05. bis 11. Oktober 2015: Was deutschsprachige Medien zur Ukraine berichteten und was davon bei Facebook diskutiert wurde

Mit der Waffenruhe in der Ukraine, über die in deutschsprachigen Medien zu lesen war, gerät die Ukraine auch weiter aus den Schlagzeilen, wobei immer noch über das Land berichtet wird.

Karl Schlögel, ein bekannter deutscher Osteuropaexperte mit Schwerpunkt für Russland, veröffentlichte kürzlich ein Buch über die Ukraine, die er für sich neu entdeckte. Darüber gab es am Montag ein Interview im Tagesspiegel. Die Welt brachte eine Diskussion zwischen ihm und der Bürgerrechtlerin Irina Scherbakowa.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte am Montag auf ihrer Website von der Bundesregierung, auf der Krim eine OSZE-Mission einzusetzen.

Spiegel Online veröffentlichte ebenfalls am Montag eine Reportage zu Flüchtlingskindern aus der Ostukraine. Die Zeit berichtete am gleichen Tag über das Leben in den frontnahem Gebieten.

Am Montag waren dann noch die Schuldengespräche zwischen der Ukraine und Russland für Die Welt interessant, die darüber einen Artikel brachte, in dem es um die 3 Mrd. USD ging, die im Dezember von der Ukraine zurückgezahlt werden müssen.

Dienstag war dann geprägt von den verschobenen Wahlen im Osten der Ukraine. Zum Beispiel brachten die Deutsche Welle, Spiegel Online, n-tv, die Frankfurter Rundschau, die FAZ und die BILD-Zeitung jeweils Meldungen unter Berufung auf Agenturmeldungen.

Aufgrund der Waffenruhe und den Fortschritten bei den Friedensbemühungen in der Ukraine, schlug der ehemalige deutsche Bundeskanzler, Gerhard Schröder, vor, die Sanktionen gegen Russland zu lockern. Darüber berichtete am Dienstag n-tv unter Berufung auf eine dpa-Meldung.

Dass der Film „Maidan“ des Filmemachers Sergei Losznitsas am Dienstag in Nürnberg mit dem Internationalen Filmpreis für Menschenrechte ausgezeichnet wurde, in dem es um die Proteste in Kiew geht, berichtete der Bayrische Rundfunk, sowie die Nürnberger Nachrichten.

Im Wirtschaftsblatt (Österreich) gab es am Mittwoch zwei Artikel: einerseits dass die ukrainische Wirtschaft wieder wächst, und andererseits, dass sich die Makrowirtschaft stabilisiert.

Die Welt brachte am Mittwoch eine Reportage über Wildtiere im Gebiet von Tschernobyl.

Der Bonner Generalanzeiger berichtete über die Forderung von Andrij Melnyk, dass Angela Merkel Führungsstärke im Konflikt in der Ukraine zeigen solle.

Für die Süddeutsche Zeitung schrieb Cathrin Kahlweit am Mittwoch, dass die Ukraine Schwierigkeiten damit hat, dem Donbass Sonderrechte zuzugestehen und dass es aus diesem Grund politischen Streit gibt.

Die Regionalzeitung Blick-Aktuell berichtete am Donnerstag über den Besuch von Andrij Melnyk beim Herbstempfang der Rheinbacher CDU. Laut diesem Bericht sagte er: „Die Ukraine will kein Störenfried sein, sondern ein Mehrwert für die Europäische Union und einen neuen Geist sowie neue Impulse mitbringen. Die Ukraine ist ein Land mit viel Potenzial und dem Willen, sich schnell zu entwickeln und eine der bestimmenden Kräfte in Europa zu werden.“

Nina Jeglinski stellte im Tagesspiegel am Donnerstag die Frage, ob Julia Timoschenko vor einem Comeback steht, weil am 25. Oktober Lokalwahlen durchgeführt werden, von denen Timoschenko profitieren könnte.

Der Standard schrieb auch am Donnerstag, dass der IWF angesichts des mangelnden Reformwillens in Kiew ungeduldig wird.

Kerstin Schweighöfer berichtete am Donnerstag für den Deutschlandfunk, dass in den Niederlanden eine Bürgerinitiative über 300.000 Unterschriften sammelte, was es ermöglicht, dass die Niederländer in einem Referendum über das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine abstimmen. Bei der Unterschriftensammlung wurde unter anderem damit geworben, dass MH17 über der Ukraine abgeschossen wurde, wobei 200 Niederländer ums Leben kamen und dass Europa so ein Land nicht braucht. Tatsächlich geht es aber vielen eher darum, dass die Politik ihre Bürger bei Entscheidungen zu wenig fragt.

Noch am Donnerstag berichtete n-tv, dann am Freitag der Tagesanzeiger (Schweiz), dass sich die Rebellen im Donbass langweilen und deshalb neue Einsatzmöglichkeiten suchen würden, weshalb sie zum Teil nach Syrien gingen, um dort für Russland zu kämpfen.

Die FAZ brachte am Freitag eine Kurzvideoreportage (ca. 5 Minuten) der Deutschen Welle über die neue Polizei in Kiew und eine Einheit, in der 500 Polizistinnen dienen.

Am Freitag wurde außerdem spekuliert, ob Angela Merkel den Friedensnobelpreis erhält. Sie wurde für den Preis vorgeschlagen, weil sie zwischen Russland und der Ukraine für Frieden vermittelte. Darüber berichtete zum Beispiel die Tagesschau.

Bereits am Donnerstag erhielt Swetlana Alexijewitsch aus Minsk den Literaturnobelpreis. In den Medien gab es dazu mehrere Artikel und Rückblicke auf ihr Leben. So schrieb zum Beispiel die NZZ (Schweiz), dass Petro Poroschenko ihr gratulierte, da sie in der Ukraine geboren wurde. Er schrieb bei Facebook: „Wo immer man auch lebe, in welcher Sprache man auch spreche oder schreibe, man bleibe immer Ukrainer.“

Die taz brachte am Freitag einen Artikel über die Ukraine vor den Kommunalwahlen.

Am Samstag veröffentlichte die BILD-Zeitung einen Artikel, wie Ben Hodges, der oberste US-General in Europa, Putin einschätzt. Darin: „Ich glaube auch nicht, dass Putin die Ukraine besitzen will. Ich bezweifle sogar, ob er überhaupt den Donbass besitzen will. Das wäre nur eine Belastung für Russland. Ich denke, Präsident Putin will vielmehr sicherstellen, dass die Ukraine nicht der EU oder der NATO beitreten kann. Er hat die Ukraine jetzt da, wo er sie haben will: im Chaos.“

An Sonntag gab es dann einen Bericht in der Süddeutschen Zeitung, wie es flüchtenden Ostukrainern zum einen innerhalb des Landes ergeht, und zum anderen in Polen. Polen argumentiert in der allgemeinen EU-Flüchtlingsfrage, dass das Land bereits genug Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen würde. Doch das ist nicht ganz richtig.

Die in dem Wochenrückblick verwendeten analysierten Quellen bei Facebook sind einerseits mehrere pro-ukrainische Gruppen und Seiten, sowie eine Community aus Personen, die mit der Ukraine auf irgendeine Weise verbunden sind.

Jörg Drescher für UCMC