Russische Scheinreferenden haben begonnen
Am 23. September hat Russland in den besetzten Gebieten mehrerer Regionen der Ukraine – Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson – damit begonnen, gefälschte “Referenden” mit dem Ziel der Annexion dieser Regionen abzuhalten. Die russische Armee kontrolliert unterdessen keine dieser Regionen vollständig.
Am 20. September kündigten die vom Kreml kontrollierten Marionetten der Besatzungsverwaltungen in den Quasi-Republiken Donezk und Luhansk sowie in den besetzten Teilen der Regionen Saporischschja und Cherson gleichzeitig an, vom 23. bis 27. September “Referenden” über den “Beitritt” zu Russland abzuhalten.
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte berichtete, dass die Bewohner der meisten Orte in den besetzten Gebieten daran gehindert werden, die Gebiete zu verlassen, damit sie an den “Referenden” teilnehmen.
Journalisten des ukrainischen TV-Senders “Suspilne” sprachen mit Einwohnern der Region Saporischschja, die es in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet geschafft haben. Ihnen zufolge will das russische Militär während der Pseudo-Referenden niemanden mehr herauslassen.
“Viele wollen weg wegen dieses Referendums. Männer zwischen 18 und 35 Jahren werden aber nicht herausgelassen. Man bekommt Anrufe, ob man an dem Referendum teilnehmen würde, was man von diesem Referendum halten würde, wofür man stimmen würde. Es wurden sogar Umfragen durchgeführt. Die meisten wird man zwingen. Man bekommt gesagt, wenn man humanitäre Hilfe oder eine Rente erhalte, dann müsse man zum Referendum kommen”, sagte Reportern Jegor, ein Bewohner von Wasyliwka. Eine Frau namens Natalija sagte Journalisten, dass sie Männer im Alter von 18 bis 45 Jahren nicht rauslassen würden. Ihren Angaben zufolge ist ihr Sohn im besetzten Gebiet zurückgeblieben.
Die Ergebnisse der illegalen “Referenden” über den Beitritt der besetzten Gebiete der Ukraine zur Russischen Föderation werden nicht anerkannt, und die Antwort auf ihre Abhaltung werden neue Sanktionen sein, so die Außenminister der G7-Staaten und der Europäischen Union. Die Eskalation und Drohung mit Atomwaffen durch Russland sei unverantwortlich, heißt es in deren Erklärung.
Ukrainische Verluste im Krieg gegen Russland
Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit Ouest-France feststellte, sind die Kriegsverluste der Ukraine fünfmal geringer als die der Russischen Föderation: “Wir haben Schätzungen der Verluste pro Tag, sie sind nicht genau. Das sind etwa 50 Personen pro Tag. Aber das sind keine genauen Zahlen, weil wir nicht wissen, wie viele Soldaten und Zivilisten sich noch in diesem Gebiet aufhalten.”
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums belaufen sich die Verluste der Streitkräfte der Ukraine seit Beginn der umfassenden Invasion der Russischen Föderation auf über 9000 Soldaten. Die Verluste der Russischen Föderation belaufen sich nach Angaben des ukrainischen Generalstabs auf mehr als 56.000 Gefallene.
Exhumierung in Isjum abgeschlossen
Am 23. September wurde in der befreiten Stadt Isjum in der Region Charkiw die Exhumierung der von den Besatzern getöteten Bewohner abgeschlossen – insgesamt wurden 447 Leichen, darunter Kinder, exhumiert. Dies teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung in Charkiw, Oleh Synehubow, auf Telegram mit. “Die Exhumierung der Leichen aus dem Massengrab in Isjum ist abgeschlossen. Die Arbeit dauerte eine Woche ohne Unterbrechung. 447 Leichen wurden geborgen. Davon waren 215 Frauen, 194 Männer, 5 Kinder, sowie 22 Soldaten. Außerdem wurden die Überreste von 11 Personen entdeckt, deren Geschlecht derzeit nicht bestimmt werden kann”. Laut Synehubow weisen die meisten Toten Anzeichen eines gewaltsamen Todes und 30 von Folter auf. Es gibt Körper mit Seilen um den Hals, mit gefesselten Händen, mit gebrochenen Gliedmaßen und Schusswunden. Mehreren Männern wurden die Genitalien amputiert.
Ukraine in Flames #197
Teilnehmer:
- Valeriy Chaly, Vorstandsvorsitzender der UCMC, Botschafter der Ukraine in den USA (2015-2019),
- Oleksandr Merezhko, Abgeordneter der Ukraine, Vorsitzender des Ausschusses für Außenpolitik und interparlamentarische Zusammenarbeit,
- Ivanna Klympush-Tsintsadze, Abgeordnete, Vorsitzende des Ausschusses für die Integration der Ukraine in die EU,
- Marko Shevchenko, Außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Ukraine in der Republik Moldau.