Eine Umfrage ergab, dass 30 Prozent der Ukrainer bereit sind, ihre Stimme zu verkaufen

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Kiew, 12. November 2015 – Die Umfrage, die vom Zentrum für politische Studien und Analysen zusammen mit VoxUkraine durchgeführt wurde, zeigte die Bereitschaft der Ukrainer, ihre Stimme zu verkaufen und sich an Wahlfälschungen zu beteiligen. Zirka 30 Prozent der Ukrainer sind potentiell dazu bereit, ihre Stimme zu verkaufen. Die Befragung wurde unter 1.205 Repräsentanten in 12 Städten durchgeführt: in Winnyzja, Kiew, Dnipropetrowsk, Iwano-Frankiwsk, Lwiw, Ternopil, Saporischschja, Charkiw, Sumy, Tschernihiw, Odessa und Cherson. In jeder Stadt wurde die Umfrage von mindestens 2 Personen durchgeführt. Die Umfrage wurde nach dem ersten Durchgang der Lokalwahlen durchgeführt.

„32 Prozent der Befragten erklärten, dass sie bereit sind, Geld von jedem beliebigen Kandidaten anzunehmen. Wobei 39 Prozent ehrlich gestanden, dass sie das Geld nehmen würden, aber trotzdem nachdenken würden, ob sie für diesen Kandidaten stimmen oder nicht. Ein Drittel der Befragten antwortete, dass sie zwar das Geld nehmen würden, aber dann für einen anderen Kandidat stimmten. Die Summe, für die sie ihre Stimme verkaufen würden, variierte von 500 bis 650 Hryvna. Aber wir sahen auch, dass ein gewisser Prozentsatz der Leute ihre Stimme auch indirekt für weit weniger verkaufen würden – für öffentliche Plätze, Spenden an Schulen usw. Hier stimmten zirka 42 Prozent der Befragten zu“, sagte Viktor Taran, Leiter des Zentrums für politische Studien und Analysen, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.

Nach Angaben von Dmitrij Ostaptschuk, Wissenschaftler bei VoxUkraine, zeigte sich, dass die direkte Bezahlung von Wählern eine effektive und populäre Methode ist. Fast 20 Prozent jener, die zustimmten, Geld für die Wahl eines bestimmten Kandidaten zu nehmen, waren bereit, ihren Stimmzettel zu fotografieren und dieses Foto mitzunehmen. Mehr noch, 28 Prozent waren bereit, ein Foto gegen eine zusätzliche Bezahlung zu machen.

Was die Methoden zur Wahlfälschung betrifft, stimmten fast 10 Prozent der Befragten zu, Stimmzettel mitzunehmen. Und 4 Prozent waren bereit, unter anderem Namen abzustimmen.

„Die Ergebnisse von Kiew sind noch erschütternder: zirka 82 Prozent der befragten Kiewer waren bereit, ihre Stimme zu verkaufen; nur 18 Prozent waren strikt dagegen. Weitere 30 Prozent, hätten für 50 bis 500 Hryvna ihren Stimmzettel fotografiert“, berichtete Julia Ganjuk, eine Vertreterin der Jugendorganisation „Modern City“.

Außerdem zeigte die Umfrage, dass 54 Prozent der Kiewer Vitalij Klitschko unterstützten, und nur 26 Prozent Borislaw Beresa. Dabei waren die meisten Leute um 11 Prozent eher bereit, ihre Stimme für Vitalij Klischko zu verkaufen.

Positiv ist die Tatsache, dass sich die Bürger bewusster werden und nicht mehr bereit sind, ihre Stimmzettel mitzunehmen.

„Wir können sagen, dass diese Wahlen leider nicht ehrlicher oder besser waren als frühere. Und es gibt eine ernsthafte Gefahr, dass die Wahlen irgendwann wieder gefälscht werden. Wenn die Werchowna Rada in nächster Zeit keine Änderung an der Wahlgesetzgebung und am Strafgesetzbuch vornimmt, bleibt dieses Problem bestehen. Und mit der Verschärfung der sozial-wirtschaftlichen Situation im Land steigt die Anzahl der Menschen, die bereit sind, ihre Stimme zu verkaufen“, ergänzte Viktor Taran.