Tag 61 des Krieges: Bilanz nach zwei Monaten Krieg

Brände im russischen Brjansk. Nur ein Vorwand für eine Mobilmachung? In der Nacht zum 25. April brachen im russischen Brjansk zwei Großbrände aus. Die russischen Behörden meldeten Feuer im Öldepot Transneft-Druschba und russische Medien berichteten von einer brennenden Kaserne.

Demnach seien Treibstofftanks angeblich “von ukrainischen Drohnen getroffen worden”. Eine Bestätigung dafür wurde jedoch nicht geliefert. Es hieß, Sprengkörper seien auf Tanks des Depots von Transneft-Druschba sowie auf eine innerhalb der Stadtgrenzen befindliche Kaserne abgeworfen worden. Einer der Tanks sei explodiert und der andere größere Tank für 20.000 Tonnen Treibstoff sei allerdings leer gewesen, schreibt die russische Zeitung Readovka.

Die ukrainische Seite äußerte sich nicht dazu. Der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine hatte allerdings zuvor davor gewarnt, die russischen Behörden könnte zu Provokationen auf ihrem eigenen Territorium greifen, um die Entscheidung zu rechtfertigen, “einen langwierigen, zermürbenden Krieg fortzusetzen”.

Bekanntlich hatte Russland schon von “Luftangriffen der ukrainischen Streitkräfte” gesprochen. So war am 1. April in einem Tanklager in der russischen Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze ein Feuer ausgebrochen, bei dem zwei Menschen verletzt wurden, sagte damals der russische Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. Er sprach von einem “Luftangriff von zwei Hubschraubern der Streitkräfte der Ukraine”. Am 2. April berichtete das Conflict Intelligence Team (CIT), dass die Rakete, die in der Nähe von Belgorod explodiert war, aus Russland abgeschossen worden sei.

Der ukrainische Militärexperte Oleh Schdanow sagte gegenüber “Radio Liberty”, zwei Brände in einer Gegend seien kein Zufall. “Das ist 170 Kilometer von unserer Grenze entfernt, da kommen wir nicht hin. Wir haben nicht die Mittel für so einen Raketenangriff”, so der Experte. Schdanow meint, dass die Russen dies selbst hätten tun können, um eine Begründung dafür zu haben, das Kriegsrecht zu verhängen und eine Mobilmachung anzuordnen. Im Gebiet Brjansk wurde die seit dem 11. April geltende Terrorwarnung nun verlängert.

84 % der Ukrainer glauben, dass auch die “einfachen” Russen am Krieg schuld sind. Immer mehr Ukrainer verurteilen die “einfachen Russen” wegen der russischen Kriegsverbrechen. Ende März machten 79 % der Ukrainer die “einfachen Russen” für den Krieg mitverantwortlich. Im April sind es bereits 84 % der Ukrainer. Nur noch 4 % der Befragten glauben, dass die russischen Bürger keine Schuld am Krieg tragen.

Auch der Glaube an einen Sieg ist bei den Ukrainern gestiegen: Ende März glaubten 91 % an einen Sieg, jetzt sind es 93 %. Absolut siegessicher waren im März 68 % der Befragten, jetzt sind es 72 %. Nur 1 % der Ukrainer sind sich überhaupt nicht sicher, ob die Ukraine den Angriff Russlands abwehren kann. Die Umfrage wurde von der Forschungsagentur Info Sapiens durchgeführt.

Podcast Explaining Ukraine: Bilanz nach zwei Monaten Krieg

Zwei Monate sind seit der massiven Invasion Russlands in der Ukraine vergangen. Wir ziehen mehrere wichtige Schlussfolgerungen: Das Scheitern der ursprünglichen Pläne Russlands; ausgezeichneter Widerstand der Ukraine; enorme Grausamkeit der russischen Armee; Veränderungen in Russlands Kriegsdiskurs; einige Prognosen für die Zukunft. Moderatoren: Volodymyr Yermolenko, ukrainischer Philosoph, Journalist und Chefredakteur von UkraineWorld.org, sowie Tetyana Ogarkova, zuständig für Internationale Angelegenheiten beim Ukraine Crisis Media Center.

Podcast: 2 months of war: key conclusions

UKRAINE IN FLAMES, ein Projekt des Ukraine Crisis Media Center, dem Analysezentrum der Ukrainischen Katholischen Universität und der NGO EuroAtlantic Course:

Warum Russlands Krieg gegen die Ukraine keine “ukrainische Krise” ist

Video: Why is Russia’s war against Ukraine not a “Ukrainian crisis”?

Wie wirksam sind die verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland?

Video: How effective are imposed economic sanctions against Russia?

Isolation Russlands im Sport: Härter, besser, schneller, stärker!Video: Sport isolation of Russia: harder, better, faster, stronger!