34,7 Prozent der Ukrainer wollen einen gewaltlosen Kampf in Form von Demonstrationen, Protesten und zivilem Ungehorsam gegen die bewaffnete Invasion – Umfrage

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Kiew, 28. Oktober 2015 – 34,7 Prozent der Ukrainer wollen einen gewaltlosen Kampf in Form von Demonstrationen, Protesten und zivilem Ungehorsam gegen die bewaffnete Invasion, die von einer überstarken ausländischen Macht begangen wurde. 34,4 Prozent der befragten Ukrainer ziehen einen bewaffneten Kampf vor. Diese Ergebnisse der Umfrage, die vom Kiewer Internationalen Institut für Soziologie (KIIS) auf Bestellung der Gesellschaftsorganisation „Zentrum für strategische Untersuchungen“ und der „Agentur für gewaltlose Lösungen“ in Bezug auf den Widerstand gegen die Eindringlinge und Besatzer durchgeführt wurde, wurden bei einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center veröffentlicht.

Nach Angaben von Wladimir Paniotto, dem Generaldirektor des KIIS, wurde die entsprechende Umfrage telefonisch unter 1.000 Repräsentanten, die durch einen Computer in der gesamten Ukraine, außer der Krim, ausgesucht wurden, durchgeführt – einschließlich in den Gebieten von Donezk und Luhansk, sowohl in den freien, als auch besetzten Bezirken. Dabei liegt die Gesamtabweichung der Untersuchung bei unter 5 Prozent.

Der Großteil der Ukrainer ist der Meinung, dass ein gewaltloser Widerstand geeigneter und effektiver sein kann als ein bewaffneter Kampf gegen die Okkupation, erklärte Dmitrij Potechin, der Leiter der „Agentur für gewaltlose Lösungen“.

„Trotz des Kriegs ist ein bedeutender Teil der Ukrainer bis jetzt davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, ohne Gewaltanwendung zu kämpfen“, sagte er.

Und dies ist wichtig, weil die historische Ukraine über die Erfahrung im effektiven bewaffneten Kampf, als auch im Kampf gegen Diktaturen ohne Waffen verfügt. Das Land erhielt seine Unabhängigkeit durch die „Revolution auf Granit“. Und bei der „Orangenen Revolution“ bewiesen die Ukrainer ihre Fähigkeit, gegen den damaligen Versuch von Janukowitsch, die Macht an sich zu reißen, friedlich Widerstand zu leisten.

Laut den Umfrageergebnissen unterscheidet sich das Stimmungsbild der Ukraine in den Regionen. Die Menschen, die unter den Kriegsbedingungen leben und für die Gewalt zum Alltag wurde, meinten, dass es unmöglich ist, gegen Waffen ohne Gewalt effektiven Widerstand zu leisten.

„Das heißt, in den besetzten Gebieten sind die Zahlen anders. Weniger Menschen sind bereit, gewaltlosen Widerstand zu leisten“, ergänzte Dmitrij Potechin.

Gleichzeitig wurden die Ukrainer befragt, unter welchen Bedingungen es sinnvoll wäre, die besetzten Gebiete im Donbass und die Krim zu befreien: „Eine geringe Anzahl meinte, dass es bereits solche Versuche gibt; ein Teil der Befragten sagte, nur dann, wenn die Bewohner dieser Gebiete damit beginnen, mit oder ohne Waffen Widerstand zu leisten“, erklärte Dmitrij Potechin.

„Auf die Frage, welchen Aktionen die Ukrainer den Vorzug gegen eine ausländische Intervention und Okkupation geben würden, nannten 23,8 Prozent die Variante „nur bewaffneter Widerstand“, 28,6 Prozent wählten die Beteiligung an Aktionen des zivilen Ungehorsams, wie Demonstrationen oder Proteste“, betonte Pawel Schownirenko, der Vorstandsvorsitzende des „Zentrums für strategische Untersuchungen“.

Pawel Schownirenko nannte das Beispiel von Litauen. Dort gibt es die Regelung per Gesetz, wie die Bürger und die Zivilverteidigung das Landes gegen Aggressoren verteidigen dürfen. Auf Basis der ukrainischen Umfrage und der litauischen Regelung, die erstmals ins Ukrainische übersetzt wurde, sowie unter Berücksichtigung von Beispielen in unserem Land, wird eine Regelung zum gewaltlosen Widerstand in den besitzten Gebieten der Ukraine vorbereitet.

Nach Angaben der Konferenzteilnehmer wird dies sowohl den privaten, als auch gemeinschaftlichen Widerstand der Bevölkerung während der Okkupation auf der Krim und im Donbass ermöglichen.

„Das Hauptziel ist, jenen eine Alternative zu geben, die lesen. Der eine will verstehen, der andere will sich an diesem Kampf beteiligen. Die Unterstützung ist langfristig und der gewaltlose Kampf richtet sich nicht nur auf die Überwindung der Okkupation, denn die Methoden sind die gleichen, um auch eine Diktatur zu überwinden“, betonte Pawel Schownirenko.