Tag 34 des Krieges: Raketenangriff auf Mykolajiw, Rückzug der Russen von Kyjiw und Tschernihiw, Verhandlungen in der Türkei

Raketenangriff auf Mykolajiw. Am 29. März, gegen 8.45 Uhr, wurde in Mykolajiw das neunstöckige Verwaltungsgebäude der Regionalen Staatsverwaltung von einer russischen Rakete zerstört. Der Leiter der Regionalregierung, Witalij Kim, erklärte, der Angriff erfolgte, als gerade die Beschäftigten zur Arbeit kamen. Unter den Trümmer des Gebäudes wurden von Rettungskräften 12 Personen tot geborgen, 33 Menschen wurden verletzt. In den vergangenen Tagen hatten die russischen Streitkräfte vergeblich versucht, Mykolajiw einzunehmen und mussten sich schließlich zurückziehen.

Russland zieht Truppen von Kyjiw und Tschernihiw zurück. Nachdem Russland am Dienstag seine Entscheidung bekannt gegeben hat, die Kämpfe in Kyjiw und Tschernihiw “stark zu reduzieren”, beobachten die USA bereits den Abzug russischer Truppen. Das berichtet CNN unter Berufung auf zwei hochrangige US-Beamte. Demnach beginne Russland damit, seine Streitkräfte abzuziehen, darunter russische taktische Bataillonsgruppen, die die Gegend um die ukrainische Hauptstadt verlassen.

Auch nach Angaben des Generalstabs der Streitkräfte der Ukraine ziehen die Besatzer Einheiten aus den Regionen Kyjiw und Tschernihiw ab und gruppieren sie um, mit dem Ziel, die Truppen in Richtung Charkiw und Donezk zu konzentrieren.

Russische Truppen ziehen sich auch in einigen Gebieten der Nordukraine zurück, vermutlich um die Kräfte im Süden und Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der US-Geheimdienst schließt nicht aus, dass ein solcher Rückzug von Luftangriffen und Artillerie-Angriffen auf Kyjiw begleitet werden könnte.

Gleichzeitig warnt CNN, dass Russland seinen Rückzug natürlich jederzeit ändern könne, um erneut anzugreifen, wenn es die Kraft dazu haben werde. Während des Krieges verlor die russische Armee mehr als 17.000 Soldaten, Hunderte von Panzern, mehr als 100 Flugzeuge und weiteres zahlreiches Gerät.

Verhandlungen in der Türkei. Am 29. März legte die ukrainische Seite in Istanbul einen Vorschlag für ein Abkommen über Sicherheitsgarantien für die Ukraine vor. Unter den Garanten des Abkommens sieht Kyjiw die Länder des UN-Sicherheitsrates Großbritannien, China, Russland, die Vereinigten Staaten, Frankreich, aber auch die Türkei, Deutschland, Kanada, Italien, Polen und Israel.

Ein entsprechendes Abkommen muss demnach einen ähnlichen Artikel wie Artikel 5 der NATO-Charta  enthalten. Aber der Mechanismus zu seiner Aktivierung solle, wie David Arachamija, Mitglied der ukrainischen Verhandlungsdelegation, sagte, noch strenger sein. Während die NATO so lange konsultieren könne, wie sie wolle, müssten die Garanten der Ukraine innerhalb von maximal drei Tagen militärische Hilfe leisten.

Die internationalen Sicherheitsgarantien sollten für die vorübergehend besetzten Teile der Gebiete Donezk und Luhansk sowie für die Halbinsel Krim nicht gelten. Im Falle eines Angriffs auf die Ukraine sollten die Garanten verpflichtet sein, Streitkräfte in die Ukraine zu entsenden, Waffen zu liefern und eine Flugverbotszone einzurichten.

Die ukrainische Delegation bietet Russland an, in einer separaten Klausel des Abkommens festzulegen, dass der Status der Krim und Sewastopols innerhalb von 15 Jahren in bilateralen Gesprächen geklärt wird. Die ukrainische Delegation schlägt zudem vor, dass das Schicksal der besetzten Gebiete der Ostukraine in direkten Gesprächen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geklärt wird.

Laut Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten, ist die Unterzeichnung eines internationalen Abkommens über Sicherheitsgarantien für die Ukraine nur nach einem landesweiten Referendum darüber möglich.

Ukraine in Flames: Schwieriges Schicksal ukrainischer Haus- und Wildtiere

2014 gab es in der Ukraine 750.000 Hunde und 5,5 Millionen Katzen. Tausende von ihnen, darunter auch große Hunde, wurden von ihren Besitzern wegen des Krieges zurückgelassen. Freiwillige retten verlassene und heimatlose Tiere, unterhalten Tierheime, versorgen sie mit Futter und evakuieren Haustiere nach Polen. Die Lage der Zoos in den Kampfgebieten und in den besetzten Gebieten ist hoffnungslos.

Nach Angaben der Ukrainischen Naturschutzgruppe befindet sich ein Drittel der Gebiete und Objekte des Wildtierschutzes, darunter zwei Biosphärenreservate, derzeit in Gebieten aktiver Kämpfe oder unter Besatzung. Die größten Bedrohungen gehen von Brände und Lärmbelästigung infolge der Kämpfe und des Beschusses aus.

Video: Difficult fates of Ukrainian pets and wildlife

Teilnehmer:

Oleksij Wasyljuk, Experte der Ukrainischen Naturschutzgruppe

Freiwillige Helfer des Sirius-Tierheims