Ukrainische Aktivisten: Initiativen wie Eastbook sind im Informationskrieg eine erfolgreiche Alternative zur Gegenpropaganda “von oben”

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Kiew, 26. April 2016 – Das Eastbook Portal ist eine Webseite, wo junge Autoren aus Osteuropa Artikel veröffentlichen und sich über Ereignisse in ihren Heimatländern austauschen können.

“Wir berichten darüber, was unserer Meinung nach am wichtigsten in Europa ist. Das sind einfache gesellschaftliche Initiativen der Jugend. Wir schreiben darüber, womit sich die NGOs beschäftigen. Wir unterstützen sie und verbreiten Informationen über ihre Tätigkeit. Wir berichten über Initiativen zur Selbstverwaltung und Startups”, sagte Pavel Charkewytsch, der Gründer von Eastbook während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center. Die Hauptpartner und Förderer der Webseite sind der International Visegrad Fund und die Stiftung für polnisch-deutsche Zusammenarbeit.

Dieses Projekt wurde 2010 auf Initiative von Studenten für Osteuropastudien an der Universität Warschau gegründet, worauf auch der erste Teil des Namens (East-) zurückgeht. Der zweite Teil wurde von “Facebook” entlehnt, um zu betonen, dass die Webseite nicht nur ein Magazin, sondern auch eine Plattform für den Informationsaustausch ist. Gegenwärtig schreiben für die Webseite etwa 100 Autoren, 25 von ihnen regelmäßig. “Anfangs waren für uns rund 15 Autoren und Freiwillige tätig. Aber jetzt, um die Autoren zu motivieren und deren Beiträge zu verbessern, haben wir die Möglichkeit, sie zu bezahlen”, sagte Charkewytsch. Eastbook hat mittlerweile mehr als 800.000 Follower. Die Artikel werden in vier Sprachen – Polnisch, Russisch, Englisch und Ukrainisch – publiziert. “Die Sprache schafft einen Informationskanal und überwindet Grenzen. Aus diesem Grund achten wir darauf, dass alle Texte auf Russisch erscheinen, da der Großteil unserer Leser russischsprachig ist”, fügte Charkewytsch hinzu.

Für die Webseite kann fast jeder schreiben, seien es junge Journalisten, Studenten, Hobby-Journalisten oder Blogger. Über die Kontaktseite kann man sich dem Team anschießen. Es ist den Autoren auch dabei behilflich, sich beruflich zu verbessern. Angeboten werden verschiedene Trainings im Rahmen des Projektes “Solidaritäts-Akademie” “Wenn es ein guter Beitrag ist, dann kann man fast alles veröffentlichen”, sagt Mazej Zanewytsch, stellvertretender Chefredakteur bei Eastbook.

Eastbook ist ein Beispiel dafür, wie man dem Informationskrieg entgegenwirken kann. “Alle Initiativen, die von oben organisiert werden, sehen unvermeidlich wie Gegenpropaganda aus, weil sie sich derselben Mechanismen bedienen. Initiativen wie Eastbook sind hingegen eine gute Lösung. Jeder kann über Ereignisse berichten, die er gerade sieht”, betonte Zanewytsch. Er selbst hat darüber geschrieben, was er im Frühjahr 2014 im Osten der Ukraine gesehen hat. Später stellte er regelmäßig eine russische Presseschau zusammen. So konnten die Leser besser nachvollziehen, wie die Menschen in Russland von den Medien informiert werden und wie sich dies auf deren Weltanschauung auswirkt.