Kiew, 29. Dezember 2015 – Am 22.Dezember besetzten Soldaten von der 9. motorisierten Schützendivision der russischen Streitkräfte mit Unterstützung von gepanzerten Fahrzeugen und 82-Milimeter-Granatwerfern die Ortschaft Kominternowe, die sich in der „Grauzone“ befand. Dort richteten sie sich im Westen der Ortschaft ein und begannen damit, technische Ausrüstung zu stationieren, sowie das Gelände zu verminen. Darüber berichtete Wadim Skibizkyj, der Vertreter der Hauptverwaltung für militärische Aufklärung beim Verteidigungsministerium, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center.
Nach seinen Angaben war diese Aktion juristisch betrachtet kein Verstoß gegen die Minsker Vereinbarungen, wobei sich der Zwischenfall genau dann ereignete, als die trilaterale Kontaktgruppe in Minsk eine bedingungslose Waffenruhe in der ATO-Zone vereinbarte.
„Ziel dieser Besetzung waren Provokationen, um die ukrainischen Einheiten in einen Kampf zu verwickeln und damit einen Beweis zu generieren, dass die ukrainische Seite die Minsker Vereinbarungen nicht einhält“, erklärte Oberst Anatolij Bargilewitsch, Vertreter des Generalstabs bei den ukrainischen Streitkräften. Er ergänzte, dass diese Ortschaft keine strategische Bedeutung hat.
Oberst Bargilewitsch merkte an, dass die ukrainische Armee ihre Aufklärung verstärkte und ihre Einheiten in Alarmbereitschaft versetzte, wobei sie sich nicht auf die Provokation einließe und militärische Gegenmaßnahme unterließ. Vielmehr riefen sie Beobachter der OSZE-SMM zum Ort des Geschehens. Daraufhin war der Gegner gezwungen, einen Teil seiner Technik und seiner Soldaten aus dem Ort abzuziehen. Gleichzeitig vergrößerte der Gegner laut Angaben des ukrainischen Nachrichtendiensts seine Anwesenheit in Kominternowe, indem sich Soldaten als Zivilbevölkerung ausgaben. Diese „friedlichen Zivilisten“ gaben gegenüber der OSZE-SMM an, dass ukrainische Soldaten regelmäßig in die Ortschaft kämen.
Wadim Skibizkyj berichtete, dass die Provokationen bis zum 27. Dezember anhielten. Unter anderem beschossen Scharfschützen Vertreter der OSZE-SMM. Die Schüsse trafen 7-8 Meter entfernt von den Beobachtern ins Leere.
„Dieser Operation wurde persönlich von dem russischen Oberst Rustam Jakubow geleitet“, ergänzte der Vertreter des ukrainischen Generalstabs. Mit Stand vom 29. Dezember befinden sich 80-100 russische Soldaten in Kominternowe. Ein Teil gibt sich weiterhin als Zivilisten aus.
Früher waren in dieser Ortschaft keine illegal bewaffneten Einheiten dauerhaft anwesend, wobei die Ortschaft von der 9. motorisierten Schützendivision der russischen Streitkräfte kontrolliert wurde. Laut ukrainischer Gesetzgebung gehört Kominternowe zu den besonderen Bezirken im Gebiet von Luhansk und Donezk, für die eine besondere Regelung der lokalen Selbstverwaltung gilt.