Kyjiw – Pläne für den Winter
In der vergangenen Woche hat Bürgermeister Vitali Klitschko in mehreren Interviews und in einer Erklärung deutlich gemacht, dass die Behörden der Hauptstadt die wirklichen Bedrohungen und Risiken des kommenden Winters vor den Bürgern nicht verbergen, sondern versuchen, die Stadt so gut wie möglich vorzubereiten.
Auf die Frage, ob es in Kyjiw zu einem totalen Blackout kommen könne, antwortete Klitschko: “Wir tun alles, damit das nicht passiert. Aber seien wir ehrlich: Unsere Feinde tun alles dafür, dass die Stadt ohne Heizung, ohne Strom- und Wasserversorgung ist. Und überhaupt, dass wir alle sterben.”
Der Blackout-Plan der Stadtverwaltung lautet wie folgt: “In der Kriegssituation, in der wir leben, müssen wir Pläne für verschiedene Szenarien und Notfallsituationen haben. Man muss bereit sein, zu handeln. Zu den Vorbereitungen auf den Winter haben wir ausländische Partner hinzugezogen, kaufen weiterhin Generatoren, Heißluftpistolen, rüsten Heizstationen aus und sichern kritische Infrastrukturen. Wir tun alles, um das Leben der Hauptstadt unter diesen schwierigen Bedingungen zu gewährleisten.”
Auf die Frage, ob es eine Evakuierung geben werde, sagte Klitschko: “Ich appelliere auch an die Menschen. Im schlimmsten Fall, wenn wir keine Strom- und Wasserversorgung haben, müssen Sie darüber nachdenken, ob Sie Verwandte und Freunde in den Vororten von Kyjiw haben, wo es eine eigene Wasserversorgung, einen Ofen, eine Heizung gibt, um dort vorübergehend unterzukommen. Bitte planen Sie für den Fall eines schlechten Szenarios, damit Sie einige Zeit bei Ihren Freunden oder Bekannten verbringen können.”
Klitschko forderte die Bewohner Kyjiws auch auf, sich um die Versorgung mit Trink- und technischem Wasser, Lebensmitteln, aufgeladenen Powerbanks und warmer Kleidung zu kümmern. Laut Klitschko gibt es derzeit etwa drei Millionen Menschen in Kyjiw, die in der Hauptstadt “übernachten”, tagsüber “ist diese Zahl viel größer, da Menschen aus den Vororten kommen”.
Natürlich machen sich die Ukrainer wenig Illusionen über die Pläne des Feindes und seine Bereitschaft, die zivile Infrastruktur zu zerstören. “Der Feind ist heimtückisch und zynisch. Russland begeht Völkermord – insbesondere, indem es versucht, den Energiesektor der Ukraine zum Kollabieren zu bringen. Versorgungsarbeiter, Energiearbeiter bemühen sich und beseitigen Schäden an Netzen umgehend, tun alles, um sicherzustellen, dass die Bewohner versorgt werden. Aber wir müssen auf verschiedene Situationen vorbereitet sein, auch wenn wir davon ausgehen, dass das Schlimmste nicht passieren wird”, sagte Klitschko.
Stromausfälle in Kyjiw könnten innerhalb von zwei Wochen aufgehoben werden, wenn es keine neuen russischen Raketenangriffe auf die Infrastruktur gibt. Das gab der Exekutivdirektor des Energieversorgers DTEK, Dmytro Sacharuk, im ukrainischen Fernsehen bekannt. Er sagte, die Ausfälle würden so lange dauern, bis die Leitungen und die Infrastruktur für die Stromübertragung aus anderen Regionen der Ukraine nach Kyjiw repariert oder Erzeugungskapazitäten hinzugefügt seien.
Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, Russland würde seine Kräfte für mögliche neue massive Angriffe vor allem auf die ukrainische Energieinfrastruktur sammeln. Selenskyj zufolge hat Russland mit dem Stand vom 1. November 40 % der ukrainischen Energieanlagen beschädigt.
Die Flugabwehrsysteme NASAMS und Aspide sind in der Ukraine eingetroffen
Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister Oleksiy Resnikow werden diese Waffen die ukrainische Armee erheblich stärken und den Luftraum sicherer machen. “Wir werden weiterhin feindliche Ziele abschießen, die uns angreifen. Wir danken unseren Partnern: Norwegen, Spanien und den USA”, erklärte Resnikow. Zwei Batterien von NASAMS-Luftverteidigungssystemen waren in dem Hilfepaket für die Ukraine in Höhe von 820 Millionen US-Dollar enthalten, das die USA am 1. Juli angekündigt hatten. Am 24. August, dem Unabhängigkeitstag der Ukraine, kündigte das Pentagon ein weiteres Hilfspaket im Wert von fast drei Milliarden US-Dollar an, das sechs zusätzliche NASAMS-Batterien und dazugehörige Geschosse umfasst. Das amerikanische Unternehmen Raytheon Technologies, der Hersteller von NASAMS, berichtete am 25. Oktober, dass es vor einigen Wochen die ersten beiden Systeme an die US-Regierung übergeben hat und bereit ist, in die Ukraine geschickt zu werden.
Podcast Explaining Ukraine.
Russlands Getreide-Erpressung ist gescheitert, weil Moskau ukrainische Lebensmittelexporte nicht blockieren konnte. Der nächste große Kampf wird um Cherson sein. Die Ukraine leidet immer noch unter massiven Stromausfällen. Der Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko, sagte, dass die Stadt Pläne für die Evakuierung von drei Millionen Menschen im Falle eines Blackouts im Winter entwickelt. Moderatoren: Volodymyr Yermolenko, ukrainischer Philosoph, Journalist und Chefredakteur von UkraineWorld.org, sowie Tetyana Ogarkova, zuständig für Internationale Angelegenheiten beim Ukraine Crisis Media Center.
