Kiew liegt im Trend. Die ukrainische Hauptstadt in Werbespots weltbekannter Marken

Kiewer Stadtansichten sind bei westlichen Giganten wie Apple, Google, Diesel, Mazda und Lacoste beliebt. Sie haben Aufnahmen für ihre Werbespots in der ukrainischen Metropole in Auftrag gegeben, berichtet die ukrainische Zeitschrift Nowoje Wremja. Das Ukraine Crisis Media Center hat den Artikel zusammengefasst.

Apple und der Kiewer Hauptbahnhof

Einen bisherigen Höhepunkt für die ukrainische Werbewirtschaft stellen die Aufnahmen von Kiewer Locations in dem Apple-Video dar, das am 12. September 2017 in der kalifornischen Stadt Cupertino vorgestellt wurde. In dem Werbespot für eine neue Apple Watch rast der bekannte spanische Skateboarder Kilian Martin durch Massen von Stadtbewohnern – im Kiewer Hauptbahnhof und in einer Metrostation. An den Dreharbeiten war das ukrainische Produktionsstudio Radioaktive Film beteiligt. Eine amerikanische Werbeagentur hatte nach Ländern gesucht, wo man preiswert ein qualitativ hochwertiges Video drehen kann. Die ukrainischen Produzenten gewannen die Ausschreibung.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Die Produktionskosten für ein Video sind in der Ukraine in der Regel vier- bis fünfmal geringer als in einem westeuropäischen Land oder in den Vereinigten Staaten. Jedoch wollen westliche Konzerne teure Videoproduktionen nicht ganz in die Hand lokaler Produzenten geben. Daher bringen sie meist eigene Kameraleute mit. Die ukrainischen Firmen übernehmen dann vor allem die Organisation und Logistik. Sie stellen die technische Ausrüstung bereit und sorgen für Unterkunft und Verpflegung.

In letzter Zeit schauen sich ausländische Produktionsfirmen aber auch zunehmend nach günstigeren ukrainischen Profis um. Das berichtete Julian Ulybin, Regisseur und Gründer der Produktionsfirma Shoot Group. Ihm zufolge sind eigentlich auch ukrainische Firmen technisch in der Lage, anspruchsvolle Aufträge aus dem Ausland anzunehmen. Auf dem lokalen ukrainischen Markt gebe es zwei große Firmen, Patriot und Illuminator, bei denen man alles mieten könne, was für Dreharbeiten gebraucht werde. Stolz spricht Ulybin von seinem High Speed Motion Control Studio, einem Roboter, der eine Kamera mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde trägt und den Effekt von “gefrorenem Wasser” erzeugen kann. “In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gibt es einen solchen Roboter nur bei uns. Es gibt noch einige von ihnen in der EU. Aber gerade von dort bekommen wir oft Anfragen für die Produktion von Werbespots für Lebensmittel, weil wir eben günstiger sind”, betonte der Regisseur.

Pawlo Wrschesch von der ukrainischen Kreativagentur Banda sagte, von Vorteil sei auch, dass man in der Ukraine recht unkompliziert eine Erlaubnis für Dreharbeiten an Orten bekommen könne, wo man in anderen Ländern keine Genehmigung erhalten würde. “In vielen Ländern ist es verboten, in der U-Bahn zu filmen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Apple im New Yorker Bahnhof hätte filmen können und wie viel das gekostet hätte”, sagte er. Es sei nicht schwer, Dreharbeiten in der Kiewer U-Bahn durchzuführen. Man müsse nur ein Formular auf der Webseite ausfüllen und eine Gebühr zahlen.

In diesen Spots ist die Ukraine zu sehen

Die ukrainische Firma Family Production hat vor Kurzem einen Werbespot für die italienische Bekleidungsmarke Diesel in Kiew gedreht. Regisseur war der Franzose Francois Roussel. Er hatte schon Videos für die Rolling Stones, Snoop Dogg und Madonna produziert. Roussel wählte als Location für die Dreharbeiten eine große noch unvollendete Brücke über den Fluss Dnipro in Kiew.

Die selbe Brücke war im Jahr 2016 Drehort für einen Werbefilm der Automobilmarke Mazda. An den Dreharbeiten nahm der bekannte britische Rennfahrer Ben Collins teil. In dem Video fährt er auf der Brücke in einem völlig verdunkelten Auto. Dabei muss er sich ausschließlich auf die Außensensoren und die Anweisungen des Computers des Fahrzeugs verlassen. Sie sorgen dafür, dass das Auto während der Fahrt nicht von der Brücke in den Fluss stürzt.

Dmytro Suchanow, Direktor der ukrainischen Toy Production, die schon für das britische Telekom-Unternehmen Virgin Media, die italienische Automobilmarke FIAT und den großen amerikanischen Energiekonzern Chevron Werbung in der Ukraine produziert hat, sagt, Kiew sei aus mehreren Gründen attraktiv. “Auf dem Weltmarkt kommt die Architektur aus der Sowjetzeit gut an, aber auch moderne Inneneinrichtungen”, betonte er. Im Unterschied zur inländischen Nachfrage seien alte Häuser im traditionellen ukrainischen Stil bei ausländischen Produzenten eher uninteressant. Suchanow ist überzeugt, dass im Ausland kosmopolitische Stadtansichten aus der Ukraine besser ankommen.