2012 wurde in der Ukraine eine zivile ukrainische Initiative “Gib das Lesen hinzu” gegründet. Heute ist sie in 8 Gebieten der Ukraine und auch in Washington aktiv. Diese zivile Initiative arbeitet an der Förderung des Lesens, schafft eine Umgebung zum Lesen für die Kinder und für die Kreativität von Kindern und Erwachsenen. Darüber, wie das Lesen im Donbass gefördert wird, berichteten die Teilnehmer der Pressekonferenz aus Mariupol.
In Mariupol wurden 6 „Nistkästchen“ – Mini-Kinderbibliotheken im öffentlichen Raum errichtet. Dieses Projekt leitete die Zentrale Kinderbibliothek der Stadt Mariupol im Rahmen einer ukrainischen Aktion „Gib das Lesen hinzu“ ein. Darüber erzählte Halyna Motruk, die leitende Bibliothekarin der Zentralen Horkyj-Kinderbibliothek der Stadt Mariupol während einer Skype-Zuschaltung im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projektes “Sprecher eines friedlichen Lebens”, das mit der Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland stattfand.
Ein „Nistkasten“ befindet sich in der „Schule der künftigen Mütter“, fünf weitere auf dem Territorium der Kinderklinik, sowie in der neurologischen und Trauma-Abteilung an der Kinderklinik. „In einer Warteschlange sind die Kinder in die mobilen Geräte vertieft oder langweilen sich zu Tode. Jetzt können Mütter und Kinder, die den Arzt warten oder sich in der Behandlung befinden, diese Bücher lesen, sie mit nach Hause nehmen und später zurückbringen. Das Lesen ist für sie noch zugänglicher geworden“, sagte Halyna Motruk.
Die Bücherausstattung der Mini-Kinderbibliotheken besteht aus Büchern und Zeitschriften zu verschiedenen Themen für Kinder des mittleren Alters und Eltern. „Wir versuchen, dass die Nistkästchen zur Hälfte aus den ukrainischsprachigen und zur anderen Hälfte aus russischsprachigen Büchern bestehen. Es ist leichter, eine Sprache durch das Lesen zu beherrschen“, sagte Halyna Motruk.
Die “Nistkästchen” wurden für Zuschussmittel errichtet
Die Mittel für die Erschaffung der Mini-Bibliotheken wurden in einem Mini-Grant gewonnen. Die Bibliothek-Mitarbeiter haben an einem Training “Aktive Bürger” teilgenommen. Dieser Workshop wurde von British Council organisiert. Das Design für die “Nistkästchen” haben Künstler aus Mariupol im Petrykiwsjkyj Stil entworfen. Ein “Nistkästchen” haben die Kinder selbst bemalt. Eröffnet wurde die neue Bibliothek mit einem kleinen Fest – die Bibliothek-Mitarbeiter haben sich als Helden verschiedener literarischer Werke verkleidet, haben den Kindern Rätsel aufgegeben und Ratespiele gespielt. Mit solchen Maßnahmen ist es gelungen, die Kinder fürs Bücherlesen zu begeistern. Die “Nistkästchen” werden jede zwei Wochen geprüft. Sollten dort nicht genug Bücher vorhanden sein, werden sie nachgefüllt.
Der Bücherbestand wird dank einer Wohltätigkeitsaktion aufgefüllt
Da im Projekt keine finanziellen Mitteln für die Bücher selbst vorgesehen wurden, haben die Bibliothek-Mitarbeiter eine Wohltätigkeitsaktion ausgerufen – die Kinder und Eltern sollten Bücher abgeben, die sie verschenken möchten oder sie mehr nicht brauchen. Solche Anzeigen wurden in sozialen Netzwerken und in der lokalen Presse veröffentlicht. An dieser Aktion nehmen 9 Bibliotheken der Stadt Mariupol teil. Die Bibliotheken selbst sind gut mit den Büchern versorgt, es gibt nur zu wenig Kinderliteratur in ukrainischer Sprache.
Die Bibliothek ist zu einem Kultur- und Erziehungszentrum geworden
Halyna Motruk berichtete, dass die Bibliotheken im Moment ein sehr aktives Leben erleben. Ihr zufolge sind sie von einem „Platz zum Lesen“ zu Kultur- und Erziehungszentren geworden: hier werden außerschulische Aktivitäten für die Schüler veranstaltet, Märchenaufführungen gezeigt, Workshops durchgeführt.
Die Bibliotheken sind mit den Schulen in Verbindung: Lehrer und die Schulleitung werden über alle geplanten Aktivitäten benachrichtigt, diese leiten dann die Informationen an die Kinder weiter. Die Kinder kommen wie in den ganzen Klassen als auch alleine. In einem Monat besuchen die Bibliothek mehr als Tausend Besucher.
Halyna Motruk sagte, dass ein wichtiger Teil der Arbeit eines Bibliothek-Mitarbeiters bestehe darin, ein Kind fürs Lesen zu begeistern, und die Eltern zu beraten, wie man das am besten tue. Ihren Worten nach, sei es äußerst wichtig, dass das Kind selbst ein Buch aussucht, welches es interessiert. Dabei helfen lebendige Zeichnungen, die den Kindern helfen, sich die Charaktere und die Ereignisse vorzustellen. Das Wichtigste sei aber ein persönliches Beispiel der Eltern, welches das Lesen zu einer Familientradition macht.