Das Militärmanöver „Kawkas 2016“ der russischen Streitkräfte ist eine direkte Bedrohung für die Ukraine

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Kiew, 5. September 2016  – Die Truppenübungen der russischen Streitkräfte im süd-westlichen strategisch-operativen Sektor im Rahmen von „Kawkas 2016 untergraben die Sicherheit in der Region und stellen eine unmittelbare Bedrohung für die Ukraine dar. Das teilte Wadym Skibizkyj von der Hauptabteilung der Militäraufklärung im ukrainischen Verteidigungsministerium während seiner Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center mit.

Die russische Führung belässt ihre Truppen weiter auf den Truppenübungsplätzen auch nach dem offiziellen Abschluss der Übungen zur Ad-Hoc-Überprüfung der Gefechtsbereitschaft

„Es ist nicht auszuschließen, dass die aus verschiedenen Truppenteilen- und Gattungen geschaffene Gruppierung in der Nähe der Grenze zur Ukraine und in den besetzten Gebieten des Donbass und der annektierten Krim gegen die Ukraine eingesetzt wird, sofern seitens der russischen Führung ein solcher Beschluss gefasst wird. Davon zeugt, dass die jeweiligen Truppenteile auf den Truppenübungsgeländen auch nach dem offiziellen Abschluss dieser Ad-Hoc-Überprüfung der Gefechtsbereitschaft verblieben sind“, erläuterte der Vertreter der ukrainischen Militäraufklärung.

Wiederholung des georgischen Szenarios?

Nach seinen Worten sei ein georgisches Szenario alá 2008 möglich. Der russischen Kriegsaggression gegen Georgien ging das Militärmanöver „Kawkas 2008“ voraus.

Verschleierung des wirklichen Maßstabs von „Kawkas 2016“

Wadym Skibizkyj gab zu bedenken, dass der wirkliche Maßstab dieses Militärmanövers weit über die offiziell verkündeten Zahlen hinausgehen würde. In der offiziellen Version werden von der russischen Seite 12.500 Soldaten, 90 Panzer, ungefähr 300 Kampffahrzeuge und bis zu 20 Hubschrauber und 15 Kampfschiffen angegeben.

Laut Informationen der ukrainischen Militäraufklärung hat die russische Führung die Ad-Hoc-Überprüfung der Gefechtsbereitschaft vom 25. bis 31. August 2016 als Vorbereitungsphase für das Manöver „Kawkas 2016“ de-facto dafür genutzt, um im süd-westlichen strategisch-operativen Sektor eine Gruppierung in Stellung zu bringen, die 100.000 Soldaten umfasst, darunter über 11.000 aus anderen russischen Militärbezirken.

Unmittelbar an den Grenzen zur Ukraine sind von dieser Gruppierung 41.000 konzentriert. Zu den Manöverübungen wurden tatsächlich 10.000 Einheiten diverser Militärtechnik und Waffensysteme (Panzer, gepanzerte Kampffahrzeuge, Artillerie, Raketenwerfer, Flugabwehrsysteme usw.), 60 Kriegsschiffe und 400 Flugzeuge und Hubschrauber. Dabei seien auf die operativen Fliegerhorste in der Nähe der ukrainischen Grenzen und auf der Krim über 40 Flugzeuge der taktischen Luftwaffe aus dem westlichen Militärbezirk, der Nordflotte und der kosmischen und Luftstreitkräfte der Russischen Föderation verlegt worden. „Damit sind unter Einschluss der Luftwaffe des südlichen Militärbezirks ca. 100 Kampfflugzeuge auf den Fliegerhorsten im Bereich der Ukraine konzentriert“, betonte Wadym Skibizkyj.

Rückgriff auf Kräfte mit Kampferfahrung aus dem Donbass

Der Vertreter der ukrainischen Militärvertretung wies darauf hin, dass an den Truppenübungen auch Einheiten teilnehmen, die an Kampfhandlungen in den Gebieten Donezk und Luhansk teilgenommen haben. „Auf dem Truppenübungsplatz im Bereich der Ortschaft Molkino (Region Krasnodar) wurde eine taktische Bataillongruppe der 6. gesonderten Panzerbrigade (Mulino) der 1. Panzerarmee des westlichen Militärbezirks, deren Einheiten 2015 an Kampfhandlungen in der Ostukraine (Donbass) teilgenommen haben. Außerdem wurden mit Transportflugzeugen der russischen Luftwaffe zusätzlich Einheiten der Luftlandetruppen der russischen Streitkräfte aus den Reihen der 76. Luftlande- und Sturmdivision (Pskow) und der 56. gesonderten Luftlande- und Sturmbrigade (Kamyschin, Wolgograder Gebiet), die ebenfalls über Kampferfahrung auf dem Gebiet der Ukraine verfügen“, – fügte Wadym Skibizkyj als Beispiele an. „Ich möchte unterstreichen, dass diese Streitkräfte von Generälen und Offizieren geführt werden, die unmittelbar an Kampfhandlungen auf dem Gebiet der Ukraine beteiligt waren, darunter Gurulow, Kusowlow, Nikiforow und weitere“, fügte er hinzu.

Die Mehrzahl der Militärattachés wird die Truppenübungen auf der Krim nicht besuchen

Der Vertreter der ukrainischen Militäraufklärung informierte die anwesenden Journalisten ebenfalls darüber, dass die Mehrzahl der in Moskau akkreditierten diplomatischen Vertretungen die Einladung der russischen Seite zur Beobachtung der offiziellen Phase der russischen Truppenübungen auf dem Truppenübungsgelände „Opuk“ auf der annektierten Krim ausgeschlagen hat. „Ihre Bereitschaft zum Besuch der offiziellen Phase der Truppenübungen haben lediglich die Vertreter von Vietnam, Venezuela, Ecuador, Kolumbien, Malaysia, Mauretanien, der Mongolei, Serbien und Uruguay bekundet“, stellte er heraus.

Truppenübungen der Invasionstruppen

Wadym Skibizkyj betonte zum Schluss seiner Pressekonferenz, dass im gleichen Zeitraum vom 05. bis 09. September 2016 Truppenübungen bei den russischen Armeekorps im Donbass stattfinden, über die in den russischen Massenmedien aktiv berichtet wird. „In der letzten Zeit ist es Usus geworden, dass alle Maßnahmen zur operativen Gefechtsvorbereitung im einheitlichen System der russischen Streitkräfte unter der Aufsicht von Vertretern des russischen Generalstabs und des südrussischen Militärbezirks ablaufen“, erklärte er.