Kinder aus der “Grauzone” können in von Kiew kontrollierte Schulen gehen

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Am 1. September hat nicht nur für die Kinder in den Regionen der Ukraine, in denen kein Krieg herrscht, sondern auch für die Kinder im Gebiet der Anti-Terror-Operation das neue Schuljahr begonnen. Unabhängig davon, wie angespannt die Lage an der Front ist, müssen Kinder Bildung bekommen. Die Kampfhandlungen bereiten Schülern und Lehrern im Osten des Landes gewisse Schwierigkeiten. Die zentralen und lokalen Behörden arbeiten daran, dass Kinder die Möglichkeit zum Lernen erhalten und Lehrern die Arbeit erleichtert wird. Über Veränderungen in den Schulen der Region Donezk und über Neuerungen auf lokaler Ebene berichtet eine Vertreterin der Verwaltung der Region Donezk.

Kiew, 8. September 2016 – In der Region Donezk haben am 1. September alle 589 Schulen ihre Arbeit für mehr als 150.000 Kinder aufgenommen. Fast 8000 von ihnen besuchen Schulen in der sogenannten “Grauzone”. Dort gibt es derzeit insgesamt 41 Schulen. Das sagte die Direktorin der Abteilung für Bildung und Wissenschaft der Militär- und Zivilverwaltung in der Region Donezk, Nadija Oksentschuk, in einer Skype-Schalte im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher des friedlichen Lebens”, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird.

Oksentschuk wies darauf hin, dass sich in diesem Jahr die Anzahl der Schüler in den Schulen nahe der Front erhöht habe. Viele Flüchtlingsfamilien seien in ihre Häuser zurückgekehrt. “Während im letzten Jahr etwa 600 Schüler die Schule in Awdijiwka besuchten, sind es in diesem fast dreimal so viele, etwa 1800”, sagte sie.

Schulbeginn auch für Kinder aus Städten nahe der Front

Oksentschuk berichtete weiter, dass es dieses Jahr teilweise gelungen sei, das Problem mit den Schülern aus Ortschaften unmittelbar an der Kontaktlinie wie Majorsk, Schowanka und Bachmutka zu lösen.

“Bis vor kurzem konnten sie überhaupt nicht zur Schule gehen oder mussten in den besetzten Gebieten zur Schule gehen, weil dies geteilte Dörfer und Städte sind. In diesem Jahr haben wir die große Errungenschaft, dass die Kinder aus diesen Orten in Gebieten zu Schule gehen können, die von der Ukraine kontrolliert werden – im Internat in Bachmut und in der städtischen Schule. Sie fahren jedes Mal mit dem Bus dorthin, der von Militärangehörigen begleitet wird”, erzählte Oksentschuk.

Allerdings geht ihr zufolge ein Teil der Kinder weiterhin in die Schule der Stadt Mykytiwka, die von der sogenannten “Donezker Volksrepublik” kontrolliert wird. Oksentschuk fügte hinzu, dass die lokalen Behörden was die Sicherheit der Schulen nahe der Front angehe mit den zuständigen Diensten und internationalen Organisationen zusammenarbeiten würden.

Neue Technologien helfen Schülern im Unterricht

Schüler aus dem vorübergehend besetzten Teil der Region Donezk können über eine spezielle Internetplattform an einem Fernunterricht teilnehmen. Dafür wurden fünf Schulen in verschiedenen Städten ausgewählt, denen sich die Kinder anschließen können.

“Der Fernunterricht ist Teil des Bildungssystems. Das heißt, dass Kinder zwar online am Unterricht teilnehmen, aber die Klasse, die Lehrer, die Schulfächer und das Lehrmaterial klar festgelegt sind. Die Lehrer werden für diese Unterrichtsstunden zusätzlich bezahlt”, erläuterte Oksentschuk. Im vergangenen Jahr haben ihr zufolge 1800 Schüler aus den vorübergehend besetzten Gebieten diese Möglichkeit wahrgenommen. Bis jetzt hätten sich mehr als 2500 Kinder angemeldet. Die Registrierung sei noch nicht beendet.

Reform des Schulsystems

In der Region Donezk läuft die Vorbereitung für die Eröffnung von Gesamtschulen, deren Einzugsgebiet mehrere Ortschaften umfassen werden. Laut Plan sollen alle zusammengelegten Gemeinden eine eigene Gesamtschule erhalten. Derzeit handelt es sich um 21 Schulen dieses Typs. Doch mit der Schaffung neuer Gemeinden werden weitere Schulen entstehen. Diese Restrukturierung ermöglicht, die Qualität der Schulbildung zu verbessern.

Geplant ist auch die Renovierung und Sanierung von Schulen. Die Kosten der Renovierung einer Schule belaufen sich auf mindestens 25 Millionen Hrywnja, in manchen Fällen sogar auf 50 bis 60 Millionen. Klassenräume, die für naturwissenschaftliche Fächer, Informatik und Fremdsprachenunterricht vorgesehen sind, sollen in den renovierten Schulen modern ausgestattet werden. Zudem sollen die Sportplätze erneuert werden. Über das System für öffentliche Beschaffungen “ProZorro” sollen Schulbusse angeschafft werden.

Statistische Angaben zur Lage in den zehn Hochschulen in der Region Donezk liegen noch nicht vor. Doch, so Oksentschuk, sei bereits bekannt geworden, dass sich in diesem Jahr 200 Studenten aus den vorübergehend besetzten Gebieten für ein Studium in einer der Hochschulen eingeschrieben hätten.