Ukrainische Energie: Kohle abschalten

Energy down
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Das Ukraine Crisis Media Center präsentiert eine verkürzte Übersetzung des Artikels der Deutschen Welle über die ukrainische Energiekrise. Darüber hinaus bieten wir unter folgenden Links einen Überblick zur Energieblockade, eine Darstellung zu ihren Anfängen sowie eine Analyse ihrer möglichen Konsequenzen an.

Die Ukraine kämpft derzeit mit den Folgen der offiziellen Blockade gegen Kohle aus dem Donbass. Obwohl der Ausnahmezustand im Energiesektor bestehen bleibt, spüren die Verbraucher die Folgen noch nicht. Es kam im Land bisher nicht zu Stromausfällen, während sich nun die Heizsaison dem Ende neigt. Allerdings macht sich der Mangel an Anthrazit-Kohle anderweitig bemerkbar:

Die Heizkraftwerke in Zmiiw, Trypilska und Prydniprowska haben die Arbeit bereits eingestellt, das Heizkraftwerk Kryworizka wird folgen.

Wsewolod Kowaltschuk, der amtierende Direktor von “Ukrenergo” (das staatliche Unternehmen, das das technische und operative Management des ukrainischen Energiesystems betreibt) hat erklärt, dass die Heizkraftwerke unter Berücksichtigung der Wahrung der allgemeinen Energiesicherheit abgeschaltet wurden. Im Falle eines tatsächlichen Energienotstandes können die Kraftwerke kurzfristig wieder hochgefahren und an das Netz angeschlossen werden. Er betonte weiterhin, dass das Stromnetz in der Lage ist, alle Kraftwerke abzuschalten, die Anthrazit-Kohle verwenden. Während die Anlagen nicht im Betrieb sind, wird die Zeit genutzt, um Reparaturarbeiten durchzuführen und um Kohle für den erhöhten Energiebedarf im Hochsommer zu sammeln.

Erderwärmung

Einige Experten betonten, dass die Energiekrise dadurch abgeschwächt wurde, dass die Heizsaison in einigen Regionen praktisch zwei Wochen früher als üblich endete. “Wegen der frühen Frühlingshochwasser haben die Wasserkraftwerke ihre Stromproduktion erhöhen können und durch die zusätzlichen Ressourcen eine höhere Manövrierfähigkeit ermöglicht,” erklärt Andrii Perewertaijew, Experte der Energie-Reform Koalition.

Der derzeitige Kurs der ukrainischen Regierung zielt auf Energiesparmaßnahmen ab. “Die Situation wird nicht lange anhalten. Im Sommer wird es hitzebedingt wieder einen erhöhten Strom-Bedarf für Klimaanlage geben, sodass das Anthrazit-Problem wieder eskalieren wird,” warnt Olena Pawlenko, Präsidentin des Analyse-Zentrums DiXi Group.

Strategische Herangehensweise

Wolodymyr Omeltschenko, Direktor des Energie-Programms des Razumkow-Zentrums ist der Meinung, dass die Regierung statt die Initiative zu ergreifen weiterhin nur reagieren wird, ohne eine klare Langzeitstrategie gegen die Abhängigkeit der Donbasskohle zu haben. “Wir müssen anfangen, Verträge für den Import von Kohle abzuschließen, unsere Kraftwerke von Anthrazit- zu Gaskohle umzurüsten, Energiesparmaßnahmen durchzuführen und endlich mindestens ein Jahr vorauszudenken,” forderte er.

Bis Ende 2017 wird die Ukraine 4,7 Millionen Tonnen Anthrazitkohle importieren müssen. Energieminister Igor Nasalik verlässt sich auf den Import von 2,5 bis 3 Millionen Tonnen aus den USA. Außerdem sollen sich neue Vertragspartner für den Anthrazitkohle-Import gefunden haben, z.B. Südafrika, so der Energieminister.

Energie: Politik versus Wirtschaft?

Laut Andrii Perewertaijew sollte die Ukraine entweder unverzüglich mit den exportierenden Staaten eine zusätzliche Produktion vereinbaren oder einen höheren Preis für im Ausland gelagerte Kohle anbieten. Seiner Meinung nach sind die energieerzeugenden Unternehmen nicht in der Lage, Langzeitkredite aufzunehmen, da das Parlament scheiterte, ein entsprechendes Gesetzt bezüglich des Strommarktes zu ratifizieren. Dementsprechend werden die Ausgaben an die Verbraucher weitergeleitet. Allerdings muss betont werden, dass es selbst bei einem erfolgreichen Vertragsschluss keine Garantien dafür gibt, dass genügend Kohle rechtzeitig zur Heizsaison zur Verfügung steht. Der Kaufpreis für Importkohle wurde noch nicht veröffentlicht.

Andrew Faworow, der Direktor der Energieressourcen der Ukraine, glaubt, dass der Import von Strom aus Moldawien, Weißrussland, Rumänien, der Slowakei oder Ungarn günstiger wäre als der Import von Kohle aus Südafrika und den Vereinigten Staaten. Ihm zufolge bestünden dafür die technischen Voraussetzungen, es sei aber unwahrscheinlich, dass die Energieproduzenten (in anderen Worten: Rinat Achmetow, der 70 Prozent der ukrainischen Heizkraftwerke besitzt) es zulassen werden, dass die Kraftwerke abgeschaltet werden, wenn günstiger Strom aus dem Ausland importiert wird.

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