Aktueller Wochenbericht der ukrainischen Militäraufklärung

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Die russischen Invasionskräfte betreiben weiterhin aktive Militäraufklärung. Innerhalb einer Woche wurden sechs Militärdrohnen gesichtet, zwei von ihnen sind in Russland gestartet und gelandet.

Kiew, 22. April 2016 – In Donzek haben die russischen Invasionskräfte des 1. Armeekorps (AK) ein Zentrum für Militärdrohen geschaffen. Militärdrohnen werden zu Aufklärungszwecken sowohl von den besetzten Gebieten des Donbass als auch direkt vom Territorium der Russischen Föderation aus gestartet. Insgesamt konnten sechs Militärdrohnen gesichtet werden. Außerdem führt Russland seit dem 18. April wieder Aufklärungsflüge mit der IL-20 der russischen Luftwaffe (offizieller Name: Russische Luft- und kosmische Streitkräfte) durch. Dabei fanden Überflüge entlang der russisch-ukrainischen Grenze statt. Darüber berichtete Wadym Skibizkyj von der Hauptabteilung der Militäraufklärung im Verteidigungsministerium der Ukraine auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center.

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Auf der Abbildung  – russische Militärdrohnen, hergestellt bei IZH-MASH, 2014 von den russischen Streitkräften in ihre Bewaffnung aufgenommen. Sie sind für die Sammlung von Daten über die Stationierung von ukrainischem Militär und zur Korrektur von Artilleriefeuer bestimmt. Ukrainischen Soldaten gelang es, eine von ihnen am 28. März 2016 abzuschießen.

Nach den Worten von Skibizkyj sei im Vergleich zur Vorwoche eine Verringerung der Angriffsintensität festzustellen. Insgesamt wurden 322 Angriffe auf die ukrainischen Stellungen seitens der russischen Invasionskräfte festgestellt. Dabei wurden aktiv Minenwerfer mit einem Kaliber von 82 und 120 Millimetern, Antipanzer-Lenkraketenkomplexe, Schützenpanzer und Artilleriesysteme mit einem Kaliber von 122 Millimetern eingesetzt.

Die intensivsten Angriffe auf ukrainische Stellungen fanden im operativen Sektor Donzek statt, wo 177 Beschüsse festgestellt wurden.

Schwere Waffen weiterhin im Frontbereich auf Seiten der russischen Invasionskräfte

In dieser Woche stellte die ukrainische Militäraufklärung im Frontbereich und außerhalb der für den Abzug schwerer Waffen vereinbarten Rückzugszonen fest: 96 Kampfpanzer, 62 Artilleriesysteme und Artillerie auf Selbstfahrlafetten (im Vergleich zu 47 in der letzten Woche) und elf Raketenwerfersysteme des Typs BM-21 „Grad“ mit einem Kaliber von 122 Millimetern.

Versorgung der russischen Invasionskräfte

In der vergangenen Woche wurden die russischen Invasionskräfte weiter mit Munition, Benzin und weiteren Mitteln zur Versorgung der Einheiten beliefert, darunter: 320 Tonnen Munition für Artilleriesysteme mit einem Kaliber von 122 Millimetern, für Minenwerfer mit einem Kaliber von 120 Millimetern und Granatwerfer, 920 Tonnen Benzin sowie 1260 Tonnen verschiedenste Ersatzteile für gepanzerte Kampffahrzeuge und Transportfahrzeuge.

Am 21. April gelangte der sogenannten 51. „humanitärer Konvoi“ (Anmerkung: als humanitäre Hilfe deklarierter Transport zur Versorgung der russischen Invasionskräfte und Verschaffung von ukrainischen Maschinenparks aus Betrieben auf dem Rückweg) in den Donbass. „Für gewöhnlich steigt nach solchen „humanitären Hilfslieferungen“ aus Russland die Zahl der Angriffe per Beschuss auf die ukrainischen Stellungen der Anti-Terror-Operation“, erinnerte Wadym Skibizkyj.

Verlegung von Waffen in den Donbass praktisch täglich

Am 21.04.2016 wurde die Ankunft von 3 instandgesetzten Kampfpanzern und 3 Raketenwerfersystemen vom Typ BM-21 „Grad“ aus Russland festgestellt. Die Einheiten des 1. und 2. Armeekorps sind jetzt zu 85 Prozent mit Bewaffnung und Militärtechnik ausgestattet.

Nach Informationen der ukrainischen Militäraufklärung wurde seitens der Kommandoführung des 9. Motschützen- und Sturmregiments der Marine-Infanterie der russischen Invasionskräfte des 1. Armeekorps am 19. April eine Landeoperation an der Küste des Asowschen Meeres im Küstenbereich zwischen Bezimenne und Nowoasowsk trainiert. Die Artillerie-Einheiten der 7. Motschützenbrigade trainierten zur gleichen Zeit die Führung von Angriffen per Beschuss unter Einsatz von Raketenwerfern des Typs BM-21 „Grad“ auf dem Truppenübungsgelände bei Krasnyj Lutsch. Im Zeitraum vom 13.-18. April fanden Truppenübungen des 2. Armeekorps der russischen Invasionskräfte auf dem Truppenübungsgelände bei Uspenka statt. Dabei wurde das Überwinden von Wasserhindernissen (Flüssen) mit Hilfe von Schützen- und Transportpanzerfahrzeugen (BTR) und mobilen Transportpanzern der schnellen Eingreiftruppen (BRDM) – schwimmend und Kampfpanzer – auf dem Grund – trainiert.

Verluste der russischen Invasionskräfte. Russische Soldaten sterben weiter – streng geheim

Wadym Skibizkyj gab bekannt, dass der Feind innerhalb einer Woche 32 Militärangehörige verloren hätte, weitere 71 seien verwundet worden. „Das Putin-Regime unternimmt weiterhin größte Anstrengungen, um die Verbreitung von Informationen zu den russischen Verlusten (von Soldaten und Offizieren, die es offiziell nicht gibt) zu verhindern“, stellt Skibizkyj heraus und erklärte, dass den russischen Militärangehörigen fiktive Dokumente ausgestellt werden und deren Grenzübertritt nicht fixiert wird. Ihnen werden private Mobiltelefone, Fotoapparate und andere mobile Geräte und Tablets abgenommen und die persönlichen Informationen aus den sozialen Netzwerken werden gelöscht. Außerdem verpflichten sich die russischen Soldaten und Offiziere aus den Reihen der Spezialkräfte von GRU, FSB, der schnellen Eingreiftruppen und den Streitkräften des Innenministeriums gemäß dem Dienstvertrag, den sie unterschreiben müssen, dass sie ihren Dienstauftrag, Dienstort und die operativen Befehle streng geheim halten. „Außerdem ist die russische Regierung aus Gründen der Kostenoptimierung zu der zynischen Praxis übergegangen, gefallene Militärangehörige werden wahlweise rückwirkend aus dem Dienst entlassen und sie bekommen so den Status eines „Freiwilligen“ oder es werden fiktive Dokumente bezüglich eines Todes aus Eigenverschulden ausgestellt. So erspart man sich die Kompensationszahlungen an die Hinterbliebenen, die ihren Ernährer verloren haben“, erzählt Wadym Skibizkyj zum Ende seiner Pressekonferenz über die Zustände in der russischen Armee.