558. Kriegstag: Ukraine sieht russische Drohnen in Rumänien, Kyjiw wechselt Verteidigungsminister

Russische Drohnen in Rumänien explodiert?

In der Nacht zum 4. September hat Russland mit Shahed-Drohnen erneut massiv die Südukraine angegriffen. Die Luftstreitkräfte der Ukraine berichteten, dass 23 von 32 Drohnen abgeschossen worden seien. Jedoch wurden in den Regionen Odessa und Dnipropetrowsk Einschläge registriert. Insbesondere griff Russland erneut die Infrastruktur des an Rumänien angrenzenden Bezirks Ismail in der Region Odessa an.

Dabei sollen im Bereich des Hafens Ismail russische Raketen auf dem Territorium Rumäniens niedergegangen und dort explodiert sein. Das sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleh Nikolenko, unter Berufung auf den Staatlichen Grenzdienst der Ukraine. “Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass der russische Raketenterror eine große Bedrohung nicht nur für die Sicherheit der Ukraine, sondern auch für die Sicherheit der Nachbarländer, einschließlich der NATO-Mitgliedstaaten, darstellt”, betonte Nikolenko. Im Namen des Außenministeriums der Ukraine forderte er die Partner Kyjiws auf, die Lieferung zusätzlicher Luftverteidigungs- und Raketenabwehrsysteme sowie von Kampfflugzeugen zu beschleunigen. Er fügte hinzu, dass dies den Schutz der Infrastruktur der Ukraine und der Nachbarstaaten stärken werde.

Nach Angaben ukrainischer Grenzschützer wurden zwei Explosionen russischer Kamikaze-Drohnen auf dem Territorium Rumäniens beobachtet. Das rumänische Verteidigungsministerium bestreitet jedoch kategorisch diese Informationen. In der Mitteilung des Ministeriums auf Facebook heißt es, dass die von der Russischen Föderation eingesetzten Angriffsmittel “nie eine direkte militärische Bedrohung für das Staatsgebiet oder die Hoheitsgewässer Rumäniens dargestellt haben”.

Wechsel im Amt des ukrainischen Verteidigungsministers

Am 3. September hat Wolodymyr Selenskyj angekündigt, dass er dem Parlament vorschlagen werde, Oleksij Resnikow von seinem Posten zu entlassen und an seiner Stelle Rustem Umjerow zu ernennen. Der Rücktritt von Verteidigungsminister Resnikow folgt auf eine Reihe von Skandalen um staatliche Einkäufe für das Militär, darunter Eier und Jacken. Resnikow bestreitet, dass zu überhöhten Preisen eingekauft wurde.

2019 wurde Umjerow als Abgeordneter der Partei “Stimme” ins Parlament gewählt. Im September 2022 wurde er zum Leiter des Fonds für Staatsvermögen der Ukraine ernannt. Umjerow ist Krimtatare und Berater des Anführers des krimtatarischen Volkes, Mustafa Dschemiljew. Im Jahr 1944 war seine Familie zusammen mit dem gesamten krimtatarischen Volk aus der historischen Heimat Krim nach Sibirien und Zentralasien deportiert worden.

Der ukrainische Journalist Jurij Butusow kritisiert Umjerow als “eine Person fernab des Krieges”. Mit dem Wechsel im Amt des Verteidigungsministers werde “der Präsident für einige Zeit vor Korruptionsskandalen und Resnikows inkompetenten Managemententscheidungen geschützt, indem er verspricht, dass der neue Minister alte Probleme lösen wird”, schrieb Butusow und fügte hinzu, dass er vom neuen Minister keine programmatischen Maßnahmen erwarte.

Vitalij Schabunin, Direktor des ukrainischen Anti-Korruptions-Zentrums, glaubt hingegen, dass die Ernennung Umjerows zum Verteidigungsminister eine gute Entscheidung von Selenskyj ist. “Am besten sagt über einen Menschen in einer künftigen Position aus, welche Ergebnisse er in seiner vorherigen Position erreicht hat”, bemerkte er und betonte, dass er mit Butusows Kritik nicht einverstanden sei: “Erstens führt Umjerow seit den ersten Kriegstagen Lieferungen schwerer Waffen aus Ländern, die nicht öffentlich bekannt gegeben werden. Zweitens ist Umjerow seit Februar 2022 ein wichtiges Mitglied der Gruppe, die alle geheimen Verhandlungen über die Freilassung von Kriegsgefangenen durchführt – und befreit wurden mehr als 2000. Und noch etwas sehr Wichtiges: Es scheint mir, dass Selenskyj mit dieser Ernennung den Versuchen von irgendjemandem, einschließlich Verbündeten, uns unter Druck zu setzen, die Krim aufzugeben, endgültig ein Ende setzt.”

Die Journalistin und Aktivistin Daria Kalenjuk schreibt, dass sie von Umjerows Arbeit bei der Beschaffung von Waffen für die Ukraine angenehm überrascht sei. “Er hatte in den letzten anderthalb Jahren oft sehr stillschweigend die Dinge getan, die im Verteidigungsministerium gescheitert waren. Umjerow ist einer der wenigen in der Staatsmacht, der eine ganzheitliche strategische Vision davon hat, wie der Sicherheits- und Verteidigungssektor des Landes funktionieren sollte. Ein Manager mit praktischer Erfahrung in der Führung komplexer Teams, die im Verteidigungsministerium leider seit eineinhalb Jahren nicht mehr vorhanden ist”, so Kalenjuk. Sie ist überzeugt, dass allein die Tatsache, dass ein Krimtatar zum Verteidigungsminister der Ukraine wird, ein starkes Signal an die Welt darüber ist, wie die Ukraine den Krieg beenden will.

Ukraine in Flames №502

Ein Meme dient einem Zweck, der über die bloße Unterhaltung hinausgeht. Es fungiert als Baustein kultureller Informationen, ähnlich einem Informations-Virus, der die Wahrnehmung der Realität, die Weltanschauung und das Verhalten eines Individuums beeinflussen kann. Ukrainer und Russen führen seit etwa 2004 einen Meme-Krieg. Über Memes und Humor als unterschiedliche Formen der Kommunikation und über Kriegspropaganda, wobei der Schwerpunkt vor allem auf den wichtigsten Narrativen liegt, die in russischen Memes zu finden sind.