„Die Dynamik der Ukraine ist das, was Europa begeistert“ – Philippe de Suremain, ehemaliger Botschafter Frankreichs in der Ukraine

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Kiew, 16. Juni 2015 – Die Ukraine ruft in Frankreich insgesamt großes Interesse und Sympathie hervor. Das Land brauchte Zeit, um die Wichtigkeit der Ereignisse in der Ukraine zu verstehen. Sie stellten nicht nur für die Ukraine existenzielle Herausforderungen dar, sondern auch für Russland und Europa. Darüber sprach der ehemalige Botschafter Frankreichs in der Ukraine (2002-2005) und Präsident des französischen Verbands für Ukraine-Studien, Philippe de Suremain, während einer Konferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.

Philippe de Suremain ist davon überzeugt, dass die Ukraine ein Lackmustest für Europa ist. Gerade hat die Ukraine eine Verantwortung, was in Europa geschehen wird und wie Europa seine fundamentalen Werte neu interpretiert. „Es ist wichtig zu verstehen, dass ein ukrainischer Erfolg auf dem Weg der Reformen auch ein gesamteuropäischer Erfolg sein wird“, ergänzte er.

Philippe de Suremain erklärte, dass es falsch wäre, die äußerst schwierige Situation, die sich in der Ukraine nach der Annexion der Krim und der russischen Aggression im Osten bildete, ausschließlich geopolitisch zu interpretieren. Sie hat auch eine politische und ideologische Dimension, die sich durch eine Wertorientierung äußert. „Die Ukraine erinnert die Europäer, und besonders die Europaskeptiker, daran, dass die europäischen Errungenschaften nicht selbstverständlich sind, sondern dass man ständig um sie kämpfen muss“, ergänzte der ehemalige Botschafter.

Er betonte, dass Europa manchmal sehr hohe, ja manchmal sogar überhöhte Ansprüche an die Ukraine stellt. „Das Land führte noch nie wirkliche Reformen durch und jetzt soll alles sofort und blitzschnell gehen. Die europäische Gemeinschaft erwartet gerade das, selbst wenn die wirtschaftliche Situation im Land sehr schwierig ist und ein unerklärter hybrider Krieg im Osten des Landes tobt.“

„Dem steht eine Zivilgesellschaft als enorme Stimulierung für die Entwicklung des Landes gegenüber“, ergänzte der ehemalige Botschafter. „Das ist auch das, was mich während der Orangenen Revolution in der Ukraine stark beeindruckte. Wir Europäer können uns von der Ukraine mit Sicherheit eine Scheibe abschneiden“, sagte er.

Gerade dank der Kraft der Bürger und der Zivilgesellschaft wandelt sich die Ukraine aus einem historischen und politischen Objekt in ein vollwertiges Subjekt. Die Ukrainer haben viele Ideen, wie die Zukunft des europäischen Kontinents neu gedacht werden kann.

Der Botschafter unterstrich, dass sich die Ukrainer zugunsten europäischer, das heißt, zugunsten universeller Werte entschieden. „Ansonsten gäbe es diese schwierige Situation gar nicht. Ich gehe mit einem Gefühl der Hoffnung aus der Ukraine“, betonte er.