Kiew, 6. Juli 2015 – Bereits seit über einem Jahr suchen ukrainische Abgeordnete und Parlamentarier nach Wegen, die ATO zu beenden, aber eigentlich beschäftigen sie sich nicht mit der sozialen und materiellen Situation in den besetzten und frontnahen Städten. Wie Konstantin Batozskij, Chef des Bürgervereins „Raswitije Priasowja“ (Entwicklung der Region am Asowschen Meer), während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center mitteilte, gibt es in Mariupol derzeit eine Reihe von Problemen. In erster Linie sind es zerstörte Gebäude, Arbeitslosigkeit, Migration der Lokalbewohner und verzögerte Lohnzahlungen. „Ich, als Einwohner von Mariupol, habe eine Reihe von Fragen an die Staatsführung: wer stellt die kommunalen Gebäude wieder her, die heute zerstört sind? Wer gibt den Lokalbewohnern wieder Wohnraum? Und wann werden endlich die Löhne gezahlt? Es gibt sehr viele Leute, die seit über einem Jahr kein Geld bekommen“, sagte Konstantin Batozskij. Nach seinen Worten fehlt es der ukrainischen Regierung einfach an Personal, das direkt vor Ort alle Probleme der besetzten und frontnahen Städte kennt und die Möglichkeit hat, sie zu lösen.
„Aufgrund einer Reihe von sozialen Problemen sind viele Lokalbewohner verzweifelt und haben den Glauben an ein sicheres Leben verloren, weshalb das Problem der Migration entstand“, berichtete der Freiwillige beim Roten Kreuz, Jewgenij Tschako, während der Pressekonferenz. Nach seinen Angaben kommt die gesamte Hilfe für Mariupol derzeit von Freiwilligen, aber nicht vom Staat. „Das geht nun seit über einem Jahr, aber unsere Stadt wurde bis heute von keinem Beamten besucht und niemand interessiert sich für unsere Probleme“, ergänzte Jewgenij Tschako.
„Ich will, dass alle wissen, dass Mariupol in meinem Herzen immer Teil der Ukraine war und bleibt. Ja, es gibt gerade Kriegshandlungen in unserem Land, aber unsere Stadt kämpft und lebt weiter“, betonte die stellvertretende Chefin des Bürgervereins „Raswitije Priasowja“, Diana Berg. „Wir wünschen uns sehr, dass die Kiewer unsere Heimat besuchen und sich davon überzeugen, dass Mariupol zur Ukraine gehört. Und wir wollen bis zuletzt Ukrainer bleiben“, schloss die Vertreterin des Bürgervereins „Vmeste“ (Gemeinsam), Afina Hadschinowa.