Tag 114 des Krieges: Raketenangriff auf Mykolajiw, Visumpflicht für Russen, Johnson in Kyjiw

Die Europäische Kommission hat offiziell empfohlen, Kyjiw den EU-Kandidatenstatus zu verleihen. Die Entscheidung wurde am 17. Juni bekanntgegeben. Die endgültige Entscheidung darüber, ob der Ukraine der Kandidatenstatus verliehen wird, soll von den Staats- und Regierungschefs aller EU-Mitgliedstaaten auf dem Gipfeltreffen des Europäischen Rates am 23. und 24. Juni getroffen werden.

Boris Johnson ist wieder in Kyjiw. Der Premierminister des Vereinigten Königreichs, Boris Johnson, ist am 17. Juni zum zweiten Mal seit Beginn von Russlands Invasion in der Ukraine zu einem vorher öffentlich nicht angekündigten Besuch in der Ukraine eingetroffen. Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Regierung erörterten mit dem britischen Premier die Lieferung schwerer Waffen und Luftverteidigungssysteme, wirtschaftliche Unterstützung für die Ukraine, verstärkte Sanktionen gegen Russland und Sicherheitsgarantien.

Boris Johnson zeigte Verständnis dafür, dass Kompromisse zwischen dem ukrainischen Volk und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unmöglich sind. Ihm zufolge will London die weltweite diplomatische Koalition zur Unterstützung Kyjiws stärken und an der Verschärfung der Sanktionen gegen das Putin-Regime arbeiten. Der britische Premierminister versicherte, sein Land sei bereit, die Ukraine weiterhin mit Waffen zu versorgen und militärisches Training für deren Einsatz zu organisieren.

Raketenangriff auf Mykolajiw: Zwei Tote, Zwei Dutzend Verletzte, davon zwei Kinder. Infolge der Raketenangriffe Russlands auf Mykolajiw am 17. Juni wurden 21 Wohnhäuser und drei Eigenheime beschädigt. Das berichtet der Bürgermeister der Stadt, Oleksandr Senkewitsch, auf Telegram. Auch ein Umspannwerk, ein Sportvereinsgelände und eine Industrieanlage wurden getroffen. Der Bürgermeister stellte auch klar, dass 16 der Verletzten ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Vier weitere weigerten sich, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Unter den Opfern sind zwei Kinder.

Die Ukraine hat für Russen die Visumspflicht eingeführt. Premierminister Denys Schmyhal hat erklärt, das Ministerkabinett habe am 17. Juni beschlossen, das Abkommen über den visafreien Reiseverkehr mit Russland zu kündigen. In seinem Telegram-Kanal stellte der ukrainische Regierungschef klar, dass die Entscheidung am 1. Juli 2022 in Kraft tritt. Danach können die Bürger des Aggressorlandes nicht mehr ohne ein Visum in die Ukraine einreisen. Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj angekündigt, die Ukraine führe die Visumpflicht für Russen ein, um Gefahren für die nationale Sicherheit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine entgegenzuwirken.

Die Ukraine hat einen russischen militärischen Schlepper in der Nähe der Schlangeninsel angegriffen. Am Morgen des 17. Juni berichtete die ukrainische Marine, dass es ihr gelungen sei, das Schiff Wasilij Bech zu treffen. Der Schlepper transportierte zu dem Zeitpunkt Munition, Waffen und Personal der russischen Schwarzmeerflotte auf die von Russland besetzte ukrainische Insel. An Bord des Schleppers war ein Flugabwehr-Raketensystem TOR installiert, das die ukrainische Marine nicht daran hinderte, das Schiff zu treffen. Nach vorläufigen Angaben des ukrainischen MIlitärs gelang es, bis zu 70 % der Besatzung des Schiffes zu treffen, das Schicksal der anderen ist unbekannt.

Noch nicht genau bekannt ist, mit welcher Waffe die ukrainische Marine das russische Schiff getroffen hat. Der Leiter der Verwaltung des Gebiets Odessa, Maksym Martschenko, erklärte zunächst, dass es sich um Harpoon-Raketen gehandelt habe, löschte aber später seinen Beitrag auf Telegram. Die USA und Dänemark hatten zuvor versprochen, die Ukraine mit Harpoon-Raketen zu beliefern. Es handelt sich dabei um kleine Marschflugkörper zur Schiffsabwehr.

Ukraine in Flames: In der Region Charkiw, wo es Kämpfe gibt, leiden einige Dörfer unter der russischen Besatzung, und Charkiw selbst steht ständig unter Beschuss. Ukrainische Journalisten, Aktivisten und lokale Beamte aus der Region, die von der russischen Invasion schwer getroffen wurde, berichten, was sie durchgemacht haben und wie es ihnen geht. Video: Kharkiv live from the frontlines of the Russian war. Part 2