimir Lawrentschuk ist davon überzeugt, dass es Gründe gibt, um über das neue Paradigma der ukrainischen Gesellschaft zu sprechen, einschließlich im Wirtschaftsbereich und der Geschäftsumgebung.
Obwohl viele Analysten den Übergang zu einem neuen Paradigma mit der Einführung von neuen Gesetzen, Verordnungen und Regeln gleichsetzen, ist der Entwurfsprozess und die Abstimmung von Gesetzen nicht das Wesentliche. Das Wesentliche in der Gesellschaft geschah während und nach der Revolution der Würde.
Nach den Worten des Bankvorstandsvorsitzenden bekennt sich die Geschäftsumgebung heute in der Ukraine zu dem Neuen – einer neuen Toleranz, bei der es keinen Platz für Korruption gibt, sowie keinen für Korruptionsmechanismen, ungleiche Konkurrenz und Privilegien für Gesellschaften, die Beamten nahe stehen. Es sind jene Werte, durch die Unternehmen existieren. Das Verständnis von Vorteilen für die Gesellschaft, in der Konkurrenz dominiert und fehlenden Erscheinungen. Dazu muss man nicht auf neue Gesetze warten: das für die Ukraine neue Paradigma, das es vor einem Jahr noch nicht gab, gibt es in unserer Gesellschaft bereits.
„Die Geschäftsumgebung von heute ist pragmatisch und realistisch. Im Unterschied zur letzten Revolution von 2004/5 erwarten wir keine schnellen Verbesserungen ohne sachliche Beteiligung großer Menschengruppen. Es ist wichtig, dass viele Menschen die Verbesserungen ihres Lebens mit der eigenen Beteiligung gleichsetzen – das ist die neue Charakteristik dieses Paradigmas. Die Geschäftsumgebung übernimmt Verantwortung dafür, was in der Ukraine an Veränderungen passieren soll und sie passieren“, fasste Lawrentschuk zusammen.