14. bis 20. Dezember 2015: Was deutschsprachige Medien zur Ukraine berichteten

In der vergangenen Woche zeigte sich in deutschsprachigen Medien erneut, dass die Ukraine kaum ohne Russland betrachtet werden kann. So thematisierten mehrere Medien einerseits die russische Reaktion auf das am 1.1.2016 in Kraft tretende Freihandelsabkommen, sowie andererseits die Weigerung seitens der Ukraine, Russland einen im Dezember 2015 fälligen Kredit zurückzuzahlen. Weitere Meldungen waren:

Am Montag meldete das Deutschlandradio Kultur, dass der Ukraine-Konflikt nahezu völlig aus den tätlichen Nachrichten verschwunden sei, obwohl sich die Situation in den Separatistengebieten weiterhin verheerend darstelle.

In der Süddeutschen Zeitung wurde am Montag auf die Ernsthaftigkeit des tätigen Angriffs auf Jazenjuk berichtet. Darin heißt es, dass Jazenjuk vorgeworfen wird, von korrupten Machenschaften befreundeter Oligarchen zu profitieren.

Am Dienstag veröffentlichte Der Standard einen Bericht zur Krim. Darin heißt es, dass die von Russland annektierte Halbinsel noch sehr weit von Russland entfernt sei.

Das Deutschlandradio Kultur brachte am Dienstag einen Bericht über das ukrainische Musical „Der Oligarch“, in dem es darum geht, dass ein Oligarch offenbar alles zu haben scheint, außer Liebe.

Der Deutschlandfunk berichtete am Dienstag über einen Bericht der EU-Kommission, wobei es in dem Artikel auch um Vorwürfe gegen ukrainische Parlamentsabgeordnete und den Präsidenten selbst geht.

Die Welt meldete am Dienstag, dass Weißrussland der größte Gewinner bei der Ukraine-Krise sei, da das Land von den Sanktionen der EU gegenüber Russland als Ersatzlieferant profitiert.

Die Deutsche Welle meldete am Dienstag, dass der polnische Präsident Andrzej Duda erstmals die Ukraine besuchte, wobei er aufgrund der Geschichtspolitik seiner Partei vor großen Herausforderung steht. Auch dem ORF war der Besuch von Andrzej Duda eine Meldung wert, wobei dort Kritik an dem geplanten Ausbau der Gasleitung „Nord Stream“ durch die Ostsee thematisiert wurde.

Am Mittwoch berichtete das Deutschlandradio, dass in der Ostukraine Tschetschenen für die Ukraine und gegen die Separatisten kämpfen. Sie fühlen sich der Ukraine verbunden, denn auch sie mussten sich gegen Russland zur Wehr setzen.

Die Neue Zürcher Zeitung widmete sich am Mittwoch dem „Rechten Sektor“ und stellte in dem Artikel die Frage, wie gefährlich die bewaffneten Nationalisten seien.

Die Zeit veröffentlichte am Mittwoch einen Artikel über die Versorgungslage auf der Krim und dass die Ukraine nationalistische Aktivisten im Widerstand gegen die russischen Besatzer unterstütze.

Die taz schrieb am Mittwoch über die politische Kultur in der Ukraine im Zusammenhang mit dem Streit zwischen Saakaschwili und Awakow.

Mehrere Onlinemedien berichteten dann am Mittwoch darüber, dass Russland als Reaktion auf das Freihandelsabkommen zwischen der EU und der Ukraine (was Teil des Assoziierungsabkommens ist) zum 1. Januar das eigene Freihandelsabkommen mit der Ukraine aussetzt, weil sich der russische Präsident Putin um die Wettbewerbsfähigkeit russischer Hersteller sorgt. Artikel gab es hierzu unter anderem bei der Tagesschau, in der Süddeutschen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung, bei Spiegel Online und der Deutschen Welle.

Das Deutschlandradio Kultur veröffentlichte am Mittwoch einen Beitrag über den brüchigen Waffenstillstand in der Ostukraine und wie gefährlich und beschwerlich das Leben entlang der Frontlinie ist.

Die taz schrieb am Donnerstag, dass sich die Ausfälle im ukrainischen Parlament häufen und dass dies einen erschreckende Mangel an politischer Kultur nach innen und außen signalisiert.

Die Südwestpresse meldete am Donnerstag, dass weder Russland, noch die Ukraine ein Interesse an einer Friedenslösung zu haben scheinen und dass die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zunehmend in weite Ferne rückt.

N-tv berichtete am Donnerstag, dass die Ostukraine durch den Syrienkrieg fast in Vergessenheit gerät, obwohl es keine echte Waffenruhe gibt. Daher solle die EU wieder handeln.

Mehrere Onlinemedien nahmen am Donnerstag dann die Aussage von Putin bei der Pressekonferenz in Moskau auf, wonach er sagte, dass in der Ostukraine russische Soldaten involviert wären, aber nicht regulär. Der Tagesspiegel schrieb, dass man im Westen nach diesem Eingeständnis nicht mehr um die Fakten herum komme, während die Neue Zürcher Zeitung eine Reuters-Meldung veröffentlichte, die diese Aussage nicht deutete. In der Süddeutschen Zeitung hieß es, Putin habe indirekt zugegeben, dass russische Soldaten in der Ukraine aktiv waren. Im Protokoll der Frankfurter Rundschau wird die Aussage Putins zitiert, während Der Standard Putins Kritik an der Ukraine hervorhob.

Am Donnerstag meldete Radio Vatikan darüber, dass nach Übertritten von ukrainisch-orthodoxen Pfarrern des Moskauer Patriarchats zum Kiewer Patriarchat auch ein Konflikt um das 1051 gegründete Höhlenkloster „Lawra Petschersk“ in Kiew entbrannte. Eine Initiative will, dass dieses Kloster, das derzeit zum Moskauer Patriarchat gehört, zum Kiewer Patriarchat wechselt.

N-tv veröffentlichte am Donnerstag einen Artikel über eine eigene Möbelfabrik der ukrainischen Zentralbank und nennt dieses Beispiel exemplarisch für das, woran das Land krankt.

Der Standard ging am Donnerstag auf den Streit zwischen dem ukrainischen Innenminister Awakow und Gouverneur Saakaschwili ein, die sich einander der Korruption beschuldigen.

Das ORF meldete am Donnerstag dann, dass Poroschenko am Rande von politischen Gesprächen zuversichtlich in Bezug auf die Abschaffung der Visumspflicht seitens der EU für Ukrainer ist.

Am Freitag wurde dann mehrfach gemeldet, dass die EU ihre Sanktionen gegen Russland um ein halbes Jahr verlängerte. Unter anderem in Die Zeit, in der Tagesschau, beim ORF und in der FAZ.

Viele deutschsprachigen Medien berichteten dann am Freitag, dass die Ukraine einen Kredit in Höhe von 3 Mrd. USD, der noch 2013 an Janukowitsch vergeben wurde, nicht zurückzahlen will. Die Artikel interpretierten dies als Staatspleite und Bankrotterklärung, bzw. wiesen darauf hin, dass der IWF extra wegen dieses Falls seine Regeln änderte. In folgenden Medien wurde darüber geschrieben: n-tv, Handelsblatt, Bild, Wirtschaftswoche, Frankfurter Rundschau, Spiegel Online, Deutsche Welle, Tiroler Tageszeitung, Tagesschau, Die Welt.

Am Freitag meldeten später mehrere Onlinemedien über die Empfehlung der EU-Kommission, die Visumspflicht bei Kurzzeitaufenthalten für Bürger aus der Ukraine, Georgien und dem Kosovo aufzuheben. Darunter: Die Zeit, Die Welt, das ORF und der Tagesspiegel.

Radio Vatikan berichtete am Freitag, dass der ukrainische Präsident trotz der Proteste von Moskautreuen orthodoxen Christen seine Einladung an Papst Franziskus in das osteuropäische Land bekräftigt.

Der Deutschlandfunk veröffentlichte am Freitag einen Bericht über eine internationale Psychotherapeuten-Konferenz Ende Oktober, die sich mit der Behandlung von Binnenflüchtlingen und psychisch geschädigten Soldaten befasste. An der Konferenz nahm auch eine Therapeutin aus Donezk teil, die in dem Bericht ihre Eindrücke in Kiew schildert.

Das Deutschlandradio Kultur stellte am Freitag einen Beitrag Online, in dem es über die Literaturszene in der Ukraine geht und wie Schriftsteller ihre künstlerische Autonomie behaupten und dem Krieg trotzen. Dabei kommen die Städte Kiew, Lemberg, Czernowitz und Odessa zur Sprache.

Der Spiegel brachte am Freitag eine Vorabmeldung, dass eine Berliner Lobbygruppe 2011 eine Kampagne zur Freilassung von Julija Tymoschenko organisierte, wobei der ehemalige DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière und die Berliner PR-Firma German PR and consulting group zum deutschen Stab zählten.

Am Samstag veröffentlichte die FAZ einen Artikel über Odessa und dass dort das Verbrechen, selbst für ukrainische Verhältnisse, blühe. In dem Artikel wird beschrieben, wie junge Leute dagegen ankämpfen und welche Rolle Saakaschwili dabei spielt.

Die Zeit brachte am Samstag eine Bilderstrecke aus einem Bildband über Synagogen in der Ukraine, die während der Sowjetunion in Läden, Theater und Gefängnisse umfunktioniert wurden.

Am Sonntag schrieb die Deutsche Welle über die Unterstützung von Hilfsorganisationen in der Ukraine, sowie deren Schwierigkeiten, ihre Hilfe auf beiden Seiten zu verteilen und welche Unterschiede es bei den Essenspaketen gibt.

Der Deutschlandfunk meldete am Sonntag über die Diskussion innerhalb der Großen Koalition zur geplanten Gaspipeline von Russland nach Deutschland. Dabei heißt es, dass Kanzlerin Merkel und Wirtschaftsminister Gabriel finden, dass das Projekt „Nordstream 2“ im deutschen Interesse liege, während andere deutsche Politiker Bedenken äußerten.

Jörg Drescher für UCMC