Das internationale Filmfestival in Marhanez ist der Beginn einer Filmkultur in ukrainischen Kleinstädten

Die ukrainische Filmindustrie erlebt gerade einen wirklichen Aufbruch. Dieser Aufstieg kommt in Form staatlicher Unterstützung auch wahrnehmbar bei den Spezialisten der Branche an. So wurde im März 2017 das Gesetz „Über die staatliche Hilfe der ukrainischen Filmkunst“ beschlossen. Die Filmkommission von Lwiw ist bereits das dritte Jahr im Amt, was eine Basisinitiative war, wobei geplant ist, ihre Erfahrungen auf andere Regionen zu übertragen. Die inländische Filmproduktion wächst. Die Anzahl der Filmfestivals und Filmvorführungen außerhalb von Großstädten steigt.

Am 6./7. Mai findet in Marhanez, einer Stadt im Gebiet von Dnepropetrowsk, erstmals ein internationales Festival für Kurzfilme statt (das „Marhanets International Short Film Festival“). Hauptzweck ist, in der Kleinstadt eine Filmkultur zu starten und zu entwickeln. Marhanez ist eine Industriestadt mit etwas über 47.000 Einwohnern. Dort wird Manganerz abgebaut. Bisher gibt es dort kein Kino. Das einstige Kino „Dnepr“ wurde vor vielen Jahren geschlossen. Die Organisatoren des Festivals hoffen, dass diese Veranstaltung mehr Aufmerksamkeit auf diese Frage wirft.

Filmkultur in Kleinstädte bringen

„In der Ukraine werden Filme hauptsächlich in Großstädten produziert. In Europa kann jede Kleinstadt mit 100.000-150.000 Einwohnern eine Finanzierung für Kurzfilme aus dem Lokal- und Gebietsbudget beantragen und dieses Geld bekommen. Dort wird pro Jahr sehr viel gedreht. Wir hoffen, dass wir durch dieses Filmfestival eine Filmkultur in Kleinstädte bringen können und dass so etwas in Zukunft auch bei uns möglich wird“, sagte Anna Demjanenko, Co-Gründerin und Generalproducer des Festivals in Marhanez.

Programm und Jury des Festivals

Die Wettbewerbe des Festivals sind in nationale und internationale Bereiche aufgeteilt. Im Nationalprogramm gibt es sieben ukrainische Kurzfilme; im internationalen – fünf ausländische. Auf der Website für das Festival ist die Liste der Filme zu finden.

Die Sieger werden durch eine internationale Jury gewählt, der der ukrainische Filmkritiker Alexander Gusejew angehört. Er ist ständiges Jurymitglied des Filmfestivals „Molodost“, sowie bei „Docudays“ und dem internationalen Filmfestival von Odessa. Mark Brennan (Großbritannien) bewertet die Filme online. Er ist Direktor des Filmfestivals „Exit 6 Film Festival“. Der Schauspieler Mauro Cipriani (Italien) hat eine Hauptrolle in dem Film „Netz der Turteltauben“ von Taras Tkatschenko. Außerdem gewannen die Organisatoren auch lokale Spezialisten für die Jury – Journalisten und Kulturschaffende. Die Festivalgäste wählen den Film für den Preis der Zuschauersympathie.

Spezialisten der ukrainischen Filmindustrie entwickelten das Konzept für das Festival und bereiteten es vor. Sie sammelten 2016 Erfahrungen bei der Durchführung des Kurzfilmfestivals „uFilmFest“.

Prägung des heimischen Publikums

Die Leute von Marhanez verfolgen mit dem internationalen Kurzfilmfestival auch das Ziel, die moderne ukrainische Filmkultur für das heimische Publikum interessant zu machen.

„Mit jedem Jahr erscheinen mehr und mehr ukrainische Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Aber man muss sie über den Kreis unserer Facebook-Freunde hinaus bekannt machen. Es zeigt sich, dass die meisten Leute, wenn überhaupt, nur wenige ukrainische Filme nennen können“, sagte Alexander Gusejew, Juryvorsitzender des „Marhanets International Short Film Festival“.

„Über die Jahre können solche kleinen Festivals zu großen und angesehenen Veranstaltungen werden“, meinte Marina Artemenko, Regisseurin und Vertreterin der Festivaldistribution bei dem Unternehmen „Letter to Fest“.