484. Kriegstag: Gefahr rund um AKW Saporischschja, Angriff auf Brücke zwischen Krim und Cherson

Kreml hat alles für Sprengung von AKW Saporischschja vorbereitet

Russland plant das Szenario eines Terroranschlags auf das von ihm besetzte Kernkraftwerk Saporischschja. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj wissen alle Staats- und Regierungschefs, was im Kernkraftwerk geschieht: Russland hat das Werk besetzt, nutzt es zur Deckung von Beschuss benachbarter Städte und hält dort Waffen und Militärpersonal. “Unser Geheimdienst hat nun Informationen erhalten, dass Russland das Szenario eines Terroranschlags im Kernkraftwerk Saporischschja mit Freisetzung von Strahlung erwägt. Sie haben alles dafür vorbereitet”, erklärt das ukrainische Staatsoberhaupt. Selenskyj erinnert daran, dass sich die Strahlung auf andere Länder ausbreiten könne. 

Der Berater im Präsidialamt, Mychajlo Podoljak, schreibt in diesem Zusammenhang auf Twitter, dass Russland Energodar in der Region Saporischschja nicht halten könne und daher einen groß angelegten Terroranschlag auf das eroberte Kernkraftwerk verüben wolle, um die Gegenoffensive der Ukraine zu stoppen und eine “verlassene Sicherheitszone” zu schaffen, die für die nächsten Jahre als Teil des territorialen Status Quo ohne Waffenstillstand festgelegt werden soll. Podoljak erinnert auch daran, dass die russischen Besatzer zusätzlich das Kernkraftwerk, insbesondere das Kühlbecken, verminen. “Ob sich der Kreml heute für dieses Szenario entscheidet, hängt ausschließlich von der Reaktion der Weltgemeinschaft ab”, betont er. Es müssten rote Linien gezogen und Konsequenzen angekündigt werden. “Nicht morgen, sondern heute”, so Podoljak.

Kyjiw übermittelt alle Informationen und Beweise an internationale Organisationen und Partner aus der ganzen Welt – in Europa, den USA, China, Brasilien, Indien, Afrika und in den arabischen Ländern.

Angriff auf die Tschonhar-Brücke

Am Morgen des 22. Juni kam es zu einem Angriff auf die Tschonhar-Straßenbrücke, die den besetzten Teil der Region Cherson mit der Krim verbindet und ein wichtiger Logistikkanal der russischen Armee war. Jetzt ist diese Verbindung mit dem Festland der Ukraine vorübergehend außer Betrieb: Die Besatzer leiten den gesamten Verkehr nun über die Landenge von Perekop.

Natalia Humenjuk, Sprecherin der Südgruppe der ukrainischen Armee, sagte dazu, das Vorgehen des ukrainischen Militärs ziele nicht auf die Zerstörung der Infrastruktur, sondern auf die Zerstörung der Logistikwege der russischen Besatzer. Andrij Jusow, Vertreter der ukrainischen Aufklärung, betonte: “Die Arbeit dauert an und wird fortgesetzt. Dies ist eine geplante Arbeit der Sicherheitskräfte, der Verteidigungskräfte, der Widerstandsbewegung und der lokalen Bevölkerung, die auf die Rückkehr der ukrainischen Staatsmacht in diesen Gebieten wartet.”

Der ehemalige Verteidigungsminister der Ukraine Andrij Sahorodnjuk sagte in einem CNN-Kommentar, dass die Tschonhar-Brücke für den Transport russischer Truppen, Munition und Ausrüstung von und zur Krim sowie Richtung Saporischschja von entscheidender Bedeutung gewesen sei.

Der ukrainische Militärexperte Oleksandr Kowalenko nannte den Angriff auf die Tschonhar-Brücke in einem Interview mit NV einen Versuch, die logistische Verbindung mit Melitopol zu stoppen und eine Warnung an die Russen. “Wenn diese Logistik gestört wird, wird es sehr schwierig sein, aus dem Süden der Ukraine zu fliehen”, betonte er.  Ihm zufolge wiederholt die Tschonhar-Brücke das Schicksal der Antoniwka-Brücke, die vor der Befreiung Chersons zerstört wurde.

Ukraine in Flames №469

Seit Beginn der unprovozierten russischen Aggression werden ukrainische Städte unerbittlich bombardiert. Die Russen zielen nicht nur auf militärische und kritische Infrastruktur, sondern auch auf zivile Strukturen, darunter auf Wohngebäude. Angesichts der Widerstandskraft der ukrainischen Streitkräfte hat Russland versucht, Angst zu schüren und die Gesellschaft insgesamt einzuschüchtern. Die Strategie besteht darin, die Ukrainer durch Terroranschläge unter Druck zu setzen, um eine Änderung der Position der politischen Führung zu fordern, damit sie aufhört, Widerstand zu leisten und zu verhandeln. Über den Terror als Wesen, Ziel und Werkzeug des russischen Staates.