Die ukrainische Regierung verliert ihre Bürger im Osten des Landes, weil sie untätig ist – Aktivisten

Kiew, 2. Oktober 2015 – Während ihrer letzten Reise in den Osten der Ukraine stellte die Gesellschaftsorganisation „Neuer Donbass“ und die Bürgerinitiative „Wostok-SOS“ mehrere Probleme fest, die dringend gelöst werden müssen. „Unser Projekt hilft bereits seit über einem Jahr im Osten der Ukraine dabei, Schulen wieder aufzubauen. Wir unterstützen Leute und beschäftigen uns mit Kindern bei Kulturaktionen. Dieses Mal waren unsere Aktivisten für 10 Tage in Schulen im Gebiet von Luhansk. Wir stießen auf Probleme, die man dringend lösen muss. Aber leider macht unsere Regierung nichts. Damit erhalten wir nicht nur neue Bürger, sondern verlieren auch unsere Bürger, die Ukrainer sein möchten, indem wir ihnen keine Chance dazu geben“, sagte Larissa Artjugina, Chefin bei „Neuer Donbass“, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.

Nach Angaben von Konstantin Reuzkij, dem Koordinator bei „Wostok-SOS“, wird das Dort Trechisbenka im Gebiet von Luhansk aufgrund der hohen Aktivität von Diversions- und Spionagegruppen nur nominell von der ukrainischen Armee kontrolliert. „Die Bewohner von Trechisbenka erlebten ein sehr schweres Jahr. Sie befanden sich unter ständigem Beschuss. Bis jetzt gibt es im Dorf kein Gas. Und es besteht die Gefahr, dass es ausgeschlossen wird. Von 600 Häusern wurden über 300 durch Beschuss beschädigt. Die Infrastruktur ist im Dorf zerstört“, berichtete Konstantin Reuzkij. Außerdem gibt es nur eine Ambulanz in dem Bezirk, was ein ernstes Problem ist, weil es an Krankenwagen, medizinischer Ausrüstung und Ärzten fehlt.

„In den Schulen, in denen wir im Bezirk von Stanitschno-Luhansk waren, fehlt es sogar an Kreide und grundlegenden Dingen. Als wir die Direktoren baten, eine Liste mit Sachen zu erstellen, was die Schulen brauchen, erhielten wir Listen, auf denen Globusse, Weltkarten, Winkel, Winkelmesser, Rechtschreibbücher, Mikroskope, Schachspiele mit Spielfiguren standen. Auf der Liste der Kondraschowsker Schule, die sich im Bezirk von Stanyzja Luhanska befindet, standen sogar Besen und Gummihandschuhe. Die Schulen haben weder Workshops, noch Betreuungsangebote. Wie soll man erklären, dass wir ein neues Land aufbauen und dass wir damit angefangen haben, etwas zu ändern, wenn den Schulen die grundlegendsten Dinge fehlen?“, fragte Larissa Artjugina rhetorisch.

Nach ihren Angaben ist die Situation in Kindergärten gleich. Weitere wichtige Probleme sind, dass es im Bezirk von Stanyzja Luhanska nur russisches Radio und Fernsehen gibt. Die Handyverbindung und das Internet funktionieren nicht. „Es wäre gut, wenn die Probleme, über die wir berichten, nicht nur von Freiwillige gelöst würden, sondern auch vom Staat und von staatlichen Vertretern vor Ort, einschließlich aus dem Bildungsministerium. Wir hoffen, dass die Informations-, Bildungs- und Kulturministerien ihre Politik ändern und ihre Vertreter in den Osten der Ukraine schicken, damit sie die Situation mit eigenen Augen sehen. Vielleicht fängt unsere Regierung dann an, unseren Leuten zu helfen und um jeden Bürger der Ukraine zu kämpfen“, betonte Larissa Artjugina.